Einer Analyse von Krankenkassendaten zufolge sinkt die Sterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz durch eine intensive telemedizinische Betreuung um fast ein Drittel. Tendenziell profitieren vor allem ältere PatientInnen von dem telemedizinischen Versorgungsprogramm AOK-Curaplan Herz Plus. Eine Auswertung der Daten wurde im Rahmen der Herztage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie vorgestellt.
Herzinsuffizienz ist in Deutschland seit Jahren der häufigste Krankheitsgrund für einen Krankenhausaufenthalt. Mehr als 450.000 Menschen, die unter der Herzschwäche leiden, werden jährlich in deutschen Krankenhäusern betreut. In den Bundesländern Berlin und Brandenburg wird die Routineversorgung von AOK-Versicherten mit chronischer Herzinsuffizienz durch das telemedizinische Betreuungsprogramm "Curaplan Herz Plus" der AOK Nordost in Zusammenarbeit mit dem telemedizinischen Betreuungszentrum der Gesellschaft für Patientenhilfe ergänzt. Im Rahmen der Betreuung ermitteln Patientinnen und Patienten täglich Symptome und Zeichen der Herzinsuffizienz sowie ihr Körpergewicht. Diese Messwerte werden automatisiert telemetrisch an ein Betreuungszentrum übermittelt und automatisch analysiert. Wenn dort Frühwarnzeichen einer Verschlechterung der Erkrankung erkannt werden, informiert dieses schnellstmöglich die Erkrankten und den betreuenden niedergelassenen Arzt oder die betreuende niedergelassene Ärztin. Letztere können so rechtzeitig ambulante Gegenmaßnahmen einleiten.
Inwiefern eine solche telemedizinische Betreuung die Sterblichkeit bei Herzinsuffizienz beeinflusst, untersuchte die AOK Nordost in einer internen Analyse ihres telemedizinischen Versorgungsprogrammes Curaplan Herz Plus. "Unsere Auswertung zeigt klar: Auch über einen längeren Zeitraum hinweg betrachtet, führt die telemedizinische Betreuung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz zu positiven Effekten", sagte Dr. Werner Wyrwich, Mediziner im Versorgungsmanagement der AOK Nordost, bei den DGK Herztagen in Berlin.
In die heute vorgestellte Studie wurden insgesamt 9.472 Patientinnen und Patienten aus dem "Curaplan Herz Plus"-Programm einbezogen und über mindestens ein Jahr beobachtet. Als Kontrollgruppe wurden ihnen nicht telemedizinisch betreute Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten gegenübergestellt, deren Daten zum Zweck der Abrechnung von Versorgungsleistungen bei der Krankenkasse erhoben wurden. Insgesamt gingen 17.494 Personen in die Bewertung ein, die im Mittel 73 Jahre alt waren.
In der telemedizinisch betreuten Gruppe starben im Beobachtungszeitraum 2.166 Personen, in der Kontrollgruppe der regulär versorgten Betroffenen wurden 3.027 Todesfälle verzeichnet. Das bedeutet eine Mortalitätsrate von 9,1 pro 100 Personenjahre in der ersten Gruppe und 13,9 pro 100 Personenjahre in der zweiten. "Wir konnten feststellen, dass die Patienten über 76 Jahre sogar noch ein wenig mehr von der Betreuung profitierten als jüngere Patienten", so Wyrwich. "Insgesamt reduzierte die telemedizinische Betreuung die Sterblichkeit im Beobachtungszeitraum um ein Drittel."
"Die Früherkennung von Anzeichen für eine Verschlechterung einer Herzschwäche ist außerordentlich wichtig", kommentiert DGK-Pressesprecher Prof. Dr. Michael Böhm. "Viele Patienten nehmen Symptome wie Wassereinlagerungen in den Beinen, Abgeschlagenheit und Müdigkeit nicht ernst und reagieren zu spät. Die Evaluationsergebnisse zeigen uns, wie effektiv eine telemedizinische Betreuung der Patienten uns dabei unterstützen kann, bei Dekompensationen rasch zu reagieren und gegenzusteuern."