Phytophotodermatitis à la Sommerurlaub: Margarita-Burn

Die Kombination aus Sonnenexposition und Hautkontakt mit bestimmten phototoxischen Pflanzenstoffen kann einen heftigen Ausschlag verursachen.

Wiesengräserdermatitis mal anders?

Wie erkennen Sie eine Phytophotodermatitis?

Nach direktem Hautkontakt mit phototoxischen Stoffen und anschließender Sonnenexposition kann sich ein Ausschlag entwickeln, bei dem zuerst ein Brennen sowie erythematöse Maculae oder Flecken auftreten, die später zu Bläschen werden und Verbrennungen zweiten Grades ähneln, gefolgt von einer asymptomatischen Hyperpigmentierung, die viele Monate anhalten kann, bevor sie abklingt. Auslöser können phototoxische Pflanzenwirkstoffe sein, oftmals Furocumarine und Psoralene.1

Die häufigste Ursache für eine Phytophotodermatitis ist der Kontakt mit Limetten(-saft) vor oder bei Sonneneinwirkung, denn hier sind Furocumarine enthalten. Ein klassischer Fallbericht schildert die Entwicklung dieser Hautreaktion bei einer jungen Frau, die in Vorbereitung einer Cocktailparty mit diesen Früchten hantiert hatte und anschließend im sonnigen Pool schwimmen gegangen war.1 Nasse Haut, Schwitzen und Hitze verstärken dabei die phototoxische Reaktion. Menschen mit heller Haut sind am anfälligsten dafür.

Sorgfältige Anamnese hilft bei der Abgrenzung

Berichte im Internet beschreiben, dass auch das Verschütten von stark Zitrusfrüchte-haltigen Mixgetränken auf die Haut ausreichen kann, etwa am Strand, daher der Name "Margarita Burn". Eine Dermatologin der Cleveland Clinic, Ohio, sieht diese Fälle auch häufig, wenn beim Grillen in der Sonne für Biere Limetten geschnitten und ausgepresst werden und Spritzer davon auf der Haut verbleiben.2 Sie erinnert sich auch an einen Patienten, der nach dem Rasenmähen einen Giftefeu-ähnlichen Ausschlag an den Unterarmen hatte. Es stellte sich heraus, dass er zuvor Guacamole gemacht hatte und etwas von der Limette auf die Haut gelangt war, ehe er nach draußen ging.2

Eine andere denkbare Genese besteht im Verzehr stark furocumarinhaltiger Speisen, etwa Selleriesuppe.2 Weiterhin waren insbesondere in den 1920ern oft Leute betroffen, die Parfüms und Kölnischwasser mit Bergamotteöl trugen, welches aus furocumarinhaltigen Orangen gewonnen wird.2
Des Weiteren phototoxisch wirken können Butterblumen, Karotten, Fenchel, Feigen, Bärenklau, Pelea anisata (oft in hawaiianischen Blumenkränzen verwendet), Johanniskraut, wilder Dill, wilde Petersilie und wilde Pastinaken.2 

AdobeStock_486008301.jpegIntensiver Kontakt beim Gärtnern oder Verschneiden von Pflanzen ist eine weitere mögliche Genese (die auf dem Bild gezeigte Phytophotodermatitis wurde durch Kontakt mit einem Feigenbaum an einem sonnigen Tag verursacht).

Dabei ist nicht viel Sonneneinstrahlung nötig, um diese Reaktion auszulösen – fünf Minuten können potenziell ausreichen.3 Die phototoxische Reaktion ist für einen fortschreitenden Zelltod verantwortlich, der sich in Form des sich entwickelnden Ausschlags zeigt. Die Diagnose ist in der Regel klinisch zu stellen, aber es bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen häufigen Hautreaktionen, wie einem Sonnenerythem, einer Kontaktdermatitis (Überempfindlichkeitsreaktion vom Typ IV), einer polymorphen Lichtdermatose oder einer arzneimittelbedingten Photosensitivität.1 Daher sollte nach neuen Stoffen und Kosmetika, mit denen der Patient Kontakt gehabt hat, ebenso gefragt werden wie nach neuen Medikamenten (einschließlich NSAIDs).

Symptomatische Behandlung nach Schweregrad

Eine sorgfältige Anamnese ist wichtig, um unnötige diagnostische oder therapeutische Maßnahmen zu vermeiden. Im Allgemeinen verschwindet die Phytophotodermatitis ohne Langzeitfolgen von selbst und muss nicht behandelt werden.

Der wichtigste Punkt ist präventiver Art: Nach Hautkontakt mit phototoxischen Stoffen sollten diese abgewaschen werden, bevor sie lange auf die Haut einwirken können. Auf der Hand liegt ebenfalls, dass die Patienten unmittelbar nach einer solchen Reaktion photosensibilisierende Stoffe sowie Sonnenexposition meiden sollten, um ein schnelleres Verblassen der betroffenen Areale zu fördern (bei Re-Exposition können hyperpigmentierte Stellen dunkler werden).2

Ansonsten richtet sich die Behandlung nach der Symptomschwere. Die betroffenen Areale können oft schmerzempfindlich sein und teils auch stark brennen. Bei leichten Beschwerden helfen kalte, nasse Umschläge oder Waschlappen. Bei mittelstarken Symptomen können zur Beschwerdelinderung kurzzeitig Kortikosteroide oder Antihistaminika eingesetzt werden. In schweren Fällen kann eine Einweisung in eine Verbrennungsstation erforderlich sein, z.B. wenn mehr als 30 Prozent der Körperoberfläche betroffen sind oder wenn sich eine schwere Entzündung und Nekrose entwickeln.1

Weitere Informationen aus dem Fachbereich Dermatologie

Quellen:
 
  1. Maniam, G., Light, K. M. & Wilson, J. Margarita Burn: Recognition and Treatment of Phytophotodermatitis. J Am Board Fam Med 34, 398–401 (2021).
  2. Margarita Burn: Why Lime Juice and Sun Don’t Mix. Cleveland Clinic https://health.clevelandclinic.org/margarita-burn.
  3. The Unexpected Skin Risk of Summer Margaritas by the Pool. https://www.medpagetoday.com/popmedicine/cultureclinic/110388 (2024).

    letzter Zugriff auf Websites: 3.6.24