Die Änderung der Ernährungsgewohnheiten ist ein wichtiger Pfeiler in der Prävention und Behandlung des Typ-2-Diabetes. Was kann man den PatientInnen aber genau empfehlen, um Blutzuckerspiegel und Lipidparameter positiv zu beeinflussen und akuten und chronischen Diabeteskomplikationen vorzubeugen? Eine Übersichtsarbeit fasst die Datenlage zu dieser Thematik zusammen.
Die weltweite Zunahme des Typ-2-Diabetes wird vor allem auf einen Lebensstil zurückgeführt, der Übergewicht und Adipositas Vorschub leistet. Eine Reduktion des Körpergewichts bzw. der Erhalt des Normalgewichts spielt daher eine wesentliche Rolle bei der Prävention des Typ-2-Diabetes und eine Empfehlung zur Gewichtsabnahme gehört bei den meisten PatientInnen mit zum Diabetesmanagement.
Omorogieva Ovo von der University of Greenwich in London, UK, bietet einen Überblick, was über die Kalorienrestriktion hinaus für spezifische Ernährungsempfehlungen – einschließlich der Supplementation von Mikronährstoffen – bei Typ-2-Diabetes sinnvoll sein könnten.
Vielfach werden speziell für Diabetes-Erkrankte bestimmte Vitamin- und Spurenelement-Kombinationen angeboten. Relativ gut untersucht ist der Zusammenhang des Typ-2-Diabetes mit Vitamin D und Calcium. In mehreren Beobachtungsstudien wurde eine Assoziation zwischen einem hohen Milchprodukte-Konsum und einem geringeren Risiko für einen Typ-2-Diabetes gezeigt, wobei der mögliche Wirkmechanismus von Calcium auf die Diabetesprävention aber noch unklar ist.
Vitamin D spielt neben der Regulation des Knochenstoffwechsels auch eine wichtige Rolle bei der Glukosehomöostase. Bei jüngeren mexikanischen Frauen (20 bis 49 Jahre), bei denen ein Vitamin-D-Mangel weit verbreitet ist, war die Vitamin-D-Defizienz mit Adipositas, Typ-2-Diabetes und erhöhten Gesamtcholesterinwerten assoziiert. Mehr Aufschluss über den möglichen Einfluss und den Wirkmechanismus erhofft man sich von randomisierten Studien.
Auch Zink gehört zu den möglichen Kandidaten, die bezüglich Typ-2-Diabetes protektiv wirken könnten. In einem systematischen Review mit Metaanalyse wurde gezeigt, dass eine hohe Zinkaufnahme mit der Nahrung das Risiko für einen Typ-2-Diabetes reduzieren könnte. Stark erhöhte Zinkspiegel im Serum scheinen das Risiko aber eher zu erhöhen, sodass die Bedeutung unklar bleibt – zumal kein Zusammenhang zwischen der Einnahme von Zink-Supplementen und der Häufigkeit eines Typ-2-Diabetes auffiel. Ebenfalls untersucht wurde der Einfluss der Versorgung mit Zink, Kalium, Calcium und Magnesium auf die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes. Die Versorgung mit diesen Mikronährstoffen war bei den Betroffenen häufig suboptimal und eine geringe Aufnahme war mit den höheren HbA1C-Werten und Triglyceridspiegeln assoziiert.
Was ist mit den Makronährstoffen? Das Augenmerk wird hier vor allem auf eine Kohlenhydratrestriktion gelegt. Für eine kohlenhydratarme Diät (LCD), bei der ein Teil der Grundnahrungsmittel durch Nüsse ersetzt wird, ist belegt, dass sie nicht nur zu einem Gewichtsverlust führt, sondern auch die Glukose- und Lipidwerte positiv beeinflusst. In einer weiteren randomisierten kontrollierten Studie wurde der Frage nachgegangen, ob sich die kostspieligen Baumnüsse wie Mandeln dabei auch durch deutlich preiswertere Erdnüsse ersetzen lassen. In beiden Gruppen gingen hier Nüchternblutzucker und postprandiale Blutzuckerwerte gleichermaßen zurück und nach drei Monaten zeigte sich kein signifikanter Unterschied bezüglich des HbA1C zwischen den beiden Kollektiven.
Ein Review aus Japan verglich bei PatientInnen mit Typ-2-Diabetes eine kalorien- mit einer kohlenhydratreduzierten Diät. Auch hier erwies sich die Kohlenhydratreduktion zumindest kurzfristig überlegen in Bezug auf die Blutzuckerkontrolle.
Ein weiterer Fokus der Ernährungsmedizin bei Diabetes sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFAs). Nach prospektiven Beobachtungsstudien scheint ein hoher Konsum von gesättigten Fettsäuren das Risiko für einen Typ-2-Diabetes zu erhöhen, ein hoher Verzehr von PUFAs scheint es zu erniedrigen. Nur etwa die Hälfte der kontrollierten Studien, die den Einfluss von Fisch, Fischöl, Pflanzenölen und Nüssen auf die Blutzuckerkontrolle bei Diabetes-Erkrankten untersucht haben, zeigte aber ein positives Ergebnis. Hier ist also noch viel Forschungsbedarf, schreibt der Autor.
Unbestritten ist, dass Lebensmittel mit einen niedrigen glykämischen Index (GI) sich günstig auf die HbA1C- und Nüchternblutzuckerwerte auswirken. Auch die Triglyceridwerte und Interleukin-6-Werte werden günstig beeinflusst, während die Cholesterinwerte sich nicht wesentlich verändern.
Zumindest im Tiermodell haben auch verschiedene Pflanzenextrakte positive Wirkungen auf den Glukose- und Fettstoffstoffwechsel bei Typ-2-Diabetes gezeigt. Zu den möglichen Kandidaten gehören der weiße Schmetterlingsingwer (Hedychium coronarium), Rosmarinextrakt, fermentiertes Tempeh und eine Kombination von gefriergetrockneten Apfelbeeren (Aronia), rotem Ginseng und UV-behandelten Shitake-Pilzen.
Quelle:
Omorogieva Ojo; Diatary Intake and Type 2 Diabetes; Nutriens (2019); 11, 2177; Doi:
https://doi.org/10.3390/nu11092177
https://www.mdpi.com/2072-6643/11/9/2177/htm