Es ist erwiesen, dass Rauchen der wichtigste gemeinsame Risikofaktor für COPD und Lungenkrebs ist. Zentrale Pathomechanismen beider Erkrankungen sind chronische Entzündungen, epigenetische Veränderungen, DNA-Schäden und oxidativer Stress. Trotz des bekannten Zusammenhangs gibt es immer noch Lücken im Wissen über die Prävalenz von Lungenkrebs bei COPD-Patienten. Neue Erkenntnisse zu diesem Thema liefert eine retrospektive Kohortenstudie, in der die Inzidenz von Lungenkrebs bei mehr als 12.000 Personen mit COPD in Dänemark untersucht wurde.
Insgesamt wurden 18 Prozent der an COPD erkrankten Personen wegen des Verdachts auf Lungenkrebs untersucht. Bei 4,6 Prozent wurde schließlich eine entsprechende Diagnose gestellt. Auffällig war, dass die maligne Erkrankung in dieser Patientengruppe häufiger in den frühen Tumorstadien (Stadium I–II) diagnostiziert wurde als bei Nicht-COPD-Patienten (46 vs. 26 Prozent).
Die Studie ergab auch, dass Menschen mit ausgeprägter COPD-Symptomatik wie häufigerer Atemnot oder Exazerbationen und intensivierter medikamentöser Therapie der COPD öfter auf Lungenkrebs untersucht werden.
Obwohl das Rauchen das Hauptrisiko für COPD und Lungenkrebs bleibt, betont die Studie, dass auch ehemalige Raucher und sogar Nichtraucher im COPD-Kollektiv ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs aufweisen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer umfassenden Überwachung der Patientenpopulation mit COPD im Allgemeinen, unabhängig davon, ob sie rauchen oder nicht.
Bei den diagnostizierten Lungenkrebsarten zeigte sich, dass Personen mit COPD häufiger an Plattenepithelkarzinomen erkrankten als Menschen ohne obstruktive Lungenkrankheit. Dies deckt sich mit anderen internationalen Studien und könnte durch die chronische Entzündung bei COPD und einem anhaltenden Nikotinabusus erklärt werden.
Die Studiendaten verdeutlichen das hohe Lungenkrebsrisiko bei Menschen mit COPD und sprechen für gezielte Früherkennungsprogramme in diesem Kollektiv. Da Personen mit COPD häufig ohnehin regelmäßige Kontrolluntersuchungen benötigen, könnte eine zusätzliche Lungenkrebsfrüherkennung in diese Termine integriert werden, ohne den Aufwand signifikant zu erhöhen. Vor allem Betroffene mit schwerer COPD und einem fortgesetzten Rauchverhalten sollten engmaschig auf Lungenkrebs untersucht werden. Denn je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und folglich auch die Prognose.