Antinukleäre Antikörper (ANAs) – ein Wert, viele Test- und Interpretationsmöglichkeiten. Seit der Aufnahme in die SLE-Diagnosekriterien der Leitlinien 2019, ist die Aussagekraft von ANA-Nachweisen wieder mehr in den Fokus der rheumatologischen Diagnostik gerückt. Eine aktuelle Studie hat sich mit dieser Fragestellung befasst und gibt eine Übersicht über die einzelnen Testverfahren, deren Aussagekraft und die Bedeutung im Praxisalltag.
ANAs lassen sich bei einer Vielzahl rheumatischer Erkrankungen nachweisen: systemischer Lupus erythematodes (SLE), Sjörgen-Syndrom, systemische Sklerose, Mischkollagenose (MCTD) und idiopathische entzündliche Myopathien (Polymyositis und Dermatomyositis). Seit 2019 ist der Nachweis von ANAs in die Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung des SLE aufgenommen worden und auch bei anderen rheumatischen Erkrankungen spielt die Identifikation spezifischer ANAs eine wichtige Rolle für die genaue Klassifizierung.
Für die Testung stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl: Goldstandard ist nach wie vor der indirekte Immunfloureszenztest (IIFT oder IIF), bei dem sich je nach Verteilung des verwendeten Indikator-Farbstoffes krankheitstypische Floureszenzmuster ergeben. Im Fall eines positiven Resultats werden weitere Tests zur genauen Differenzierung der Autoantigene angeschlossen (ELISA, Westernblot, Linienblot). Genauigkeit und Aussagekraft des Testverfahrens hängen maßgeblich von der durchführenden Person ab, was eine hohe Variabilität zwischen den einzelnen Laboren zur Folge hat. Da ANAs auch bei anderen nicht-rheumatischen Erkrankungen und ebenso bei Gesunden erhöht sein können, ist die Spezifität des IIF-Tests vor allem bei niedrigen ANA-Spiegeln eher gering.
Aus diesem Grund wurden weitere Testverfahren wie automated solid phase immunoassays (SPAs) entwickelt, die nach spezifischen Autoantikörpern suchen, die bei den jeweiligen ANA-assoziierten rheumatischen Erkrankungen auftreten. Vorteil dieser Methode ist die hohe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse durch die Automatisierung und die hohe Spezifität des Tests.
Beide Testverfahren haben ihre Vor- und Nachteile, der Aussagewert der Methoden hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im klinischen Alltag berücksichtigt werden müssen. Den Autoren der Studie zufolge ergab die Analyse der einzelnen Testverfahren folgende Empfehlungen für die einzelnen rheumatischen Erkrankungen im Praxisalltag:
Quelle: 1. Bossuyt X, De Langhe E, Borghi MO, Meroni PL. Understanding and interpreting antinuclear antibody tests in systemic rheumatic diseases. Nat Rev Rheumatol. Dezember 2020;16(12):715–26.