Wie bringt man Männer zur psychosozialen Krebsberatung?

Mehr als 2 Mio. Männer leiden hierzulande an einer Krebserkrankung, eine erhebliche psychosoziale Belastung. Doch professionelle Hilfe suchen sie deutlich seltener als Frauen.

Warum scheuen Männer Krebsberatungsstellen (KBS)?

Dabei gibt es durchaus ermutigende Beispiele: Einige Programme in der Vergangenheit konnten zeigen, dass durch spezielle Angebote mehr Männer für Gesundheitsthemen sensibilisiert werden können. So gelang es mit einem Projekt in Mönchengladbach, die Teilnahme von Männern am Darmkrebsscreening um 7 Prozent zu erhöhen.

Gezielte Ansprache und männerspezifische Angebote

Susanne Singer vom Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik am Universitätsklinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und ihr Team wollten nun auch die Angebote der KBS mehr Männern nahebringen. Dazu setzten sie auf folgende Maßnahmen: 

  1. Aufklärung von Zuweisenden über die Krebsberatung bei Männern
  2. gezielte Ansprache von Männern in der Öffentlichkeitsarbeit (z.B. über Plakate, Kurzfilme)
  3. strukturelle Veränderungen in den Beratungsstellen (z.B. Abendsprechstunden)
  4. männerspezifische Angebote, die Männer ungezwungen zusammenbringen

Als Cluster dienten 12 Regionen mit insgesamt 13 KBS (davon zwei in einem Cluster) in verschiedenen Bundesländern. Sie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert in einen Interventionsarm, in dem die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt wurden, sowie einen Kontrollarm ohne spezifische Angebote. 

Zahl der Erst- und Folgekontakte konnte erhöht werden

Primärer Endpunkt war der Männeranteil bei den Erstkontakten; der sekundäre Endpunkt umfasste alle Kontakte, einschließlich Folgeberatungen. Nach 12 Monaten wurde der Anteil der ratsuchenden Männer in den KBS zwischen Interventions- und Kontrollarm verglichen.

Während der Intervention wurden 2.709 Erstberatungen im Interventionsarm (Männeranteil: 30,7 Prozent) und 3.295 im Kontrollarm (Männeranteil: 25,7 Prozent) durchgeführt, was einem modellbasierten adjustierten OR von 1,2 [1,0; 1,4] (p = 0,08) entspricht. Insgesamt wurden im Interventionszeitraum 11.681 Beratungen im Interventionsarm (Männeranteil: 27,6 Prozent) und 14.970 im Kontrollarm (Männeranteil: 22,2 Prozent) durchgeführt, entsprechend einem OR von 1,3 [1,1; 1,6] (p = 0,01).

Der Arzt als Vermittler

Die Autoren zogen den Schluss, dass durch gezielte, auf Männer zugeschnittene Maßnahmen mehr Betroffene für die psychosoziale Krebsberatung gewonnen werden können, wenngleich der Erfolg überschaubar bleibe. Dies könne zum einen an der relativ kurzen Laufzeit von einem Jahr liegen, zum anderen aber auch an festgefahrenen, schwer zu durchbrechenden genderspezifischen Vorstellungen, Rollenmustern und Prägungen. 

Um mehr Männer für psychische Hilfsangebote zu erreichen, sei daher ein gewisser Aufwand und ein aktives Zugehen auf die Betroffenen nötig. Dabei spiele der Arzt als Vermittler eine entscheidende Rolle, indem er den Patienten gezielt anspricht und ihn über die Beratung informiert.

Letztlich fuße der Erfolg der Maßnahmen darauf, dass sie

Weitere Informationen aus der Onkologie

Quelle:
  1. Singer S et al. Men’s access to outpatient psychosocial cancer counseling—a cluster-randomized trial. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 121–7. DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0005