Pädiatrisches Hodgkin-Lymphom: bestrahlen oder nicht?
Kinder und Jugendliche mit Hodgkin-Lymphom werden standardmäßig mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt – mit meist guten Resultaten. Doch die Radiatio beeinflusst die Lebensqualität. Welche Outcomes sind ohne sie zu erwarten?
Outcomes mit und ohne Bestrahlung beim pädiatrischen Hodgkin-Lymphom
- Über 2.000 Kinder und Jugendliche mit neu diagnostiziertem Hodgkin-Lymphom wurden in die Studie eingeschlossen.
- Alle erhielten zwei Zyklen einer Vincristin/Etoposid/Prednison/Doxorubicin (OEPA)-Therapie.
- Nur bei ausbleibender Response erfolgte eine anschließende Bestrahlung.
- Die Ergebnisse legen nahe, dass auf eine Radiatio bei guter Chemo-Response verzichtet werden kann, wenn keine Risikofaktoren vorliegen.
Frühe Stadien des pädiatrischen Hodgkin-Lymphoms haben meist gute Outcomes
Die eventfreie Fünfjahresüberlebensrate beim pädiatrischen Hodgkin-Lymphom liegt bei etwa 90 %. Dies liegt sicherlich auch an der intensiven Therapie, die die jungen Patientinnen und Patienten durchlaufen. In den allermeisten Fällen folgt auf die OEPA-Chemotherapie noch eine Bestrahlung. Doch genau diese Radiatio ist es, die die Lebensqualität der Betroffenen beeinflusst und oft mit Komplikationen behaftet ist.
Ist die Bestrahlung notwendig?
Daher stellt sich immer häufiger die Frage, ob eine Bestrahlung von frühen Stadien der Erkrankung notwendig ist. Die Autoren der aktuellen Studie haben genau das nun untersucht. Hierzu wurden über 2.000 Kinder und Jugendliche mit einem neu diagnostizierten Hodgkin-Lymphom im Frühstadium rekrutiert. Alle erhielten zwei Zyklen von OEPA. Kam es zu keinem ausreichenden Ansprechen der Therapie – definiert als partielle morphologische Remission oder als ein negatives PET, schloss sich an die Chemotherapie die Bestrahlung an. Im Falle eines guten Resultates nach Chemotherapie, wurde die Radiatio weggelassen.
Ändert sich die Überlebensrate?
Nach dem abgeschlossenen Follow Up zeigte sich, dass in der Gruppe ohne Bestrahlung die eventfreie Fünfjahresüberlebensrate bei 86,5 % lag, während sie in der Gruppe mit Bestrahlung bei 88,6 % lag.
Fazit für die Praxis
Der Verzicht auf eine Bestrahlung kann bei pädiatrischen Patientinnen und Patienten mit Frühstadien eines klassischen Hodgkin-Lymphoms eine gangbare Option sein – allerdings nur, wenn die Erkrankten gut auf die Chemotherapie ansprechen und keine Risikofaktoren vorliegen. Kinder und Jugendliche mit Risikofaktoren und fehlendem Ansprechen brauchen höchstwahrscheinlich die intensivere Therapie.
- Mauz-Körholz C, Landman-Parker J, Fernández-Teijeiro A, Attarbaschi A, Balwierz W, Bartelt JM, Beishuizen A, Boudjemaa S, Cepelova M, Ceppi F, Claviez A, Daw S, Dieckmann K, Fosså A, Gattenlöhner S, Georgi T, Hjalgrim LL, Hraskova A, Karlén J, Kurch L, Leblanc T, Mann G, Montravers F, Pears J, Pelz T, Rajić V, Ramsay AD, Stoevesandt D, Uyttebroeck A, Vordermark D, Körholz D, Hasenclever D, Wallace WH, Kluge R. Response-adapted omission of radiotherapy in children and adolescents with early-stage classical Hodgkin lymphoma and an adequate response to vincristine, etoposide, prednisone, and doxorubicin (EuroNet-PHL-C1): a titration study. Lancet Oncol. 2023 Mar;24(3):252-261. doi: 10.1016/S1470-2045(23)00019-0. PMID: 36858722.