Nicht so spannend, aber tödlicher: die Influenza!

Die menschliche Psyche ist einfach faszinierend, manchmal rätselhaft und dabei immer auch evolutorisch getrimmt. Was man nicht kennt, macht einem tendenziell Angst und neuartige Risiken werden oft höher gewichtet als die schon bekannten.

Die menschliche Psyche ist einfach faszinierend, manchmal rätselhaft und dabei immer auch evolutorisch getrimmt. Was man nicht kennt, macht einem tendenziell Angst und neuartige Risiken werden oft höher gewichtet als die schon bekannten. Das neuartige Coronavirus hält uns derzeit in Atem, für Todesfälle sorgt hierzulande aber die uns bestens vertraute Grippe.

Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird der aktuelle Stand zu 2019-nCoV im letzten Blog-Beitrag schon wieder überholt sein, zumindest weltweit betrachtet. Bundesweit ist die Ausbreitung des neuen Erregers mit bisher einem (n = 1) bestätigten Verdachtsfall noch sehr überschaubar. Die aktuelle Grippe-Lage (21.02.2020) sieht dagegen laut Influenza-Wochenbericht (PDF) der AGI und von GrippeWeb so aus:

Weitere Infos zur Influenzasaison 2019/20, die seit der 40. KW 2019 läuft, basierend auf Angaben, die dem RKI übermittelt wurden:

Bei diesen Zahlen handelt es sich wohl gemerkt nur um Fälle, die das RKI erreichen. Laut RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher gibt es "jedes Jahr mehrere Hundert Todesfälle und in der Tat geschätzt deutlich über 20.000 Todesfälle in schweren Grippewellen" (im Radioeins-Interview "Die Influenza ist die konkrete Gefahr").

Übrigens kann man seine Patienten darauf hinweisen, dass das RKI unter dem Motto "Spenden Sie der Wissenschaft jede Woche eine Minute!" Teilnehmer für sein GrippeWeb-Projekt sucht, mit dem die ARE-Aktivität in Deutschland unter Verwendung von Informationen aus der Bevölkerung beobachtet wird.

Falls noch nicht geschehen: impfen!

Der optimale Zeitpunkt für eine Grippeimpfung liegt bekanntlich im Oktober und November und ist damit längst vorbei. Die Grippewelle wird sich nach RKI-Einschätzung aber noch etliche Wochen hinziehen, so dass auch jetzt noch die Impfung für die besonders gefährdeten Gruppen empfohlen wird: chronisch Kranke, Schwangere, Senioren sowie Medizin- und Pflegepersonal. Es kann bis zu 14 Tagen dauern, bis sich ein wirksamer Impfschutz aufgebaut hat. Eine Grippeerkrankung wird damit zwar nicht in jedem Fall vermieden, verläuft dann aber milder. 

Und die gute Nachricht: Es ist noch Impfstoff verfügbar, anders als in der vergangenen Grippesaison gibt es 2019/20 ausreichend Influenzavakzine.

Abkürzungen:
AGI = Arbeitsgemeinschaft Influenza
ARE = Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen
ILI = grippeähnliche Erkrankungen
KW = Kalenderwoche
RKI = Robert Koch-Institut