PPI und Glukokortikoide können Knochendichte verringern
Eine Studie der Charité zeigt, dass die Einnahme von Protonenpumpenhemmern (PPI) in Kombination mit Kortison das Risiko für Osteoporose erhöht. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Mayo Clinic Proceedings veröffentlicht.
Begünstigen Protonenpumpenhemmer Osteoporose?
Insgesamt wurden die Daten von 1.495 Patientem ausgewertet. Die Hälfte davon nahm täglich PPI ein. Die Studie untersuchte die Knochenmineraldichte und die Mikroarchitektur der Knochen, um Hinweise auf Osteoporose zu finden.
Umfang der PPI-Verschreibung
2022 wurden in Deutschland rund 3,8 Milliarden Tagesdosen von Protonenpumpenhemmern wie Pantoprazol oder Omeprazol verschrieben. Diese Medikamente reduzieren die Produktion von Magensäure und werden hauptsächlich zur Behandlung von Magengeschwüren oder -blutungen eingesetzt, aber auch vorbeugend verschrieben. Rheuma-Patienten, die unter bestimmten Bedingungen Kortison einnehmen, erhalten häufig PPI, um eine Entzündung der Magenschleimhaut zu verhindern. Viele nehmen PPI auch ohne ärztliche Beratung bei Sodbrennen oder anderen Magenbeschwerden, da sie bis zu einer bestimmten Dosis rezeptfrei erhältlich sind.
Zusammenhang zwischen PPI und Osteoporose
Es ist bereits bekannt, dass PPI die Entwicklung von Knochenschwund (Osteoporose) begünstigen können. Kortison, ein häufig in der Rheumatologie verwendetes Medikament, kann zusätzlich die Knochen schwächen. Dr. Andriko Palmowski und sein Team an der Charité wollten herausfinden, ob die Kombination von PPI und Kortison das Osteoporoserisiko bei Rheuma-Patienten weiter erhöht.
Studienergebnisse
Die Ergebnisse zeigten, dass die Knochendichte bei Patienten, die PPI einnahmen, signifikant niedriger war als bei denen, die keine PPI verwendeten. Dieser Zusammenhang blieb auch nach statistischer Berücksichtigung von Einflussfaktoren wie Alter und Nikotinkonsum bestehen. Besonders deutlich war der Effekt bei Patienten, die PPI zusammen mit einer täglichen Kortisondosis von mindestens 7,5 mg einnahmen. Die Knochen-Mikroarchitektur war hingegen nicht signifikant beeinträchtigt. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass PPI bei Patientmit rheumatoider Arthritis zu einem Verlust an Knochenmineraldichte führen", erklärte Dr. Palmowski. Dies könnte das Risiko für Wirbelbrüche um etwa 25 Prozent erhöhen.
Klinische Implikationen und Empfehlungen
Die Studienautoren betonen die Verantwortung der Ärzte: "Ärztinnen und Ärzte sollten die Gründe für eine PPI-Verordnung sorgfältig prüfen und Nutzen sowie mögliche Risiken mit den Patientinnen und Patienten besprechen – insbesondere bei gleichzeitiger Verschreibung von Kortison." Risikofaktoren, die eine Verschreibung von PPI rechtfertigen könnten, umfassen beispielsweise die gleichzeitige Einnahme von Kortison und nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen, Diclofenac oder Aspirin. Bei alleiniger Kortisoneinnahme ohne zusätzliche Risikofaktoren sei ein Magenschutz oft nicht notwendig, so die ärztliche Leitlinie Arzneimitteltherapie bei Multimorbidität.
Sollte eine gleichzeitige Einnahme von PPI und Kortison unvermeidbar sein, ist es ratsam, begleitend eine Supplementation mit Vitamin D und Kalzium in Erwägung zu ziehen, um den Knochenerhalt zu unterstützen. Bei geplanten längerfristigen Kortison-Therapien sind regelmäßige Knochendichtemessungen und gegebenenfalls eine gezielte medikamentöse Osteoporosetherapie indiziert. Es ist entscheidend, dass die Indikation für eine PPI-Verschreibung regelmäßig überprüft und die Patientenaufklärung über potenzielle Risiken und Nutzen intensiviert wird.
Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Verschreibung von Protonenpumpenhemmern, insbesondere bei gleichzeitiger Kortisontherapie.
Palmowski A et al. Proton Pump Inhibitor Use and Bone Health in Patients With Rheumatic Diseases: A Cross-Sectional Study. Mayo Clinic Proceedings, May 16 2024. doi:10.1016/j.mayocp.2023.12.008
https://www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(23)00609-2/fulltext