Neue Empfehlungen zum Urothelkarzinom

Wenn auch in Zeiten von Corona aktuell viele Veranstaltungen ausfallen müssen, so geht die Facharbeit selbstverständlich dennoch weiter. So gibt es auch in diesem Frühjahr wieder so manches Leitlinien-Update in der Urologie: Seit April 2020 steht die überarbeitete S3-Leitlinie zu den urothelialen Tumoren (Harnblasenkarzinom) zur Verfügung. Besonderes Highlight sind in dieser Version neue Empfehlungen zur Chemo- und Immuntherapie.

Wenn auch in Zeiten von Corona aktuell viele Veranstaltungen ausfallen müssen, so geht die Facharbeit selbstverständlich dennoch weiter. So gibt es auch in diesem Frühjahr wieder so manches Leitlinien-Update in der Urologie: Seit April 2020 steht die überarbeitete S3-Leitlinie zu den urothelialen Tumoren (Harnblasenkarzinom) zur Verfügung. Besonderes Highlight sind in dieser Version neue Empfehlungen zur Chemo- und Immuntherapie.  

Ein Blick ins Update der Leitlinie lohnt in jedem Fall: Denn die Therapieempfehlungen für PatientInnen mit einem metastasierten Urothelkarzinom in der Erst- und Zweitlinientherapie haben sich in der Tat  seit 2016 grundlegend verändert.

Zwar bleibt die cisplatinbasierte Kombinations-Chemotherapie in der Erstlinie nach wie vor der Goldstandard, jedoch kann diese Therapieform nicht immer und in jedem Fall eingesetzt werden. Besonders sei hier an PatientInnen mit Nierenfunktionsstörungen, Herzinsuffizienz oder neurologischen Störungen erinnert. "Für diese besondere Patientengruppe, die für eine cisplatinbasierte Chemotherapie nicht geeignet sind, können nun erstmals bereits in der Erstlinie sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren eingesetzt werden, insofern die Tumorzellen auch PD-L1 exprimieren", erklärte Prof. Dr. Margitta Retz vom Klinikum rechts der Isar München. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Gschwend koordinierte sie die Überarbeitung der S3-Leitlinie Harnblasenkarzinom. Durch die neuen Checkpoint-Inhibitoren wird das körpereigene Immunsystem aktiviert, zugleich verhindert dies das weitere Wachstum der Tumorzellen. Diese nutzen nämlich die Checkpoint-Interaktion als evasiven Mechanismus, um sich vor dem Zugriff des Immunsystems zu verbergen.

Die Leitlinie umfasst zudem weitere Empfehlungen zur Immuntherapie für die Zweitlinienbehandlung bei metastasiertem Urothelkarzinom mit einer Tumorprogression nach bzw. unter platinhaltiger Chemotherapie. In diesen Fällen ist die Immuntherapie ein neuer Standard in der Zweitlinienbehandlung. Sie eröffnet den PatientInnen damit ganz neue Therapieoptionen. Wichtig ist die ausführliche und dokumentierte Aufklärung der PatientInnen über die möglichen Nebenwirkungen noch vor dem Therapiestart. "Das Nebenwirkungsprofil der neuen Immunverfahren unterscheidet sich von klassischen Chemotherapieansätzen und selbst Monate nach der Behandlung können noch Nebenwirkungen auftreten“, erklärte Prof. Dr. Jürgen Gschwend.

In der Uroonkologie ist das Harnblasenkarzinom der zweithäufigste Tumor, wobei Männer etwas häufiger erkranken als Frauen. Besonders im zunehmenden Alter tritt diese Krebsentität gehäufter auf: Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren.

Aufgrund der immer weiter alternden Bevölkerung gehen ExpertInnen derzeit davon aus, dass die Anzahl der Neuerkrankungen in den kommenden Jahren sogar noch weiter steigen wird. Der Harnblasenkrebs ist häufig ein Überbegriff für eine Reihe überwiegender Urothelkarzinome, die zeitgleich an mehreren Stellen der Blase und in den ableitenden Harnwegen anzutreffen sein können. Als wichtigste Risikofaktoren für das Harnblasenkarzinom gelten nach wie vor das Aktiv- und Passivrauchen.

Die S3-Leitlinie "Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms" ist auf der folgenden Webseite kostenlos abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/harnblasenkarzinom/

Darüber hinaus sind die Inhalte bereits in die kostenfreie Leitlinien-App integriert worden. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer finden die Leitlinien-App hier: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/

Wichtig!

In Zeiten der Coronapandemie zögern viele PatientInnen immer öfter, bei Beschwerden im Harntrakt, die Praxen aufzusuchen. Dies liegt vor allem an der Angst vor Ansteckung, gerade im Risikoalter, aber ebenso an einer oft falschen Krisenkommunikation, die implizierte, dass außer CoronapatientInnen derzeit ohnehin niemand mehr behandelt wird.

Hier bitten wir, durch Stellungnahmen auf Ihrer Praxisseite oder auch in der regionalen Tageszeitung darüber zu informieren, dass Notfälle und vor allem auch Tumoren zu jeder Zeit behandelt werden. Gerade das Harnblasenkarzinom duldet keinen Aufschub, da es häufig recht schnell voranschreitet oder leider in vielen Fällen auch ohne Pandemie erst in einem Spätstadium entdeckt wird.

Informationen dazu, welche urologischen Untersuchungen und Behandlungen auch weiterhin in Coronazeiten empfohlen werden, finden Sie im Beitrag "Niedergelassene Urologie in Zeiten von COVID-19" hier im Blog auf esanum.de.