Der Krankheitsverlauf der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) ist sehr variabel und die Prognose schwer vorhersagbar. Daher besteht ein dringender Bedarf an gut verfügbaren Biomarkern, um Patienten mit dem Risiko eines schnelleren Krankheitsverlaufs zu identifizieren.
Prognostische Biomarker sind oft eine komplexe, arbeits- und kostenintensive Angelegenheit. Dass es auch mal anders sein kann, lässt eine Analyse hoffen, die eine große Datenmenge aus mehreren Studien heranzog, um den Zusammenhang zwischen Monozytenzahl und Prognose bei Patienten mit IPF zu untersuchen.1
In die retrospektive Auswertung gingen insgesamt 2.067 IPF-Patienten aus den Verum- und den Placeboarmen von mehreren Phase-III-Studien zu Pirfenidon- und IFNγ-1b ein ('ASCEND', 'CAPACITY' und 'INSPIRE').
Hierbei stellte sich heraus, dass eine erhöhte Monozytenzahl zum Ausgangszeitpunkt mit einem signifikant erhöhten Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung, für Hospitalisationen und für die Sterblichkeit über ein Jahr einherging.
Zusätzlich zu einem Cut-Off-Wert von ≥0,95 × 109 Monozyten/L, die in einer Vorarbeit untersucht worden war, zeigte die neuere Analyse auch, dass ein Wert von 0,60 bis 0,95 × 109 Zellen/L mit schlechteren 1-Jahres-Outcomes assoziiert war (versus unter 0,60 × 109 Zellen/L).
Spätere Veränderungen der Monozytenzahlen gegenüber dem Ausgangswert waren mit keinem der Endpunkte über ein Jahr hinweg assoziiert und schienen durch die Studienmedikamente nicht beeinflusst zu werden.
Bei dieser Arbeit handelt es sich "nur" um eine retrospektive Studie, doch ihre Erkenntnisse stehen in Einklang mit Vorarbeiten der letzten Jahre. Eine 2019 im Lancet erschienene retrospektive Analyse von Daten aus drei großen Gesundheitsdatenbanken und einer Kohorte von Patienten mit systemischer Sklerose identifizierte ebenfalls eine erhöhte Monozytenzahl als potenziellen prognostischen Biomarker für Mortalität bei IPF und anderen fibrotischen Erkrankungen, einschließlich systemischer Sklerose, hypertropher Kardiomyopathie und Myelofibrose.2
Die Wissenschaftler arbeiteten sich in einer "Entdeckungskohorte" durch eine massive Menge öffentlich zugänglicher Transkriptomdaten aus Blutproben von Patienten mit Lungenfibrose. Anschließend validierten sie den Biomarker anhand von mehr als 7.000 anonymisierten Patientenakten. Patienten mit schwerem Verlauf war ein zum Zeitpunkt der Erstdiagnose hoher Monozytenwert gemeinsam.3
Eine aktuelle Analyse von Daten des australischen IPF-Registers fand ebenfalls einen Zusammenhang zwischen der Monozytenkonzentration und der Mortalität.4
Neben der Vorhersage einer schlechteren Prognose war die Monozytenzahl in einigen Untersuchungen auch mit dem Auftreten von akuten Exazerbationen von fibrosierenden interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD) assoziiert. Eine regelmäßige Überwachung könnte somit bei der klinischen Entscheidungsfindung helfen.
Bei Atemwegserkrankungen beispielsweise wird die Eosinophilenzahl routinemäßig zur Subphänotypisierung, zur gezielten Therapie und zur Bewertung des Therapieerfolgs verwendet. Falls es ein IPF-Äquivalent zu Eosinophilen gibt, wären die Monozyten ein interessanter Kandidat.
Ein begleitendes Editorial im American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine schließt: "Zweifellos werden die von dieser Studie berichteten Ergebnisse, so hoffen wir, Enthusiasmus für die Validierung von Monozyten als Biomarker anstoßen." 5
Referenzen:
1. Kreuter, M. et al. Monocyte Count as a Prognostic Biomarker in Patients with Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Am J Respir Crit Care Med 204, 74–81 (2021).
2. Scott, M. K. D. et al. Increased monocyte count as a cellular biomarker for poor outcomes in fibrotic diseases: a retrospective, multicentre cohort study. Lancet Respir Med 7, 497–508 (2019).
3. Armitage, A. H. Immune cell turned biomarker: Predicting severity of lung scarring. Scope https://scopeblog.stanford.edu/2019/04/02/immune-cell-turned-biomarker-predicting-severity-of-lung-scarring/ (2019).
4. Karampitsakos, T. et al. Increased monocyte count and red cell distribution width as prognostic biomarkers in patients with Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Respiratory Research 22, 140 (2021).
5. Fernandez, I. E. & Kass, D. J. Do Circulating Monocytes Promote and Predict Idiopathic Pulmonary Fibrosis Progression? Am J Respir Crit Care Med 204, 9–11 (2021).