Jetzt ist es also soweit: In Deutschland wurde der erste Fall einer Infektion mit dem neuen Coronavirus bestätigt – und zwar in Bayern. Bei der infizierten Person handelt sich um einen Mann aus dem Landkreis Landsberg, der sich bei einem Workshop im Landkreis Starnberg bei einer Chinesin angesteckt haben soll. Das teilte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bei einer Pressekonferenz mit, wird auf aerzteblatt.de berichtet. Die Pressekonferenz mit dem Bundesgesundheitsminister am Tag danach kann man sich z. B. hier Livestream anschauen. Die Bundesregierung erwägt, ausreisewillige Deutsche aus China auszufliegen.
Mit dem bayerischen Fall wurde zum ersten Mal eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Europa beobachtet. Dem Mann geht es erfreulicherweise dem Vernehmen nach klinisch gut, er ist isoliert und wird behandelt. Die Chinesin stammt zwar aus Shanghai, wurde aber kurz vor ihrer Deutschlandreise von ihren Eltern aus der Region Wuhan besucht. Sie hielt sich vom 19. bis 23. Januar in Deutschland auf und soll erst auf dem Rückflug Symptome entwickelt haben. Dieser Umstand bekräftigt den Verdacht, dass die Inkubationszeit von 2019-nCoVirus (laut WHO etwa 2–10 Tage) kürzer als die Latenzzeit ist. Um solche Infektionsketten nachvollziehen und Kontaktpersonen ausfindig machen zu können, erhalten Fluggesellschaften und Krankenhäuser weitere Informationspflichten.
In Berlin gibt es unterdessen einen "begründeten Verdachtsfall" in Charlottenburg-Wilmersdorf, wie die Berliner Morgenpost meldet. Eine Frau aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat nach einem Aufenthalt in China entsprechende Symptome entwickelt. Sie wurde isoliert und ihr Fall wird von der Charité überprüft. Schon vorher hat es in Berlin einen Verdachtsfall gegeben, der sich aber als normale Erkältung entpuppte. Davon wird es in den nächsten Tagen wohl noch mehr geben, wobei sich das Desaster mit dem unfertigen Berliner Großflughafen (BER) aus infektionsepidemiologischer Sicht nun als ein Vorteil erweisen könnte. Der Amtsarzt aus Berlin-Reinickendorf, Patrick Larscheid, wird jedenfalls mit den Worten zitiert: "… wir sind kein nennenswerter Zielflughafen für Flüge aus China. Wir rechnen mit sehr, sehr wenigen Erkrankungen." So hatte eben alles (mindestens) zwei Seiten …
Neueste Informationen, Entwicklungen und Links zu 2019-nCoV (Stand: 28.01.2020) bietet ein Factsheet von Science Media Center. Der aktuell Stand (28.01.2020, 6:00 Uhr) lautet: 4.474 Infizierte, davon 65 im nicht-chinesischen Ausland und 107 Todesfälle.
Bei dieser Gelegenheit haben wir uns auf der zugehörigen Website kurz umgeschaut: Die Science Media Center Germany gGmbH (SMC) wurde 2015 gegründet. Unter der Devise "von Journalisten für Journalisten" lautet das Ziel, "kompetente und auch kritische Berichterstattung über Themen mit Wissenschaftsbezug in den Medien" zu fördern. Gesellschafter sind die Klaus Tschira Stiftung (90%) und die Wissenschafts-Pressekonferenz e. V. (10%), Geldgeber sind neben der Stiftung diverse Institutionen "aus den Bereichen Wissenschaft und Wirtschaft, Medien und Gesellschaft".
Abkürzungen:
WHO = Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization)