- Krüger, K. Muss bei einer MTX-Therapie Folsäure/Folinsäure substituiert werden? Wenn ja, wie viel?. Z Rheumatol 82, 246–247 (2023). https://doi.org/10.1007/s00393-023-01322-9
Seit den 1990er Jahren ist Methotrexat ein Goldstandard in der Behandlung vieler rheumatologischer, aber auch dermatologischer Erkrankungen. Mit dem Arzneimittel werden in der Regel gute Erfolge bezüglich der behandelten Grundkrankheit erreicht. Doch nicht wenige Patientinnen und Patienten brechen die Therapie frühzeitig ab – aufgrund von unerwünschten Nebenwirkungen.
Ebenfalls in den 90er Jahren wurde daher begonnen, nach Möglichkeiten zu suchen, diese unerwünschten Wirkungen zu mildern und bessere Compliance zu erreichen. Als ein idealer Kandidat hierfür stellte sich die Folsäure oder auch die Folinsäure heraus. Dies liegt daran, dass MTX als Folsäureantagonist den Folatspiegel im Blut senkt.
Seit fast 30 Jahren untersuchen Forscherinnen und Forscher nun, ob und wie Folsäure gegen MTX-Nebenwirkungen hilft. In mehreren Studien konnte nachgewiesen werden, dass dem tatsächlich so ist. So konnten unter Folsäuresubstitution unter anderem Therapieabbrüche, hepatotoxische Effekte und GI-Toxizität sowie Übelkeit signifikant gesenkt werden. Das Vitamin hatte darüber hinaus positive Effekte auf therapiebedingten Haarausfall und Stomatitiden.
In frühen Studien wurde häufig postuliert, dass eine Gabe von mehr als 10 mg Folsäure pro Woche keinen weiteren positiven Effekt hat, sondern vielmehr die Wirksamkeit von MTX reduziert. Dies konnte in neueren Untersuchungen nicht bestätigt werden. Was aber stimmt, ist, dass eine höhere Dosierung, also über 10 mg pro Woche, die MTX-Toxizität nicht mehr reduziert als 10 mg dies tun. Idealerweise sollten Betroffene daher 5 mg bis 10 mg Folsäure pro Woche einnehmen. Gute Ergebnisse wurden ebenfalls mit einer täglichen Gabe von 1 mg erreicht.
Auch der Startzeitpunkt war Zentrum von mehreren Studien. Während anfangs Folsäure erst bei Beginn von Nebenwirkungen verordnet wurde, ist man heutzutage dazu übergegangen, sofort bei Beginn der MTX-Therapie auch mit der Vitaminsubstitution zu beginnen. So treten Nebenwirkungen unter Umständen gar nicht erst auf.
In sämtlichen durchgeführten Studien konnten keine negativen Effekte der Folsäuregabe nachgewiesen werden. Die Therapie ist insgesamt sehr sicher und gut verträglich und beeinträchtigt die MTX-Wirksamkeit nicht.
Die Folsäuresubstitution bei Methotrexat-Therapie ist eine kostengünstige und effektive Möglichkeit, unerwünschte Wirkungen der Medikation und frühzeitige Therapieabbrüche zu reduzieren. Folinsäure zeigte im Vergleich zu Folsäure keine Überlegenheit, ist aber teurer. Daher sollte auf reguläre Folsäure zurückgegriffen werden, wenn dies möglich ist. Zu Beginn können 5 mg Folsäure pro Woche verordnet werden, welche bei Bedarf auf 10 mg gesteigert werden können. Eine höhere Dosierung wird nicht empfohlen.