Das Motto der 10. Internationalen Charité Mayo Konferenz, die vom 3. bis 6. April 2019 in Berlin stattfindet, haben die Organisatoren bereits in der Programmplanung umgesetzt: Schon am Auftakttag fand sich ein hochkarätiges, internationales Kollegium aus Wissenschaft und Praxis im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus ein, um die derzeit heißesten Themen in Sachen gynäkologischer Onkologie zu diskutieren. Insgesamt werden zur Konferenz mehr als 700 Teilnehmende aus aller Welt erwartet. Auf dem Programm stehen mehr als 12 Stunden Live-OPs, Vorträge, Debatten und Workshops und die ausführliche Diskussion der aktuell bahnbrechendsten Forschung. Die Keynote Lecture hielt am Mittwoch Adrian Lee aus Pittsburgh, der sich seit über 20 Jahren der Erforschung von Brustkrebserkrankungen bei Frauen widmet und eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung der Präzisionsmedizin spielt. Dementsprechend gab er in seinem Vortrag einen Aus- und Überblick in Sachen Brustkrebs bei Frauen aus seiner wissenschaftlich orientierten, translationalen Perspektive.
Gleich zu Beginn seines Vortrages betonte Lee, dass die Wichtigkeit von Gewebebanken gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Hier gehe es nicht nur darum, Gewebeproben zu sammeln, sondern sie mit Informationen zu PatientIn und spezifischem Krankheitsverlauf zu versehen, um systematisch analysierbares Material zu erhalten. Dank intensiver Forschung, so Lee weiter, seien die Sterberaten bei Brustkrebspatientinnen seit den 90er Jahren drastisch gesunken: Aufgrund besserer Screenings, Diagnostik und Therapie sterben heute zwischen 20 und 30 Prozent weniger Frauen an ihrer Krebserkrankung.
Dabei unterscheidet sich Brustkrebs von anderen Krebserkrankungen dadurch, dass die Rezidivhäufigkeit nicht nach den ersten fünf Jahren abnimmt, sondern nahezu konstant bleibt. Die große Herausforderung in der Brustkrebsforschung sind demnach die spät auftretenden Rezidive. Anhand der durch die höhere Anzahl an Überlebenden weiter zurück zu verfolgenden Daten über die letzten zwanzig Jahre zeigt sich, dass die meisten Todesfälle nicht in den ersten fünf Jahren nach Auftreten der Krebserkrankung stattfinden, sondern zwischen fünf und zwanzig Jahre danach. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Todesfälle hier bis zu vier mal höher ist als in den ersten fünf Jahren.
Das große Problem in der Krebstherapie ist nach Lee die Tatsache, dass der Tumor keine statische Entität ist, sondern sich kontinuierlich verändert und anpasst, um der Therapie zu entkommen. Genmutationen sind häufig. Gensequenzierungen zeigen, dass mehrfache Mutationen in einem Tumor auftreten können, die dann wiederum andere Ziele attackieren. Diese Heterogenität erfordert Präszisionsmedizin auf Genom-Ebene, denn diese ermöglicht es, die evolutionäre Geschichte einer spezifischen Krebserkrankung nachzuvollziehen und dabei neue Therapiewege zu ebnen.
Quelle: Adrian Lee: Outlook in the therapy of Breast Cancer from a Translational Scientist’s Point of VIew, Keynote Lecture 10th Internatuonal Charité Mayo Conference Berlin, 03.04.2019