Aktualisierung der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) zu COPD
Die 2. Auflage der NVL COPD wurde am 17. August 2021 veröffentlicht. Das Wichtigste im Überblick.
Die 2. Auflage der NVL COPD wurde am 17. August 2021 veröffentlicht. Das Wichtigste im Überblick.
Das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) hat in Zusammenarbeit mit 51 Fachleuten aus 30 Organisationen einen überarbeiteten Teil der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) zur COPD herausgegeben. Die Überarbeitung der NVL erfolgt in Abschnitten. Die aktuell erschienene 2. Auflage ist Teil eines späteren Gesamtdokumentes und beinhaltet die Kapitel: Definition und Epidemiologie, Diagnostik und Monitoring, Tabakentwöhnung, nicht-medikamentöse Therapie, medikamentöse Therapie, Rehabilitation und Versorgungskoordination.
Weitere Themen werden im Rahmen der nächsten Auflage bearbeitet und veröffentlicht, hierzu werden voraussichtlich gehören: akute Exazerbation, operative und interventionelle Verfahren, berufsbedingte COPD, palliativmedizinische Versorgung, Komorbiditäten sowie allgemeine Arzt-Patienten-Kommunikation.
Was ist neu in der 2. Auflage?
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GLI-Referenzwerte für die Spirometrie:
Für die Diagnose einer COPD sollen bevorzugt die Referenzwerte der Global Lung Initiative (GLI) herangezogen werden. Dies soll altersbedingte Über- und Unterdiagnosen vermeiden.
Nur bei fehlender Verfügbarkeit der GLI-Referenzwerte kann auch der bisher gebräuchliche, starre Parameter FEV1/FVC < 70% verwendet werden.
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Medikamentöse Langzeittherapie:
Diese wird in zwei Behandlungspfade eingeteilt, je nachdem, ob die Schwere der Hauptsymptome oder das Erleben von Exazerbationen für den Patienten im Vordergrund steht.
Grundlage der Therapie sind langwirksame Anticholinergika (LAMA) und Beta-2-Sympathomimetika (LABA).
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Stark eingeschränkte Indikation für inhalative Corticosteroide (ICS):
ICS kommen nur infrage, wenn trotz Kombination von langwirksamem Anticholinergikum und Beta-2-Sympathomimetikum (LAMA/LABA) weiterhin vorrangig Exazerbationen auftreten.
Werden ICS bereits eingesetzt, soll die Indikation regelmäßig reevaluiert werden. Sie sollen abgesetzt werden, wenn die Zahl der Eosinophilen im Differentialblutbild < 100 Zellen/μl beträgt und keine klinischen asthmatischen Komponenten vorhanden sind; oder wenn in der Vergangenheit unter ICS eine Pneumonie aufgetreten ist.
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Alle Menschen mit COPD sollen einen schriftlichen Aktionsplan erhalten
Dieser unterstützt das Selbstmanagement und beinhaltet individuelle Therapie- und Notfallmaßnahmen.1
Was ist ansonsten wichtig?
Die Punkte, die in der 2. Auflage die größte Gewichtung erhalten, sind im Wesentlichen nicht neu:
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Tabakentwöhnung bleibt wichtigste Maßnahme
Eine klinisch relevante Verbesserung der COPD ist nur bei totaler Abstinenz möglich. Daher soll allen rauchenden COPD-Patienten eine Tabakentwöhnung nahegelegt werden, welche verhaltenstherapeutische und medikamentöse Maßnahmen umfassen soll.
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Nicht-medikamentöse Therapie = Grundlage der Behandlung
Neben der Raucherentwöhnung kommt nicht-medikamentösen Therapiemaßnahmen ein hoher Stellenwert zu. Diese sollen vor Einleitung medikamentöser Langzeit-Maßnahmen beginnen (ausgenommen hiervon ist die medikamentöse Behandlung von Akutsituationen).
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Körperliches Training
Auch in fortgeschrittenen Krankheitsstadien profitieren Menschen mit COPD von einem dem körperlichen Zustand und der Leistungsfähigkeit angepassten Training. Körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf den Verlauf der Erkrankung aus und unterstützt die Erhaltung der Autonomie älterer Erkrankter.
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Strukturierte Erfassung von Symptomschwere und Exazerbationen
Dies ermöglicht eine Vergleichbarkeit der Ereignisse und damit eine bessere Therapiesteuerung.
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Gründliche Einweisung in das Inhalationssystem
Erhält ein Patient ein neues Inhalationsgerät, benötigt er eine Einweisung. Betroffene sollen in der Arztpraxis die korrekte Handhabung üben und vorführen. Die Apotheke kann hier unterstützen, insbesondere bei einem nicht-intendierten Wechsel des Inhalationssystems.1
Das Leitlinien-Dokument finden Sie hier.
GOLD-Leitlinien-Report 2021
Weil es gerade ins Thema passt: im November 2020 veröffentlichte die Globale Initiative für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease, GOLD) die Aktualisierung 2021 des GOLD-Reports. An den Empfehlungen zur Diagnostik und Überwachung der COPD sowie für die Behandlung einer stabilen Erkrankung oder von Exazerbationen hat sich dabei nichts Wesentliches geändert.
Eine Neuerung war jedoch die Aufnahme eines Kapitels über COPD und COVID-19.
Darin bewertet das GOLD-Update 2021 die verfügbaren Daten zu COPD und COVID-19 und spricht vorläufige Empfehlungen auf der Grundlage des aktuellen Wissensstandes aus. Laut diesen Empfehlungen besteht keine Notwendigkeit, die pharmakologische und nicht-pharmakologische Behandlung der stabilen COPD zu ändern. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass Patienten mit COPD nach derzeitigen Erkenntnissen kein stark erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu haben scheinen. Patienten mit COPD haben ein leicht erhöhtes Risiko, wegen COVID-19 hospitalisiert zu werden, aber die Evidenz zum Risiko für schwere Verläufe oder Tod ist widersprüchlich. Insgesamt ist das Ausmaß dieser Risiken geringer, als man erwarten könnte, so der GOLD-Ausschuss.
Betont wird, dass die Differenzierung zwischen COVID-19-Symptomen und den gängigen Symptomen einer COPD oder Exazerbation schwierig sein kann.2
Referenzen:
1. Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) COPD – Teilpublikation, 2. Auflage. https://www.leitlinien.de/themen/copd.
2. February 2021, P. D. H. GOLD COPD strategy: what’s new for 2021? Guidelines in Practice https://www.guidelinesinpractice.co.uk/respiratory/gold-copd-strategy-whats-new-for-2021/455824.article.