Beim Thema "Luftverschmutzung" denken die meisten primär an die Außenluft – dabei haben EPA-Studien zur Exposition des Menschen gegenüber Luftschadstoffen gezeigt, dass diese in Innenräumen zwei- bis fünfmal – und zuweilen sogar mehr als 100-mal – höhere Konzentrationen erreichen können als im Freien.1
Seit längerem war bekannt, dass eine schlechte Luftqualität in Innenräumen mit schlechteren COPD-Verläufen einhergeht. Dies war der Aufhänger für eine derzeit neu im 'American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine' publizierte randomisierte klinische Studie, die ergeben hat, dass eine Verringerung der Schadstoffe in Innenräumen durch portable Luftreiniger die Morbidität bei COPD-Kranken senken kann.2
Über einhundert frühere Raucher mit COPD und Emphysem erhielten für diese Studie entweder einen portablen HEPA-Filter oder ein identisch aussehendes Gerät ohne Filterfunktion (Kontrolle). Die 98 Teilnehmer, welche die Studie abschlossen, verzeichneten nach sechs Monaten eine signifikant geringere Symptomlast (gemessen am SGRQ, Saint George’s Respiratory Questionnaire und am BCSS, Breathlessness, Cough and Sputum Scale).
Beeindruckend war vor allem die Reduktion mittelschwerer Exazerbationen in der Interventionskohorte um zwei Drittel (Incidence Rate Ratio oder IRR 0,32). Patienten mit HEPA-gefilterter Raumluft benötigten außerdem nur halb so oft Notfallmedikamente (IRR 0,54).
Eine optimale Adhärenz (>80% Nutzung des Luftreinigers) war auch mit statistisch signifikanten Unterschieden in der Globalwertung von SGRQ und BCSS sowie der Strecke im 6-Minuten-Gehtest (6MWD) assoziiert.
Auch andere Arbeiten berichteten positive Effekte auf die Atemwege, unter anderem, dass HEPA-Luftfilter in Innenräumen die Lungenfunktion auch bei Gesunden sowie die respiratorische Gesundheit von Asthmatikern verbessern.3
"Luftreiniger verändern die Biochemie im Blut nachweislich in einer Weise, die auch die Herzgesundheit verbessern könnte", sagt Pulmologin Rachel Taliercio von der Cleveland Clinic.3
Es gibt mehrere Studien, die Verbesserungen von Blutdruck und Herzfrequenz nach der Installation von Luftreinigern dokumentiert haben.3 Eine weitere Untersuchung dokumentierte einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und der Entstehung einer Stenose der A. carotis.4
"Der Einsatz dieser vergleichsweise kosteneffektiven Systeme könnte potenziell kardioprotektiv sein", schließt eine der randomisierten Studien zum Blutdruck.5
Das Bewusstsein dessen, was wir einatmen, ist vielleicht deswegen nicht immer so hoch, weil wir es nicht sehen können und die mit schlechter Raumluft zusammenhängenden Beschwerden sehr unspezifisch ausfallen können – diese reichen von klassischen Atemwegssymptomen und gereizten Augen bis hin zu Schwindel, Kopfschmerzen und Fatigue.
Luftverschmutzung in Innenräumen besteht aus festen und flüssigen Partikeln, die in der Luft schweben – oder aus Feinstaub. Doch es geht nicht nur um Staub, Metallpartikel, Rauch, Milben, Schimmel und Pollen, sondern auch um Chemikalien. Über 1.500 Verbindungen sind in einem typischen Zuhause versammelt, von denen einige toxische Stoffe an die Luft abgeben.
"Toxine in der Luft sind reizende Stoffe", sagt Dr. Taliercio. "Sie haben eine chemische Zusammensetzung, die zu Veränderungen in der Körperchemie führt, was wiederum negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat."3 Einige Beispiele:
Eine weitere große Quelle für Raumluftverschmutzung, die gerne vergessen wird: das Kochen. Beim Braten oder Frittieren von Lebensmitteln entstehen organische Nebenverbindungen in hohen Konzentrationen, darunter Feinstaub, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAHs) und andere gasförmige Schadstoffe, wie VOCs und Oxide des Kohlenstoffs (COx, bspw. CO, CO2) sowie des Stickstoffs (NOx).
Koreanische Forscher haben herausgefunden, dass die Konzentration solcher Staubpartikel durch Kochen ohne angemessene Belüftung den als "sehr ungesund" eingestuften Grenzwert um das 25-Fache übersteigen kann.6
Eine Analyse der 'Global Burden of Disease Study' nannte bereits vor einigen Jahren die Luftverschmutzung als einen der wichtigsten Risikofaktoren für chronische Krankheiten.7
Jedes Jahr werden mehr Chemikalien zur kommerziellen Verwendung zugelassen, teils ohne oder mit nur geringen Überprüfungen ihrer langfristigen Auswirkungen.
Einige der oben aufgezählten, wie Formaldehyd, bestimmte flüchtige organische Verbindungen und Flammschutzmittel, gefährden nicht nur die Lungengesundheit, sondern sind darüber hinaus entweder gesichert krebserregend oder stehen unter dringendem Verdacht, es zu sein. Andere können möglicherweise die Schilddrüse, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Fertilität beeinträchtigen.6
Luftreiniger könnten daher nicht nur, aber vor allem Menschen helfen, die bereits an Lungenerkrankungen wie Asthma und Mukoviszidose oder Problemen des Immunsystems leiden und weitere Studien wären angezeigt.
Referenzen:
1. US EPA, O. Why Indoor Air Quality is Important to Schools. https://www.epa.gov/iaq-schools/why-indoor-air-quality-important-schools (2015).
2. Hansel, N. N. et al. Randomized Clinical Trial of Air Cleaners to Improve Indoor Air Quality and COPD Health: Results of the CLEAN AIR STUDY. American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine (2021) doi:10.1164/rccm.202103-0604OC.
3. Can Air Purifiers Improve Your Lung and Heart Health? Cleveland Clinic https://health.clevelandclinic.org/can-air-purifiers-improve-lung-heart-health/ (2020).
4. Newman, J. D. et al. Particulate Air Pollution and Carotid Artery Stenosis. Journal of the American College of Cardiology 65, 1150–1151 (2015).
5. Morishita, M. et al. Effect of Portable Air Filtration Systems on Personal Exposure to Fine Particulate Matter and Blood Pressure Among Residents in a Low-Income Senior Facility: A Randomized Clinical Trial. JAMA Internal Medicine 178, 1350–1357 (2018).
6. Air Purifier for Cleaner, Fresher Air. Mercola.com https://products.mercolamarket.com/airpurifier/.
7. Forouzanfar, M. H. et al. Global, regional, and national comparative risk assessment of 79 behavioural, environmental and occupational, and metabolic risks or clusters of risks in 188 countries, 1990–2013: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2013. The Lancet 386, 2287–2323 (2015).