Nicht-alkoholische Fettleber erhöht Risiko für Herzinsuffizienz
Immer mehr Menschen leiden an einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD). Schuld ist oft eine ungesunde Ernährungsweise. Unbehandelt kann sie nicht nur eine Leberzirrhose nach sich ziehen, sondern auch zu Herzinsuffizienz führen.
Metaanalyse mit 11 Millionen Teilnehmern
- Metaanalyse untersuchte Zusammenhang zwischen NAFLD und Herzinsuffizienz an 11 Millionen Menschen
- NAFLD erhöht Risiko für Herzinsuffizienz um 50%, unabhängig von anderen Risikofaktoren
- Herzinsuffizienz-Risiko steigt mit Schwere der NAFLD
Unbehandelt kann sich die NAFLD zu einer fulminanten Leberzirrhose und zu einem hepatozellulären Karzinom entwickeln. Damit ähneln die Folgen denen einer konventionellen alkoholischen Lebererkrankung. Neuere Studien weisen nun darauf hin, dass eine NAFLD auch die Funktion anderer Organe beeinträchtigen kann. Insbesondere das Herz-Kreislauf-System steht im Fokus. Es gibt erste Hinweise, dass die NAFLD das Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz erhöhen kann. Es ist jedoch unklar, wie hoch dieses Risiko ist und ob die Schwere der Leberverfettung mit der Höhe des Herzinsuffizienz-Risikos korreliert. Ein Team um Alessandro Mantovani von der Universität Verona in Italien hat daher in einer Metaanalyse den Zusammenhang zwischen NAFLD und Herzinsuffizienz untersucht.
Die WissenschaftlerInnen analysierten 11 Kohortenstudien mit insgesamt 11 Millionen StudienteilnehmerInnen aus verschiedenen Regionen der Welt (Europa, USA, Südkorea), von denen rund drei Millionen an einer NAFLD litten. Das mittlere Alter der ProbandInnen lag bei 55 Jahren, die Hälfte von ihnen war weiblich und der durchschnittliche Body Mass Index (BMI) lag bei 26,4 kg/m2. Die Diagnose einer NAFLD wurde anhand von Laborparametern (erhöhte Gamma-GT), dem "Fatty Liver Index", eines CTs oder einer Leberhistologie gestellt. Die mittlere Beobachtungszeit der Studien lag bei 10 Jahren. In diesem Zeitraum wurde bei ca. 98.000 ProbandInnen eine Herzinsuffizienz diagnostiziert.
Risiko für Herzinsuffizienz um 50% erhöht
Das Vorhandensein einer NAFLD war mit einem 50% höheren Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz assoziiert. Das erhöhte Risiko war unabhängig von Alter, Geschlecht, Übergewicht, Diabetes und weiteren typischen kardiovaskulären Risikofaktoren. Auch die Diagnostik der NAFLD spielte keine wesentliche Rolle. Einzig allein bei der CT-basierten Diagnostik konnte kein Zusammenhang mit dem Auftreten einer Herzinsuffizienz gefunden werden. Dies könnte jedoch daran liegen, dass die untersuchten CTs nur einen kleinen Leberanteil miterfasst haben, da sie ursprünglich Kardio-CTs waren. Auch in Subgruppen-Analysen (Studienort, Follow-Up-Länge, Methode der Herzinsuffizienz-Diagnostik) konnte das Forscher-Team den Zusammenhang bestätigen.
Sie fanden zudem Hinweise darauf, dass das Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz mit dem Fortschreiten der NAFLD steigt. Leider konnten sie dies aufgrund unzureichender Daten nicht statistisch belegen. Doch andere Studien mit kleineren Fallzahlen konnten hier bereits einen positiven Zusammenhang feststellen. So zeigte eine schwedische Studie bei einer nicht-alkoholischen Leberfibrose (moderate Form) ein zweifach erhöhtes Risiko und bei einer nicht-alkoholischen Leberzirrhose (schwere Form) ein nahezu dreifach erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Herzinsuffizienz.
NAFLD ist eine Multiorganerkrankung
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass die NAFLD eine Multiorganerkrankung ist, die nicht nur die Leber, sondern auch andere Organe wie das Herz betreffen kann. Die AutorInnen schreiben, dass die NAFLD das kardiale Remodeling begünstigt, was zu Hypertrophie, Herzrhythmusstörungen und letztendlich einer Herzinsuffizienz führen kann. Die zugrundeliegenden Mechanismen dieser hepato-kardialen Achse sind noch unklar. Unklar bleibt auch, warum die AutorInnen keine Studien eingeschlossen haben, in der die NAFLD mithilfe von Ultraschall diagnostiziert wurde. Diese Methode ist genau, einfach und kostengünstig – doch dazu äußerte sich das Forscher-Team nicht.
Dennoch sind die Ergebnisse im klinischen Alltag relevant. Denn sie zeigen, dass eine nicht-alkoholische Steatosis hepatis nicht nur als "Nebenbefund" abgetan werden sollte. Vielmehr sollten die Betroffenen aktiv auf die Leberverfettung und das damit verbundene kardiovaskuläre Risiko hingewiesen werden. Zukünftige Studien müssten dann nur noch zeigen, dass eine Reduktion der Leberverfettung auch das Risiko einer Herzinsuffizienz senken kann.
- Mantovani et al. Non-alcoholic fatty liver disease and risk of new-onset heart failure: an updated meta-analysis of about 11 million individuals. Gut 2022;0:1–9. doi:10.1136/gutjnl-2022-327672
- Simon et al. Non-alcoholic fatty liver disease and incident major adverse cardiovascular events: results from a nationwide histology cohort. Gut 2021;0:1–9. doi:10.1136/gutjnl-2021-325724