Rheumatoide Arthritis: Fitness ist wichtiger als Entzündungskontrolle

Wer an rheumatoider Arthritis (RA), leidet, hat ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, soviel ist klar. Weniger bekannt dürfte vielen Ärzten und Patienten allerdings sein, welche große Bedeutung die körperliche Fitness dabei hat.

Was hat die Studie untersucht?

Wieso haben RA-Patienten eine erhöhte Mortalität?

Ziel bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis ist eine möglichst effektive Entzündungskontrolle. Tatsächlich gelingt es mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten oft gut, dauerhafte Gelenkschäden zu vermeiden. Und doch bleibt die Mortalität für Rheumapatienten erhöht.

Das liegt u.a. an Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, unter denen viele RA-Patienten zusätzlich leiden. Gleichzeitig können umweltbedingte Faktoren und der Lebensstil den Verlauf der RA beeinflussen. Die Frage ist also, inwieweit modifizierbare Risikofaktoren wie körperliche Inaktivität zur erhöhten Mortalität beitragen und ob umgekehrt eine bessere kardiorespiratorische Fitness (CRF) das Risiko senken kann.

Für ihre ambitionierte Untersuchung verwendeten die Forscher mehrere Modelle, in die sie für die Assoziation von rheumatoider Arthritis mit der Gesamtmortalität jeweils unterschiedliche Variablen einbezogen:

Welchen Effekt haben Entzündung und Fitness?

Wie erwartet war die Gesamtmortalität von Personen mit RA gegenüber der Kontrollgruppe unabhängig von anderen Einflussfaktoren erhöht. Zum Risiko trug sowohl ein erhöhtes CRP als auch eine geringe Fitness zusätzlich bei. Ihr Anteil am Gesamteffekt war jeweils signifikant (p<0,001). Das Erstaunliche dabei: Der indirekte, durch die CRF vermittelte Effekt auf die Mortalität war dreimal so hoch wie der indirekte Effekt durch das Entzündungsgeschehen (standardisierter Koeffizient 0,006 versus 0,002).

Für die Autoren sprechen die Ergebnisse dafür, dass die Mortalität bei Patienten mit RA selbst bei einer optimalen Kontrolle der Inflammation erhöht bleibt, wenn sie körperlich inaktiv sind. Sie plädieren daher für interdisziplinäre Behandlungsteams, die den Betroffenen – analog zur kardialen Reha – geeignete Trainingsprogramme anbieten. Die Patienten wiederum müssten für die Bedeutung eines aktiven Lebensstils für ihre Prognose sensibilisiert werden, da vielen dieser Zusammenhang nicht bewusst sei.

Fazit für die Praxis

Unabhängig von der Erkrankung selbst tragen äußere Faktoren zu einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko von Patienten mit rheumatoider Arthritis bei. Einen signifikanten Einfluss hat die kardiovaskuläre Fitness, die sogar den Effekt der Entzündung toppt. Grund genug, die Betroffenen zu mehr Bewegung zu motivieren. Nebenbei reduziert sie Schmerzen und Müdigkeit und wirkt sich positiv auf Kognition und Gemüt aus – und das alles ohne Nebenwirkungen.
 

Quelle:

Videm V et al. Relative importance of inflammation and cardiorespiratory fitness for all-cause mortality risk in persons with rheumatoid arthritis: the population-based Trøndelag Health Study. RMD Open 2023; 9: e003194. doi:10.1136/rmdopen-2023-003194