Naltrexon zur Behandlung der Fibromyalgie: was sagt die Evidenz?
Manche Fibromyalgie-Patienten nehmen zur Behandlung ihrer Schmerzen niedrig dosiertes Naltrexon ein. Die Anwendung ist jedoch off-label. Eine Literaturrecherche hat nun die Auswirkungen des Medikamentes auf eine Fibromyalgie-Erkrankung untersucht.
Daten aus drei Studien ausgewertet
- In die Untersuchung wurden drei randomisierte Studien eingeschlossen.
- Naltrexon scheint die Schmerzintensität zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
- In einer Studie konnte die Gabe von Naltrexon die Entzündungswerte senken.
- Insgesamt ist die Evidenz jedoch niedrig, weitere Studien werden aktuell durchgeführt.
Naltrexon – was ist das?
Ursprünglich findet Naltrexon vor allem bei Suchterkrankungen Anwendung. So wird es häufig bei einer bestehenden Opiatabhängigkeit oder – zumindest in den USA – auch bei Alkoholismus verschrieben.
Das Arzneimittel ist ein Opiat-Antagonist. Man geht davon aus, dass die schmerzreduzierende Wirkung bei Fibromyalgie damit zusammenhängt, dass die zentrale Blockierung von Opioid-Rezeptoren, wie sie bei einer niedrigen Dosierung erfolgt, zu einem Endorphin-Rebound führt. So kommt es dann zu einer Schmerzlinderung.
Naltrexon bisher nur off-label eingesetzt
Immer mehr Betroffene nehmen das Medikament daher gegen ihre Schmerzen ein. Doch die Therapie gilt als off-label. Viele Mediziner stellen sich daher die Frage nach der Evidenz für oder gegen die Einnahme von Naltrexon.
Eine aktuelle Literaturrecherche ist genau dieser Frage nachgegangen. Die vorhandene Datenlage ist jedoch relativ gering. Nur drei randomisierte Studien konnten in die Recherche aufgenommen und ausgewertet werden. Daher ist es auch wichtig, dass weitere Forschungsunternehmungen sich des Themas annehmen, so die Autoren.
Medikament gegen Schmerzen, für die Lebensqualität
Insbesondere bei starken Schmerzen leidet oft die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. Die Studienautoren wollten daher wissen, ob die Einnahme von Naltrexon bei Fibromyalgie-Erkrankten tatsächlich zu einer Schmerzreduktion und zu einer verbesserten Lebensqualität führt.
Die Antwort: ja. In allen drei Studien konnte dieses Ziel erreicht werden. Aber die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen. Die Datenlage ist sehr gering, mit kleinen Studien und deutlichem Bias.
Naltrexon: Einfluss auf Entzündungsparameter fraglich
Während die Frage nach einer schmerzlindernden Wirkung in den eingeschlossenen Studien eindeutig war, steht es um den Effekt auf Entzündungswerte anders.
Nur in einer Studie konnte eine Senkung der Parameter nach Naltrexon-Einnahme erreicht werden. Eine andere beschreibt, dass die Baseline-Blutsenkungsgeschwindigkeit möglicherweise die Effektivität von Naltrexon vorhersagt. Auch hier gilt, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um diese Ergebnisse zu bestätigen und weiterzuentwickeln.
Naltrexon bei Fibromyalgie
Naltrexon scheint ein hoffnungsvoller Kandidat zur Schmerztherapie bei Fibromyalgie zu sein. Jedoch ist die Datenlage, auf der diese Einschätzung beruht, äußerst übersichtlich. Weitere Studien zum Thema werden aktuell durchgeführt und bringen hoffentlich mehr Informationen.
- Partridge S, Quadt L, Bolton M, Eccles J, Thompson C, Colasanti A, Bremner S, Jones CI, Bruun KD, Van Marwijk H. A systematic literature review on the clinical efficacy of low dose naltrexone and its effect on putative pathophysiological mechanisms among patients diagnosed with fibromyalgia. Heliyon. 2023 Apr 19;9(5):e15638. doi: 10.1016/j.heliyon.2023.e15638. PMID: 37206027; PMCID: PMC10189400.
- Metyas S, Chen CL, Yeter K, Solyman J, Arkfeld DG. Low Dose Naltrexone in the Treatment of Fibromyalgia. Curr Rheumatol Rev. 2018;14(2):177-180. doi: 10.2174/1573397113666170321120329. PMID: 28325149.