Eine kleine kanadische Studie hat erstmals den Einfluss der Lippenbremse auf die Luftnot und Ausdauerleistungsfähigkeit bei Patienten mit interstitiellen Lungenerkrankungen untersucht.
Es ist Urlaubszeit (außer im Süden der Republik und in NRW) und wir fassen uns kurz, schließlich möchte man im Urlaub mal was anderes lesen als Fachliteratur …
Wir haben’s trotzdem getan und sind auf eine Arbeit von Wissenschaftlern der Universität Montréal (Québec) gestoßen. In Kanada, einer in den Sommerferien durchaus beliebten Urlaubsdestination, könnte ja gerade der ein oder die andere Kollegin unterwegs sein. Das ist natürlich nicht der Grund für unsere Auswahl des Papers, sondern die einfache und praxisrelevante Botschaft:
An der kleinen kanadischen Crossover-Studie nahmen 35 ILD-Patienten mit einer totalen Lungenkapazität von < 80% vom Soll teil (durchschnittliche forcierte Vitalkapazität: 64 ± 10%/Soll), die als ihre eigenen Kontrollen dienten: Sie absolvierten den 6-Minuten-Gehtest zweimal in randomisierter Reihenfolge, einmal mit Lippenbremse und einmal mit normaler Atmung. Die Messung ventilatorischer und metabolischer Parameter erfolgte mit einem Metabolic Cart und der Datenvergleich in einminütigen Intervallen.
Unter Einsatz der Presslippenatmung war – jeweils signifikant – zwar die Atemfrequenz niedriger und das Atemzugvolumen größer, dafür aber die Dyspnoe stärker (Dyspnoe (5,2 vs. 4,2 Punkte auf der 10-Punkte-Borgskala) und die Gehstrecke kürzer (403 vs. 429 ). Über 80% der Patienten (n = 29) empfanden die Lippenbremse weniger angenehm als die normale Atmung. Bei der Gesamtventilation und Sauerstoffsättigung gab es keine relevanten Unterschiede zwischen den Durchläufen. Dagegen resultierte die Anwendung der Lippenbremse in einer höheren durchschnittlichen Sauerstoffaufnahme (13.9 ± 3.6 vs 12.9 ± 3.2 mL/kg/min), auch nach Korrektur bezüglich der Wegstrecke.
Die Autoren konkludieren: Der Einsatz der Lippenbremse verbesserte in ihrer Studie im Vergleich zur Normalatmung weder die Belastungsdyspnoe von ILD-Patienten, noch die Gehstrecke oder den Gasaustausch, war dafür aber mit einem höheren metabolischen Aufwand verbunden. Angesichts dieser Ergebnisse sind Zweifel an der Nützlichkeit der Presslippenatmung für ILD-Patienten angebracht, was beim Zuschneiden von pneumologischen Reha-Programmen für diese Patientenpopulation berücksichtigt werden sollte.
Und wir halten fest:
Referenz:
1. Parisien-La Salle S al. Effects of Pursed Lip Breathing on Exercise Capacity and Dyspnea in Patients With Interstitial Lung Disease: A randomized cross over study. J Cardiopulm Rehabil Prev 2019;39(2):112-7
Abkürzungen:
FVC = forcierte exspiratorische Vitalkapazität
ILD = interstitielle Lungenkrankheit