Update der S1-Leitlinie Onychomykose – die aktuellen Empfehlungen im Überblick

Im Dezember 2022 wurde die aktualisierte S1-Leitlinie zum Thema Nagelpilz herausgegeben. Wir stellen Ihnen die neuen Empfehlungen hier vor.

Alles zur Nagelpilz-Behandlung

Nagelpilz heilt nicht von allein

Die Onychomykose, oder im Volksmund der Nagelpilz, ist eine chronische Pilzerkrankung, die das Nagelbett betrifft. Sowohl Finger- als auch Zehennägel können infiziert sein. Meist wird die Erkrankung durch eine Infektion mit Dermatophyten ausgelöst. Da es bei Nagelpilz keine Selbstheilungstendenz gibt, muss eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden, um den Erreger vollständig zu entfernen und gesunde Nägel zu erreichen.

Der Nagelpilz ist ansteckend. Daher zielt die Behandlung nicht nur auf die Nagelgesundheit ab, sondern auch auf das Durchbrechen von Infektionsketten. 

Viele Patienten suchen für die Nagelpilz-Therapie keine Arztpraxis auf, sondern kaufen in der Apotheke topische Medikamente. Ärztinnen und Ärzte werden meist erst dann konsultiert, wenn die Medikamente keine Wirkung zeigen. Welche Therapieempfehlungen aktuell gelten, stellen wir Ihnen hier vor.

Nagelpilz: die Diagnosestellung ist meist einfach

Die Diagnose einer Onychomykose lässt sich meist anhand der klinischen Präsentation und Anamnese stellen. Für die zielgerichtete Behandlung ist jedoch ein Erregernachweis sinnvoll.

Oft Therapie der Wahl: lokale Nagelbehandlung

Bei einer leichten bis mäßig schweren Infektion ist eine antimykotische Therapie mit einem speziellen Nagellack die Behandlung der Wahl. Vorher sollte der von Nagelpilz betroffene Nagel atraumatisch abgetragen werden. 

Die äußerliche Behandlung eignet sich für leichte bis mittelschwere Fälle: distale subunguale Onychomykose, maximal 40% der Nageloberfläche sind infiziert und nicht mehr als drei Zehennägel sind betroffen.

Vor dem Auftragen des Nagellacks wird das Feilen der betroffenen Nagelpartien empfohlen.

Es stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung:

Manchmal muss der Nagelpilz systemisch behandelt werden

Ist die Erkrankung weiter ausgedehnt oder liegt eine schwere Infektion vor, wird eine orale Therapie empfohlen – solange keine Kontraindikationen bestehen. Eine Kombination aus systemischen und topischen Antimykotika ist ideal. Auch hier sollen vor Beginn der Behandlung die erkrankten Nagelpartien gefeilt werden. Dabei stehen folgende Wirkstoffe zur Wahl.

Sonderfall Kinder: wenn möglich, den Nagel lokal behandeln

Bei Kindern empfehlen die Experten eine topische Therapie, wenn möglich. Eine systemische Behandlung mit oben genannten Arzneimitteln ist möglich, gilt aber als off-label. Die Dosis richtet sich nach dem Gewicht des Patienten.

Welches Antimykotikum eignet sich?

Die Wahl des Medikamentes richtet sich nach dem Erreger:

Fazit für die Praxis

Die aktualisierte Leitlinie gibt konkrete Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Onychomykosen der Finger- und Zehennägel. Bei schwereren Verläufen sollte vor einer systemischen Behandlung nicht zurückgeschreckt werden – wenn der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten dies erlaubt.

Weitere Informationen aus dem Fachgebiet Dermatologie

Quelle:

Nenoff P et al. S1-Leitlinie Onychomykose (AWMF-Register-Nr. 013003)(2022) verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013003.html