Dr. Wyen ist Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe in eigener Niederlassung in Köln. Er ist zudem Prüfarzt in zahlreichen Studien zur HIV-Infektion und arbeitete an diversen Leitlinien mit, z. B. zur Behandlung von HIV-Patient:Innen sowie opportunistischen Erkrankungen bei HIV. Aktuell beschäftigt er sich u. a. mit der Akzeptanz und Wirksamkeit der Langzeit-ART innerhalb der deutschen CARLOS-Kohorte.
Junge Menschen, die mit Anfang 20 ihre Erstdiagnose HIV bekommen, sind möglicherweise mehr als ein halbes Jahrhundert lang auf täglich eine Tablette angewiesen, um das HI-Virus unter die Nachweisgrenze zu drücken.
Ein langer Zeitraum, in dem viele von ihnen ihre Infektion oft gern geheim halten wollen, zumindest im Freundes- und Kolleg:innen-Kreis. Auch ungeoutete junge Menschen mit HIV, die den Eltern oder dem neuen Partner oder der neuen Partnerin nichts von der HIV-Infektion erzählen möchten, sehen eine tägliche Tabletteneinnahme mit gemischten Gefühlen. Für viele der Menschen aus der deutschen CARLOS-Kohorte sind genau dies die Gründe, weshalb sie sich bewusst für eine Langzeit-ART mithilfe einer zweimonatlichen Spritze entscheiden würden. Für sie bedeutet die Spritze weniger Diskriminierung, weniger Stigma und vor allem mehr Freiheit in der HIV-Therapie.
Die ärztliche Seite wurde bisher in Studien zu neuen Applikationsformen nur wenig beachtet. Dabei macht es im Falle der Langzeit-ART durchaus einen Unterschied, ob ein Rezept für die nächste orale Dreimonatsration ART ausgestellt werden muss, oder, ob die ART nun zweimonatlich per Injektion verabreicht wird.
Womit sich Ärztinnen und Ärzte im Praxisalltag wohler fühlen und ob dies dann schließlich auch die Verordnung der Langzeit-ART beeinflusst, werden wir im Herbst in Glasgow erfahren. Denn dann bringt PD Dr. Wyen die ersten Ergebnisse auch zu dieser Frage aus der CARLOS-Kohortenstudie mit.