Weniger ist manchmal mehr: Methotrexat nach COVID-Booster-Impfung pausieren?
Patienten, die mit immunsuppressiven Medikamenten behandelt werden, haben in der Regel ein reduziertes Impfansprechen. Eine multizentrische Studie hat untersucht, ob eine Methotrexat-Pause nach COVID-Booster-Impfung sinnvoll ist.
Im Fokus: Die Auswirkungen einer Methotrexat-Pause
- Randomisierte multizentrische Studie.
- Teilnehmer nahmen seit mindestens drei Monaten niedrig dosiert Methotrexat ein (unter 25 mg pro Woche).
- Patientinnen und Patienten litten unter den Grunderkrankungen rheumatoide Arthritis, Psoriasis mit oder ohne Arthritis, axiale Spondyloarthritis, atopische Dermatitis, Polymyalgia rheumatica oder SLE.
- Alle hatten bereits mindestens zwei Impfungen gegen COVID erhalten.
- Bei der Hälfte der Betroffenen wurde Methotrexat direkt nach der COVID-Booster-Impfung für zwei Wochen pausiert.
- In der Gruppe, die eine Methotrexat-Pause einlegte, waren die durch die Boosterung getriggerten Antikörpertiter doppelt so hoch wie in der Gruppe, deren Medikation ununterbrochen fortgeführt wurde.
Immunsuppressiva beeinflussen Impfreaktion
Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer chronischen Erkrankung Immunsuppressiva wie Methotrexat einnehmen müssen, laufen Gefahr, leichter an Infektionen zu erkranken. Auch die Impfreaktion kann bei ihnen abgeschwächt sein. Im Rahmen der COVID-Pandemie untersuchten Forscher aus England nun in einer randomisierten multizentrischen Studie, ob das Pausieren der Medikation einen positiven Effekt auf den Impfschutz haben könnte.
Effekt nur bei niedriger Methotrexat-Dosierung untersucht
Hierzu wurden 340 Studienteilnehmer rekrutiert, die
- an Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Psoriasis mit oder ohne Arthritis, axiale Spondyloarthritis, atopische Dermatitis, Polymyalgia rheumatica oder SLE litten.
- seit mindestens drei Monaten wöchentlich eine niedrige Dosis (unter 25 mg pro Woche) Methotrexat einnahmen.
- mindestens zwei COVID-Impfungen erhalten hatten.
Die Hälfte der Probanden wurde dem Pausieren-Arm zugeordnet – bei diesen Personen wurde die immunsuppressive Medikation direkt nach der COVID-Booster-Impfung zunächst für zwei Wochen ausgesetzt. Die andere Hälfte nahm das Arzneimittel hingegen ununterbrochen ein.
Deutliche Unterschiede in der Immunreaktion
Vier Wochen nach der Booster-Impfung wurden die Antikörpertiter gemessen. In der Gruppe, die die Methotrexat-Einnahme unterbrochen hatte, waren die Titer mehr als doppelt so hoch wie in der anderen Gruppe (p<0.0001). Dies geht mit einer besseren Immunantwort und somit einem besseren Impfschutz einher. Zu unerwünschten Nebenwirkungen oder Absetzerscheinungen kam es hierbei nicht.
Fazit für die Praxis
Das Absetzen von immunmodulierenden Medikamenten kann eine kostengünstige und effektive Methode sein, um bei immunsupprimierten rheumatologischen oder dermatologischen Patienten eine bessere Immunantwort auf Vakzine zu erreichen. Die individuellen Umstände jedes Betroffenen sollten hierbei jedoch beachtet werden.
Abhishek A, Boyton RJ, Peckham N, McKnight Á, Coates LC, Bluett J, Barber V, Cureton L, Francis A, Appelbe D, Eldridge L, Julier P, Valdes AM, Brooks T, Rombach I, Altmann DM, Nguyen-Van-Tam JS, Williams HC, Cook JA; VROOM study investigators. Effect of a 2-week interruption in methotrexate treatment versus continued treatment on COVID-19 booster vaccine immunity in adults with inflammatory conditions (VROOM study): a randomised, open label, superiority trial. Lancet Respir Med. 2022 Sep;10(9):840-850. doi: 10.1016/S2213-2600(22)00186-2. Epub 2022 Jun 27. PMID: 35772416; PMCID: PMC9236568.