Der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Sportmedizin und Notfallmedizin ist Chefarzt der Medizinischen Klinik III der Kreiskliniken Reutlingen. Insbesondere setzt er sich mit Lungenkrebs, COPD und Asthma auseinander.
Prof. Gillissen gibt zu verstehen: Grundsätzlich steht es nicht schlecht um Medikamente zur Behandlung des Asthma bronchiale. Die Standardtherapie besteht aus einem inhalativen Kortikosteroid in Kombination mit einem inhalativen Beta-2-Mimetikum. Es gibt aber auch neuere medikamentöse Behandlungsansätze. Darunter fallen vor allem Kombinationspräparate – insbesondere Triple-Präparate – in denen ein inhalatives Kortikosteroid, ein inhalatives Beta-2-Mimetikum und ein inhalatives Parasympatholytikum enthalten sind. Zur Behandlung von schwerem Asthma steht "eine ganze Reihe von neuen Antikörpern" zur Verfügung.
Besonders wichtig ist es, Asthmapatienten über die reine Verschreibung eines Medikaments hinaus zur Seite zu stehen, so Gillissen. Priorität Nummer 1: Patienten müssen unbedingt dahingehend informiert werden, regelmäßig ihre Medikamente einzunehmen. Sehr viele Asthmatikerinnen und Asthmatiker leiden zudem an einer Allergie, dementsprechend wird auch in diesem Aspekt Beratung von ärztlicher Seite dringend benötigt.
Gerade bei schwerkranken Asthmatikern ist es zudem wichtig, die Abläufe der Therapie – entweder subkutan oder intravenös – genau abzuklären. Außerdem sieht Gillissen die Ärzteschaft in der Verantwortung, in puncto Lebensführung und Lebensstandard beratend zur Seite zu stehen. Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit, Asthmapatientinnen und -patienten eine Rehabilitation zu verordnen, diese sei aber in der Regel weniger indiziert als bei der COPD.
Vor allem Hausärzte, gibt Gillissen deutlich zu verstehen, sollten darauf eingestellt sein, dass in den kommenden Jahren mehr Patienten zu ihnen in die Praxis kommen, die typische Asthma-Symptome aufweisen:
"Gerade Hausärzte müssen sich bewusst sein, dass sie mit Patienten, die über Husten oder Atemnot bei Belastung klagen, gegebenenfalls Asthmatiker und Asthmatikerinnen vor sich haben."
Hausarztpraxen sind generell gute Anlaufstellen, um Patientinnen und Patienten – gerade allergisch Kranken und Kindern – dabei zu helfen, Asthma präventiv entgegenzuwirken. So besteht etwa die Möglichkeit, bei einer Allergie das Allergen zu entziehen. Aber auch zur Hyposensibilisierungstherapie, die eine weitere Sensibilisierung vermeiden und damit auch Asthma vorbeugen soll, gibt es aussagekräftige Studien. Gerade zur Therapie des schweren Asthmas sind zudem aktuell interessante Entwicklungen zu beobachten.
Prof. Gillissen betont: Antikörpertherapien sind sehr teuer und darüber hinaus sehr speziell. Ob eine solche Therapie zum Einsatz kommt, obliegt meistens Lungenfachärzten. Vor dem Einsatz eines Antikörpers erfolgt immer erst die inhalative Therapie, die bei schweren Erkrankungen aus einer Dreifach-Kombination besteht, entweder als separate Inhaler-Applikation oder in Form von Kombinationspräparaten.
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