Neue LVAD-Technologie führt zu weniger Komplikationen

Herzunterstützungssysteme helfen vielen Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz. Doch sie bringen auch eine Menge Komplikationen mit sich. Eine neue Gerätegeneration verspricht nun die Risiken zu minimieren, und wurde in einer Studie einem Vergleichstest unterzogen.

Insbesondere Pumpenthrombosen und Schlaganfälle reduziert

Herzunterstützungssysteme helfen vielen Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz. Doch sie bringen auch eine Menge Komplikationen mit sich. Eine neue Gerätegeneration verspricht nun die Risiken zu minimieren, und wurde in einer Studie einem Vergleichstest unterzogen.

Heutzutage steht Kardiologen ein Arsenal an Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, um Herzinsuffizienz-Patienten optimal zu behandeln. Dennoch gibt es einige schwere Fälle, bei denen herkömmliche Therapien versagen oder nicht ausreichen. Diesen Patienten werden zunehmend mechanische Herzunterstützungssysteme implantiert, sogenannte left ventricular assist devices (LVADs). Sie sollen die Zeit bis zu einer Herztransplantation überbrücken, können aber auch als permanente Unterstützung angedacht werden. Die heutigen LVADs mit "axialem Fluss" bringen eine Menge Risiken mit sich. Pumpenthrombosen, ausgelöst durch den nicht-physiologischen Blutfluss, zählen zu den gefährlichsten Komplikationen. Sie können zum Schlaganfall führen und machen, wenn sie rechtzeitig entdeckt werden, eine erneute OP zum Austausch des LVADs unumgänglich. Nun ist eine neue LVAD-Generation auf den Markt gekommen, die diese Probleme in den Griff kriegen will. Die Pumpe der neuartigen Geräte ist magnetisch gelagert und erzeugt einen zentrifugalen Fluss. Dadurch sollen einerseits weniger Scherkräfte im Blut wirken, wodurch eine Hämolyse und die Degradation von Gerinnungsfaktoren verhindert werden sollen. Andererseits wird durch die zentrifugalen LVADs auch ein künstlicher Herzschlag simuliert, so dass das Blut physiologischer fließt und seltener verklumpt. Eine neue Studie, kürzlich veröffentlich im New England Journal of Medicine, hat die alte und neue Gerätegeneration nun einem Vergleichstest unterzogen.

Vom LVAD-Hersteller finanziert

In die Studie wurden 1.028 Herzinsuffizienz-Patienten aus 69 US-amerikanischen Krankenhäusern eingeschlossen, denen aufgrund der Schwere ihrer Erkrankung ein LVAD implantiert werden musste. Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt ein axiales LVAD (Heartmate II, von Abbot), die andere Hälfte das neuartige zentrifugale LVAD (Heartmate 3, ebenfalls von Abbot). Der primäre Endpunkt der Studie war die Überlebensrate nach 2 Jahren ohne Schlaganfall oder LVAD-Austausch. Die Studie wurde von dem Medizingeräte-Hersteller Abbot gesponsert.

79% weniger Austausch-OPs mit der neuen Generation

Von den Patienten, die ein zentrifugales LVAD erhielten, haben nach 2 Jahren 77% den primären Endpunkt erreicht, während es in der Gruppe der Patienten mit axialer LVAD-Technologie nur 65% waren. Das entspricht einem signifikanten Unterschied von 12% (p < 0,001). Die zentrifugalen LVADs mussten zudem weitaus weniger ausgetauscht werden als axiale LVADs (2,3% vs. 11,3%). Das Risiko für eine Austausch-OP war bei den zentrifugalen LVADs demnach 79% geringer (p < 0,001). Auch Pumpenthrombosen traten bei den neuartigen Geräten kaum auf (1,4% vs. 13,9%, p < 0,001), was in der Konsequenz die Zahl der Schlaganfälle senkte (9,9% vs. 19,4%, p < 0,001).

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Häufigkeit von Blutungen während der LVAD-Therapie. Auch hier führte die Behandlung mit einem zentrifugalen LVAD zu weniger Blutungsereignissen (43,7% vs. 55,0%, p < 0,001). Bei anderen Komplikationen einer LVAD-Therapie (Nieren- und Leberinsuffizienz, Rechtsherzversagen, Infektionen, Arrhythmien) fanden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Geräten.

Lang ersehntes Upgrade

Die Studie zeigt: Patienten mit zentrifugalem LVAD profitierten von einem deutlich besseren Outcome (weniger Pumpenthrombosen, Schlaganfälle und Austausch-OPs) im Vergleich zu Patienten, denen ein herkömmliches axiales LVAD implantiert wurde. Einige deutsche Krankenhäuser wie das Deutsche Herzzentrum Berlin implantieren die neuen zentrifugalen LVADs bereits. Mit den Ergebnissen dieser Studie ist eine flächendeckende Einführung der neuen Technologie wahrscheinlicher geworden.

Quelle:
Mehra MR et al. A Fully Magnetically Levitated Left Ventricular Assist Device — Final Report. N Engl J Med 2019; 380:1618-1627. April 25, 2019. DOI: 10.1056/NEJMoa1900486