Ischämische Herzinsuffizienz: mit Stoßwellen zur besseren Funktion?
Bei einer ischämischen Herzinsuffizienz ist die Bypass-Operation Standard. Dennoch sind Mortalität und Morbidität bei diesen Patienten erhöht. Könnte die Kombination aus Bypass und kardialer Stoßwellentherapie zu positiven Outcomes führen?
Kardiale Stoßwellentherapie (SWT) - Abschneiden nach einem Jahr
- Die LVEF verbesserte sich signifikant im Vergleich zum Bypass ohne SWT.
- Im 6-Minuten-Gehtest konnten Teilnehmer der SWT-Gruppe deutlich weitere Strecken zurücklegen als ihre Gegenüber.
- Die Lebensqualität gemessen mit dem Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire konnte sich nach SWT deutlich erhöhen.
Weshalb eine zusätzliche Behandlung zum Bypass?
Die Bypass-Operation ist nach wie vor der Goldstandard für die Therapie der ischämischen Herzinsuffizienz, wenn eine Revaskularisation notwendig ist. Doch nicht selten bleiben deutliche Funktionsstörungen bestehen und auch die Morbidität und Mortalität der Erkrankten bleiben erhöht.
Stoßwellen werden in einigen Bereichen der Medizin bereits erfolgreich eingesetzt. Von ihnen ist bekannt, dass sie regenerative Prozesse auslösen oder unterstützen können. Eine aktuelle Studie hat nun untersucht, ob kardiale Stoßwellen zusätzlich zur Bypass-Operation zu funktionellen Verbesserungen im Myokard führen könnten.
Stoßwellen für das Myokard
Die Theorie ist hier, dass die Stoßwellen zu einer Angiogenese im Myokard, das von der Ischämie betroffen ist, führen könnten. Ausgelöst wird dieses durch Effekte, wie beispielsweise das Triggern einer Immunantwort auf der zellulären Ebene, aber auch die Ausschüttung von Zytokinen und Wachstumsfaktoren,
Um diese Theorie zu überprüfen, wurden etwa 60 Patientinnen und Patienten mit einer LVEF von unter 40 % und der Indikation für eine Bypass-OP randomisiert. Eine Hälfte durchlief eine Bypass-Operation und SWT, während die andere die OP und eine Scheintherapie erhielt.
Wie schnitten die Stoßwellen ab?
Nach einem Jahr Follow-Up wurden die Daten ausgewertet: diejenigen, die die Stoßwellentherapie erhalten hatten, konnten deutlich verbesserte Outcomes erzielen als ihre Gegenüber in der Placebogruppe. Im Einzelnen konnte
- die LVEF signifikant verbessert werden (11,3 Prozent Verbesserung vs. 6,3 Prozent)
- eine deutlich weitere Strecke im Sechs-Minuten-Gehtest zurückgelegt werden (127 m Zunahme vs. 43 m Zunahme)
- eine verbesserte Lebensqualität – gemessen mit dem Minnesota Living with Heart Failure Questionnaire – erreicht werden (11 Punkte vs. 17 Punkte).
Fazit für die Praxis
Die Daten legen nahe, dass eine Kombination aus Bypass-Operation und kardialer Stoßwellentherapie zu deutlich verbesserten funktionellen Outcomes führen könnte. In der Studie konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der SWT-Gruppe signifikante Verbesserungen erreichen.
Johannes Holfeld, Felix Nägele, Leo Pölzl, Clemens Engler, Michael Graber, Jakob Hirsch, Sophia Schmidt, Agnes Mayr, Felix Troger, Mathias Pamminger, Markus Theurl, Michael Schreinlechner, Nikolay Sappler, Elfriede Ruttmann-Ulmer, Wolfgang Schaden, John P Cooke, Hanno Ulmer, Axel Bauer, Can Gollmann-Tepeköylü, Michael Grimm, Cardiac shockwave therapy in addition to coronary bypass surgery improves myocardial function in ischaemic heart failure: the CAST-HF trial, European Heart Journal, Volume 45, Issue 29, 1 August 2024, Pages 2634–2643, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae341