HIV: Cabotegravir plus Rilpivirin alle 2 Monate i.m. wirkt vergleichbar wie Monatsspritze

Die Wirkung einer intramuskulären Gabe von lang wirkendem Cabotegravir und Rilpivirin ist in der Erhaltungstherapie bei HIV-Erkrankten einer monatlichen Injektion nicht unterlegen. Dies ergab die randomisierte, offene ATLAS-2M-Studie.

Längeres Dosierungsintervall sollte untersucht werden

Die Wirkung einer intramuskulären Gabe von lang wirkendem Cabotegravir und Rilpivirin ist in der Erhaltungstherapie bei PatientInnen mit HIV-Infektion einer monatlichen Injektion nicht unterlegen. Dies ergab die randomisierte, offene ATLAS-2M-Studie, deren Ergebnisse von Edgar Turner Overton, Universität von Alabama, Birmingham (Alabama, USA) bei der virtuellen CROI im März 2020 vorgestellt wurden.

Es besteht nach wie vor ein hoher Bedarf zur Vereinfachung der oralen Behandlung von PatientInnen mit HIV-Infektion, um beispielsweise die Tabletten-Last sowie Wechselwirkungen mit der Nahrung zu verringern und die Adhärenz zu verbessern.

Derzeit wird von ViiV eine Depotinjektion mit dem Integrasehemmer Cabotegravir und dem NNRTI Rilpivirin entwickelt. In den beiden randomisierten Phase-3-Studien ATLAS und FLAIR war die virale Suppression mit der intramuskulären Gabe von Cabotegravir plus Rilpivirin alle 4 Wochen dem Effekt einer oralen Dreifachtherapie nicht unterlegen.

Diese Ergebnisse sowie pharmakokinetische Parameter der Substanzen legten nahe, ein noch längeres Dosierungsintervall zu untersuchen Daher wurden in der offenen Phase-3b-Studie ATLAS-2M der Effekt einer vierwöchentlichen und einer achtwöchentlichen Injektion von Cabotegravir plus Rilpivirin verglichen.

Injektion alle 4 vs. alle 8 Wochen

In die Studie wurden 391 PatientInnen aus der ATLAS-Studie eingeschlossen, die noch mit der monatlichen Injektion behandelt wurden. Außerdem wurden 654 Teilnehmende aufgenommen, die bisher noch nicht parenteral behandelt worden waren. Die meisten Testpersonen stammten ebenfalls aus der ATLAS-Studie.

Die StudienteilnehmerInnen erhielten 1 : 1 randomisiert eine Erhaltungstherapie mit Cabotegravir + Rilpivirin i.m. alle 8 Wochen (n = 522) oder alle 4 Wochen (n = 523). Die Dosierung war in der 8-Wochen-Gruppe mit 600mg Cabotegravir und 900mg Rilpivirin höher als in der 4-Wochen-Gruppe mit 400mg Cabotegravir und 600mg Rilpivirin.

Primärer Endpunkt der Studie war nach 48 Wochen der Anteil der PatientInnen mit einer Plasma-HIV-RNA ≥ 50 Kopien (c)/ml. Die Studie war auf Nichtunterlegenheit angelegt. Wichtiger sekundärer Endpunkt war der Anteil der PatientInnen mit einer Plasma-HIV-RNA unter 50 c/ml in Woche 48.

Die demographischen Parameter der beiden Gruppen waren gut vergleichbar. Das mediane Alter der Patienten lag bei 42 Jahren, 27% waren Frauen, 27% waren keine Weißen. Der Body-Mass-Index lag im Median bei 26 kg/m², die CD4-Zellzahl bei 661.

Nichtunterlegenheit nachgewiesen

Die Nichtunterlegenheit der beiden Therapieregime konnte im primären und sekundären Endpunkt nach 48 Wochen nachgewiesen werden. Die virale Suppressionsrate war mit 94,3% (8 Wochen) und 93,5% vergleichbar gut. Im Vergleich dazu: die virale Suppressionsrate lag in der ATLAS-Studie in der Injektionsgruppe bei 93,0% und in der Gruppe mit oraler Therapie bei 95%.

Ein bestätigtes Therapieversagen trat bei insgesamt 10 PatientInnen auf, und zwar bei 8 in der 8-Wochen- und bei 2 in der 4-Wochen-Gruppe. Bei 6 Therapieversagern der 8-Wochen-Gruppe konnten Marker einer Rilpivirin-Resistenz und bei 5 Therapieversagern einer Resistenz gegen Integrase-Hemmer nachgewiesen werden. Alle Fälle waren weiterhin auf Dolutegravir empfindlich

Bei weniger als 1% der Injektionen in jeder Gruppe kam es zu schweren injektionsbedingten Reaktionen.

Die intramuskuläre Injektion von Cabotegravir und Rilpivirin alle 8 Wochen bietet damit eine Alternative in der Erhaltungstherapie bei Testpersonen mit HIV-Infektion. Allerdings wurde die Resistenzrate im 8-Wochen-Arm kritisch gesehen. Hier sollten weitere Daten vorgelegt werden.

Die FDA hatte jedoch  im Dezember 2019 die Zulassung der monatlichen Depot-Formulierung abgelehnt, und zwar wegen Herstellungs- und Kontrollproblemen. Bei der EMA ist die Zulassung beantragt.

Quelle: Overton ET, et al. Cabotegravir + Rilpivirin every 2 months is noninferior to monthly: ATLAS-2M study. Virtual CROI 2020, Abstract 34. http://www.croiconference.org/sessions/cabotegravir-rilpivirine-every-2-months-noninferior-monthly-atlas-2m-study