Diabetes-Prävention ist Kopfsache, KI kann unterstützen

Dr. med. Jens Kröger stellt beim DDG 2022 die KI-Prävention für Typ-2-Diabetes vor. Das Problem der Diabetes-Prävention sieht er in der mangelnden Awareness über das erhöhte Diabetes-Risiko in der Hochrisikopopulation.

Die Zahl an Typ-2-Diabetikern in Deutschland nimmt stetig zu

Aktuell leben in Deutschland 8,5 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes. Das bedeutet, dass jede 10. Einwohnerin Deutschlands/jeder 10. Einwohner Deutschlands an Typ-2-Diabetes erkrankt ist. Hinzukommt eine Dunkelziffer von rund 2 Millionen Menschen. Jährlich kommt es zu 600.000 neuen Diabetes-Erkrankungsfällen. Schätzungen des RKI zufolge könnte die Anzahl an Typ-2-Diabetikern bis 2040 auf 12,3 Millionen Menschen ansteigen. Bevölkerungsbasierten Studien zufolge liegt die Zahl an Prädiabetikern im Alter von 18-79 Jahren bei 13,1 Millionen Menschen. Bei einer 50%-igen Beteiligung an einem Diabetes-Präventionsprogramm könnten bereits bis 2030 rund 400.000 Diabetes-Fälle verhindert werden. Liegt die Beteiligung bei 90% so können sogar rund 1 Million Menschen vor der Entwicklung eines Diabetes geschützt werden.1

Präventive Diabetes-Maßnahmen wirken, es mangelt an der Risikoeinschätzung der Hochrisikopatienten

Es gibt eine klare Evidenz für präventive Maßnahmen und auch eine Beschreibung der Hochrisikopopulation hinsichtlich des Hba1c, der IGT und der IFG. Kröger stellt dem Auditorium die folgende Frage: Um welche Menschen (Hochrisikopatient:innen) sollten wir uns kümmern? Kröger merkt an: "Es gibt in Deutschland kein strukturiertes Vorgehen bei hinsichtlich des weiteren Vorgehens.(…) Die Verbesserung der Risikoeinschätzung an Typ-2-Diabetes zu erkranken ist eine wichtige Variable, um eine mögliche Verhaltensänderung, präventives Handeln zu beginnen."1

Risikoeinschätzung für Diabetes in Deutschland

Die Risikoeinschätzung in der deutschen Bevölkerung sieht wie folgt aus:

Diabetes-Risikoermittlung im klinischen Alltag

Kröger stellt in seinem Vortrag ärztliche Möglichkeiten vor, mit Hilfe derer das Diabetes-Risiko der Patientin/des Patienten ermittelt werden kann. Hierzu zählen u.a. der Deutsche Diabetes-Risiko-Test und der GesundheitsCheck Diabetes Findrisk. Die ermittelten Risikoscores bilden hierbei die statistische Wahrscheinlichkeit ab, mit welcher eine Person in einem definierten Zeitraum an Typ-2-Diabetes erkranken wird.1

Primäre Prävention des Typ-2-Diabetes

Bei der Prävention einer Erkrankung unterscheiden wir die primäre, die sekundäre und die tertiäre Prävention. Im Sinne der primären Prävention können Menschen mit höherem Risiko für die Erkrankung an einem Typ-2-Diabetes besser identifiziert werden. Auch können im Sinne einer personalisierten Medizin individuell besser geeignete Therapieoptionen hinsichtlich der Prävention ermittelt werden. Hierzu Können Ernährungs-, Bewegungs-, Schlaf- und Stressdaten herangezogen werden. Anschließend kann der Patientin/dem Patienten ein Feedback zur Initiierung einer Verhaltensänderung gegeben werden.1 

Diabetes-Cluster-Subgruppe und Risiko

Der Risikozustand Prädiabetes bietet die Möglichkeit der primären Prävention durch Lebensstilinterventionen. Ergebnisse aus der Präventionsstudie PLIS ermöglichen es neue Diabetes-Risikophänotypen differenzierter zu bewerten. Prädiabetiker:innen lassen sich in unterschiedliche Cluster einteilen. Die verschiedenen Risikogruppen sind scharf gegeneinander abzugrenzen. Patient:innen der Cluster-Subgruppe 1,2 und 4 besitzen ein niedriges Diabetesrisiko. Cluster 3, 5 und 6 zählen zu den PLIS-Hochrisikogruppen. Eine Lebensstilinterventionen in den Cluster-Subgruppen 3, 5 und 6 ging mit einer deutlichen Risikoreduktion einher. Kröge betont, dass die 16-stündige Schulung der Patient:innen einen erheblichen Anteil der primären Prävention ausgemacht hat. Ebenso zeigten sich gute Ergebnisse für 6 Stunden Fitness und Bewegung pro Woche.1-3

Grafik 1: Diabetes-Cluster-Subgruppe 2

KI-Prävention des Typ-2-Diabetes

Die PLIS-Forschungsgruppe ist aktuell dabei ein App zu entwickeln, die Ärzt:innen und interessierten Menschen dabei helfen soll, das individuelle Diabetesrisiko besser abschätzen zu können und ggfs. frühzeitig Interventionen zu initiieren. Das Projekt Prädiabetes Cluster hat dieses Jahr den Sonderpreis erhalten. Durch den Einsatz der Künstlichen Intelligenz in der Diabetes-Prävention können so Folgeerkrankungen eines Typ-2-Diabetes vermieden werden. Folgende Parameter sollen in der App für das Prädiabetes Cluster erfasst werden:

Fazit für die Praxis

Referenzen: 

1. Kröger, Jens, Dr. med., Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie Hamburg, KI-gestützte Prävention des Typ-2-Diabetes, Künstliche Intelligenz – Wie profitieren Menschen mit Diabetes davon? Hybridkongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft 2022, 25. Mai 2022 14:35 Uhr CityCube Berlin.
2. https://www.diabinfo.de/fileadmin/diabinfo/Veranstaltungen/Diab_info_Subtypen_des_Diabetes_Fritsche.pdf
3. https://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de/diabetes-zeitung/neue-risikophaenotypen-differenzierter-bewerten