Die Wartelisten für Organspenden sind lang. Glücklich also, wer endlich den ersehnten Transplantationstermin z. B. für eine neue Niere bekommt. Doch Blutgruppen und Gewebefaktoren allein sind nicht ausreichend, um den Erfolg einer Organtransplantation abschätzen zu können, so eine aktuelle Studie. Ein Blick auf mögliche Komorbiditäten auch des Spenders sollte nicht fehlen.
Die Studie aus Japan untersuchte das Langzeitüberleben von Nierentransplantaten, die von einem lebenden Spender mit Arteriosklerose stammten, im Vergleich zu solchen, die in der Biopsie keine abnormen Befunde geliefert hatten. Insgesamt schloss die Studie 1.351 Nierentransplantat-PatientInnen ein, die auf zwei Gruppen verteilt wurden: mit Arteriosklerose n = 788 sowie ohne Arteriosklerose n = 563. Nach Propensity Score angepassten Kohorten (n = 984) waren es sowohl mit Arteriosklerose als auch ohne jeweils n = 492 PatientInnen.
In beiden Untersuchungsgruppen (matched vs unmatched) war das 10-Jahresüberleben des Transplantates mit Arteriosklerose oder ohne vergleichbar. Allerdings zeigte sich, dass das Risiko für eine Abstoßungsreaktion bei den Transplantaten von SpenderInnen mit Arteriosklerose gegenüber denen ohne diese Komorbidität erhöht war (p < 0,027 unmatched; p < 0,061 matched).
Bei den PatientInnen mit Arteriosklerose-Transplantat kam hinzu, dass sie eine signifikant höhere Inzidenz für Antikörper-vermittelte Abstoßungsreaktionen hatten (p < 0,007). Numerisch schien die Patientgruppe mit dem Transplantat eines Spenders mit Arteriosklerose zudem eine geringere geschätzte glomeruläre Filtrationsrate zu haben.
Die Calcineurin-Inhibitor-Nephrotoxizität und ebenso das Anämierisiko nach Transplantation waren bei den Empfängerinnen eines Nierentransplantats "mit Arteriosklerose" signifikant erhöht. Die Langzeitfunktion der verbliebenen Niere im Spender war in der Gruppe mit Arteriosklerose deutlich verringert.
Originalpublikation:
Kakuta Y et al., Int J Urol 2020; https://doi.org/10.1111/iju.14212