- FOKO Fortbildungskongress 2025 BVF Akademie, Düsseldorf, CCD Stadthalle, 13. – 15. März 2025, Kurs: Kinderwunsch – rationale Diagnostik in der Frauenarztpraxis
PD Dr. Dolores Foth vom interdisziplinären Kinderwunschzentrum MVZ PAN (Köln) stellte auf dem FOKO Fortbildungskongress 2025 des Bundesverbands der Frauenärzte e.V. in Düsseldorf dar, wann welche diagnostischen Maßnahmen bei unerfülltem Kinderwunsch sinnvoll sind. Sie wies darauf hin, dass etwa 80 % aller Schwangerschaften innerhalb der ersten sechs Zyklen eintreten. Mit zunehmendem Alter der Ovarien nehme sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Eizellen ab. Die weibliche Fertilität beginnt bereits ab dem 30. Lebensjahr zu sinken — bis zum 37. Lebensjahr halbiert sich die Konzeptionsrate im Vergleich zu Frauen in ihren 20ern.
Tritt nach einem Jahr bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr zum Zeitpunkt der Ovulation keine Schwangerschaft ein, sollte nach möglichen Sterilitätsfaktoren gesucht werden. Je nach Alter sollte damit schon früher begonnen werden. So empfiehlt die American Society for Reproductive Medicine (ASRM), bereits bei Frauen ab 35 Jahren eine Diagnostik einzuleiten, wenn nach sechs Monaten keine Schwangerschaft eingetreten ist. Bei Frauen ab 40 Jahren rät die ASRM dazu, Diagnostik und Therapie umgehend einzuleiten. Liegen Zyklusstörungen vor, sollte ebenfalls rasch eine Diagnostik erfolgen.
Das Beratungsgespräch sollte mit Mann und Frau geführt werden. Ziel des Beratungsgesprächs ist, die Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit zu finden.
Erhoben werden sollten:
Zur Abklärung weiblicher Sterilitätsursachen gehört die gynäkologische Untersuchung mit vaginalem Ultraschall und die Abklärung, ob eine Infektion mit Chlamydien vorliegt. Die häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch bei Frauen sind Hormonstörungen, organische Störungen und die Schädigung von Eileiter oder Gebärmutter sowie eine Endometriose. Die häufigste Ursache bei Männern ist eine fehlende oder gestörte Spermienbildung.
Bei 15% der infertilen Paare liegt eine ovarielle Dysfunktion vor. Die Hauptursachen dafür sind das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Über- und Untergewicht, Hyperprolaktinämie, Fehlfunktionen der Schilddrüse und exzessiver Sport.
Laut Foth stellt die Zyklusanamnese den zentralen Bestandteil der Diagnostik dar. Regelmäßige Zyklen im Bereich von 21 bis 35 Tagen deuten in der Regel auf ovulatorische Zyklen hin, wobei Schwankungen von bis zu fünf Tagen als physiologisch gelten. Bei einem normalen Zyklus ist das Vorliegen einer hormonellen Störung eher unwahrscheinlich.
Die sicherste Methode zum Nachweis des Eisprungs ist die Bestimmung von Progesteron aus dem Serum, beispielsweise eine Woche vor der erwarteten Menstruation. Das Timing der Hormondiagnostik erfolgt individuell und hängt von den anamnestischen und klinischen Befunden ab. Relevante endokrinologische Parameter bei Kinderwunsch sind:
Von einem Polyzystischen Ovarialsyndrom sind zwischen 8 und 13% aller Frauen im reproduktionsfähigen Alter betroffen. Das PCOS ist damit die häufigste endokrinologische Ursache für Sterilität. Bei Erwachsenen müssen zwei von drei Kriterien erfüllt sein:
Die ASRM weist in ihren Guidelines darauf hin, dass AMH nicht als alleiniger Parameter zur Diagnose einer PCOS genutzt werden sollte. AMH ist abhängig vom Alter, BMI, Ethnizität, HK und Zyklus, betonte Foth. Wichtig ist stattdessen eine Messung des Gesamt- oder freien Testosterons oder die Berechnung des Androgenindex, das Vorliegen irregulärer Zyklen und die Messung des Serum-Progesteronspiegels bei ovulatorischer Dysfunktion.
Alle Frauen mit PCOS und Übergewicht sollten auf die negativen Effekte – Schwangerschaftschance, Abortrisiko, Schwangerschaftsverlauf, Erfolgschance bei Kinderwunschtherapie – hingewiesen werden und es sollten Lebensstiländerungen empfohlen werden. Eine Gewichtsreduktion von 5 bis 10% (in 6 Monaten) führt zu einer signifikanten klinischen Besserung. Bei nachgewiesener Insulinresistenz ist die Gabe von Metformin möglich.
Ist eine Anovulation diagnostiziert, folgt – abhängig von der Ursache – eine Stimulationsbehandlung mit Clomifen, Letrozol oder Gonadotropinen. Eine ovarielle Stimulation kommt nur mit Vorliegen eines aktuellen Spermiogramms infrage. Bei einer Gabe von Clomifen liegt die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei 50% über 6 Zyklen.
Bei unauffälligen Zyklen erhöht Clomifen die Rate von Mehrlingsgeburten, jedoch nicht die Schwangerschaftsrate. Nach den ASRM-Guidelines ist Letrozol das Medikament der ersten Wahl. In Deutschland kann Letrozol jedoch nur im Off-Label-Use verabreicht werden. Das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften ist unter Letrozol geringer als mit Clomifen.
Sind endokrinologische und andrologische Ursachen ausgeschlossen, kann eine Hysteroskopie und eine Laparoskopie mit Chromopertubation erfolgen (Goldstandard). Indikationen dafür sind der Verdacht auf Endometriose, Risikofaktoren für tubare Sterilität, und ein Alter der Frau < 35 Jahre.
Weil auch die Schwangerschaftschancen bei assistierter Reproduktion altersabhängig sind, sollte eine Überweisung zur Kinderwunschpraxis früh erfolgen. Mit IVF und ICSI können bei 30-Jährigen Schwangerschaftschancen von ca. 40% erzielt werden. Zur Vermeidung von Mehrlingsschwangerschaften hat sich zunehmend der Single-Embryo-Transfer etabliert. Das Social Freezing (Kryokonservierung) ist ein etabliertes Verfahren, die Prognose ist abhängig vom Alter, der ovariellen Reserve und der effektiven Anzahl von MII-Oozyten.