Die dauerhafte Luftnot bei COPD macht Angst und schränkt die Betroffenen in ihrem Alltag erheblich ein – ein Teufelskreislauf setzt ein, in dem Bewegung und soziale Aktivität weiter abnehmen. Komplikationen wie Osteoporose, Kachexie oder Depression folgen.
Dass Lungensport und Rehabilitation neben medikamentöser Einstellung und Nikotinverzicht empfohlen werden, ist allgemein anerkannt. Körperliches Training bildet einen wichtigen Pfeiler bei der Behandlung einer COPD.
Aber wie sieht es mit Angeboten wie Yoga, Thai Chi oder Qigong aus, die nicht nur den Körper ertüchtigen, sondern auch Geist und Seele miteinbeziehen – eine urärztliche Aufgabe und Kunst? Sie liegen momentan schwer im Trend, Nachfrage und Angebot an diesen altehrwürdigen Übungen und Techniken steigen gleichermaßen. Wieso also sollten nicht auch unsere Patienten dafür zugänglich und geeignet sein?
Inwiefern meditative körperliche Übungen wie beim Yoga, Thai Chi oder Qigong bei COPD ebenfalls helfen, ist noch nicht abschließend untersucht und nachgewiesen. Viele kleinere Studien sprechen aber für einen positiven Nutzen auf Körper, Geist und Seele.
Eine aktuelle Review-Arbeit aus dem Internal Journal of Chronic Obstructive Pulmonary hat Ergebnisse von insgesamt 16 Studien mit 1.176 COPD-Patienten ausgewertet und zusammengefasst. Alle haben auf eine Art den Effekt von meditativen Übungen (Yoga, Tai Chi, Qigong) bei Betroffenen untersucht. Die Autoren der Übersichtsstudie kommen zu dem Schluss, dass meditatives körperliches Training bei COPD-Patienten Lungenfunktion, physische Aktivität und Lebensqualität verbessern kann. Große randomisierte und gut durchgeplante Studien fehlen allerdings noch, um diesen Effekt zu bestätigen.
Fünf der Studien kamen aus Indien, zwei aus den USA, zwei aus Australien, drei aus Hongkong und der Rest aus China. Untersucht wurde der Effekt einer der oben genannten Trainingsoptionen. In der Regel wurden 2-7 Trainingseinheiten pro Woche durchgeführt, die meist 30-60 Minuten dauerten, bisweilen auch 30-90 Minuten. Als objektive Parameter wurden der 6-Minuten-Gehtest, die Lungenfunktionsparameter FEV1 und FVC sowie Fragebögen zu Dyspnoe, Müdigkeit und Lebensqualität untersucht.
Aufgrund der Heterogenität der Studien fällt es schwer, die Ergebnisse eindeutig zu interpretieren. Verglichen wurde der Effekt von Yoga/Thai Chi/Qigong zu zwei unterschiedlichen Kontrollgruppen, von denen eine keinerlei körperliches Training und die andere Gehtraining mit oder ohne Atemübungen erhalten hatte. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen zeigte sich in der Analyse aller Daten insgesamt ein positiver Effekt der Übungen. So besserten sich in der Yoga/Thai Chi/Quigong-Gruppe die Werte des 6-Minuten-Gehtests nach drei und sechs Monaten. Auch Lungenfunktionswerte (FEV1 und FEV1%) und Lebensqualität stiegen an.
Die Behandlung der COPD bleibt eine Herausforderung. Neben einer guten medikamentösen Einstellung, Nikotinverzicht und entsprechenden Impfungen sind körperliche Aktivität, Atemtraining und auch die Bewältigung von Ängsten und depressiven Gedanken wichtige Bestandteile der Therapie. Meditative Trainingseinheiten wie bei Yoga, Thai Chi und Qigong können dieses umfassende Behandlungskonzept sinnvoll ergänzen, solange medizinisch nichts dagegen spricht. Sie kombinieren körperliches Training, Achtsamkeit, Atemübungen und Entspannungstechniken. Wer dafür zugänglich, offen und interessiert ist, kann von diesen uralten Praktiken, deren Ursprünge zum Teil weit vor unserer Zeitrechnung liegen, zusätzlich profitieren. Schlagen Sie es Ihren Patienten doch einfach einmal vor.
Quelle:
Wu LL, Lin ZK, Weng HD, Qi QF, Lu J, Liu KX. Effectiveness of meditative movement on COPD: a systematic review and meta-analysis. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2018;13:1239-1250. Published 2018 Apr 17. doi:10.2147/COPD.S159042