Nenoff P et al. S1-Leitlinie Onychomykose (AWMF-Register-Nr. 013003)(2022) verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013003.html
Die Onychomykose, oder im Volksmund der Nagelpilz, ist eine chronische Pilzerkrankung, die das Nagelbett betrifft. Sowohl Finger- als auch Zehennägel können infiziert sein. Meist wird die Erkrankung durch eine Infektion mit Dermatophyten ausgelöst. Da es bei Nagelpilz keine Selbstheilungstendenz gibt, muss eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden, um den Erreger vollständig zu entfernen und gesunde Nägel zu erreichen.
Der Nagelpilz ist ansteckend. Daher zielt die Behandlung nicht nur auf die Nagelgesundheit ab, sondern auch auf das Durchbrechen von Infektionsketten.
Viele Patienten suchen für die Nagelpilz-Therapie keine Arztpraxis auf, sondern kaufen in der Apotheke topische Medikamente. Ärztinnen und Ärzte werden meist erst dann konsultiert, wenn die Medikamente keine Wirkung zeigen. Welche Therapieempfehlungen aktuell gelten, stellen wir Ihnen hier vor.
Die Diagnose einer Onychomykose lässt sich meist anhand der klinischen Präsentation und Anamnese stellen. Für die zielgerichtete Behandlung ist jedoch ein Erregernachweis sinnvoll.
Bei einer leichten bis mäßig schweren Infektion ist eine antimykotische Therapie mit einem speziellen Nagellack die Behandlung der Wahl. Vorher sollte der von Nagelpilz betroffene Nagel atraumatisch abgetragen werden.
Die äußerliche Behandlung eignet sich für leichte bis mittelschwere Fälle: distale subunguale Onychomykose, maximal 40% der Nageloberfläche sind infiziert und nicht mehr als drei Zehennägel sind betroffen.
Vor dem Auftragen des Nagellacks wird das Feilen der betroffenen Nagelpartien empfohlen.
Es stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung:
Ist die Erkrankung weiter ausgedehnt oder liegt eine schwere Infektion vor, wird eine orale Therapie empfohlen – solange keine Kontraindikationen bestehen. Eine Kombination aus systemischen und topischen Antimykotika ist ideal. Auch hier sollen vor Beginn der Behandlung die erkrankten Nagelpartien gefeilt werden. Dabei stehen folgende Wirkstoffe zur Wahl.
Terbinafin:
250 mg einmal täglich für sechs (Fingernagelbefall) beziehungsweise zwölf Wochen (Zehennagelbefall)
Eine intermittierende Niedrigdosistherapie ist off-label und nicht durch Studien belegt.
Fluconazol:
150 mg einmal wöchentlich für drei bis sechs Monate bei Fingernagelerkrankung
150 mg einmal wöchentlich für sechs bis zwölf Monate, wenn Zehennägel betroffen sind
Itraconazol:
Intervalltherapie: 2 x 200 mg täglich für eine Woche, gefolgt von drei Wochen Therapiepause. Drei Zyklen bei Zehennagelonychomykose, zwei bei Fingernagelbefall.
Kontinuierliche Therapie: 1 x 200 mg Itraconazol pro Tag für drei Monate. Bei Tinea unguium 100 mg SUBA-Itraconazol täglich für zwölf Wochen.
Eine intermittierende Niedrigdosistherapie ist off-label und nicht durch Studien belegt.
Bei Kindern empfehlen die Experten eine topische Therapie, wenn möglich. Eine systemische Behandlung mit oben genannten Arzneimitteln ist möglich, gilt aber als off-label. Die Dosis richtet sich nach dem Gewicht des Patienten.
Die Wahl des Medikamentes richtet sich nach dem Erreger:
Infektion mit Dermatophyten:
Topisch: Amorolfin- oder Ciclopirox-Nagellack
Systemisch: Terbinafin, Fluconazol, Itraconazol
Topisch: Amorolfin- oder Ciclopirox-Nagellack
Systemisch: Terbinafin, Itraconazol
Trichophyton rubrum
Trichophyton interdigitale
Infektion mit Hefen:
Topisch: Amorolfin- oder Ciclopirox-Nagellack
Systemisch: Fluconazol kontinuierlich oder als Intervalltherapie, Itraconazol
Topisch: Amorolfin- oder Ciclopirox-Nagellack
Systemisch: Fluconazol kontinuierlich oder als Intervalltherapie, Itraconazol, auch Terbinafin ist möglich
Candida albicans
Candida parapsilosis
Infektion mit Schimmelpilz
Atraumatische Nagelentfernung mit 40 % Ureapaste
Amorolfin- oder Ciclopirox-Nagellack
Unter Umständen Amphotericin B-Suspension (off-label)
Schimmelpilze sprechen oft nicht auf Antimykotika an, in Einzelfällen ist Terbinafin wirksam.
Scopulariopsis brevicaulis
Die aktualisierte Leitlinie gibt konkrete Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Onychomykosen der Finger- und Zehennägel. Bei schwereren Verläufen sollte vor einer systemischen Behandlung nicht zurückgeschreckt werden – wenn der allgemeine Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten dies erlaubt.
Nenoff P et al. S1-Leitlinie Onychomykose (AWMF-Register-Nr. 013003)(2022) verfügbar unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013003.html