Rekord-Krankenstände in 2022: Plus von rund 250.000 Fehltagen

Mehrere Krankenkassen meldeten für 2022 Höchstwerte bei den Krankschreibungen. Covid-19 spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Gewöhnliche Infekte und psychische Störungen waren die Hauptursache für die gestiegenen Fehltage.

Atemwegsinfekte und psychische Belastungen führen zu Rekordzahlen

Mehrere gesetzliche Krankenkassen und Bundesländer haben kürzlich ihre Zahlen für die Krankschreibungen aus 2022 veröffentlicht.1,2 AOK, Barmer, TK und DAK berichten beispielsweise für Sachsen einen neuen Höchststand.

Ein Ausnahmejahr? 5,5% Fehlzeiten

Der "Gesundheitsreport" der Barmer verzeichnete im Schnitt 23,8 Fehltage im Job pro erwerbstätigem Versicherten, das sind vier Tage mehr als 2021. Anders ausgedrückt: im Jahr 2021 war jeder zweite Barmer-Versicherte (54%) mindestens einmal im Jahr krankgeschrieben, in 2022 waren es dagegen 72%. Der Krankenstand sei von 5,4 auf 6,5% gestiegen.2

Die bundesweiten Zahlen der DAK sagen Ähnliches aus: knapp zwei Drittel (64%) der Beschäftigten blieben mindestens einmal mit einer AU zu Hause. Im Schnitt entfielen auf jeden DAK-versicherten Erwerbstätigen fast 20 Fehltage, 5,5 Tage mehr als noch 2021.1 Der Krankenstand ist hier sogar um 1,5% gestiegen, von 4% auf 5,5%. Das bedeutet, dass an jedem Arbeitstag durchschnittlich 55 von 1.000 Angestellten krankgeschrieben waren und entspricht einem Anstieg von 38% gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt ist dies der höchste Wert, den die DAK-Gesundheit für ihre derzeit 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten seit dem Beginn der Analysen im Jahr 1997 gemessen hat.

Extrapoliert man diese Werte auf die Gesamtheit der Arbeitnehmer in Deutschland, ergibt das ein Plus von einer Viertelmillion Fehltagen. Der Vorstandschef der DAK, Andreas Storm, sieht die als "alarmierend".1 

Was war der Grund für die Fehltage?

Die Auswertung der DAK identifizierte Atemwegserkrankungen (Erkältungen und Bronchitis) als führende Diagnosen auf den Krankschreibungen. Im Vergleich zum Vorjahr haben diese um 172% zugenommen, mit einem Rekordwert von 398 Fehltagen je 100 Versicherte.1

Ebenfalls ein Allzeithoch war bei psychischen Erkrankungen, wie Ängsten und Depressionen, zu verzeichnen, mit 301 Fehltagen je 100 Versicherten. Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen und vergleichbare Beschwerden waren für 354 Fehltage je 100 Versicherte verantwortlich, was ebenfalls einen leichten Anstieg (um 5%) zum Vorjahr darstellt. Diese Verteilung deckt sich größtenteils mit den Angaben der anderen Krankenkassen.

Wie bereits während dem Vorjahresanstieg der respiratorischen Infekte bei Kindern von verschiedenen Experten ins Feld geführt wurde, könnte das lange Social distancing der Coronakrise dazu beigetragen haben, dass die Immunsysteme der Menschen nicht mehr kompetent waren, mit den ganz normalen Erregern der aktuellen Saison umzugehen. "Nach dem Wegfall der Corona-Regeln haben sich Krankheitserreger stärker verbreitet. Sie hatten ein leichtes Spiel, weil sie auf ein Immunsystem trafen, das aufgrund der Pandemie untrainiert war", fügt auch Claudia Szymula, Pressesprecherin der Barmer in Sachsen, zum Resümee der aktuellen AU-Analyse hinzu.2

Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass durch die elektronische Krankmeldung (eAU) nun auch Krankheitsfälle von der Statistik erfasst werden, die in der Vergangenheit unter der Tisch gefallen wären, weil die gelben Zettel bei den Versicherten liegenblieben. "Wir hatten in der Vergangenheit beim Krankenstand durchaus eine gewisse Untererfassung. Dieser Effekt dürfte jetzt deutlich reduziert sein", so Storm.1

Raten Sie mal: in welcher Branche war der Krankenstand am höchsten?

Den höchsten Krankenstand gab es im Gesundheitswesen mit 6,4% und einem Zuwachs von 1,7 Prozentpunkten gegenüber 2021. Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeheimen zählten durchschnittlich 23,5 Fehltage pro Jahr. Am niedrigsten war der Krankenstand in der Datenverarbeitungsbranche mit 3,5% und durchschnittlich nur 12,8 Fehltagen pro Kopf und Jahr.  

Im Kontext des zunehmenden Personal- und Fachkräftemangels kann dies erhebliche Auswirkungen nach sich ziehen und erhöht außerdem die Belastung für das verbleibende Personal weiter. "Gesundheit am Arbeitsplatz muss eine hohe Priorität bekommen", so Storm.1

 
Quelle:
  1. DAK-Analyse: Krankheitsausfälle im Job 2022 auf Rekordniveau. Cash. | Aktuelle Finanznachrichten online https://www.cash-online.de/a/dak-analyse-krankheitsausfaelle-im-job-2022-auf-rekordniveau-641104/ (2023).
  2. mdr.de. Krank zuhause: Krankenkasse meldet Höchststand an Fehlzeiten für 2022 | MDR.DE. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/krankenkasse-statistik-fehltage-krankschreibung-krankheit-100.html.

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