Neue S3-Leitlinie Prostatakarzinom: Wegfall der Tastuntersuchung und Stärkung der aktiven Überwachung

Die aktualisierte Leitlinie bringt tiefgreifende Änderungen bei Früherkennung und Behandlung des Prostatakarzinoms – der häufigsten Krebserkrankung bei Männern.

Paradigmenwechsel in der Früherkennung und Diagnostik

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) hat die Konsultationsfassung der aktualisierten S3-Leitlinie Prostatakarzinom veröffentlicht, die bis zum 25.04.2025 kommentiert werden kann. Ein entscheidender Wendepunkt: Die digital-rektale Untersuchung wird zur Früherkennung nicht mehr empfohlen. Stattdessen rückt die Magnetresonanztomographie stärker in den Fokus der Diagnostik. Bei unauffälligem MRT-Befund (PI-RADS 1 und 2) soll keine Biopsie mehr durchgeführt werden, was laut Prof. Dr. Marc-Oliver Grimm, DGU-Leitlinienkoordinator, "weniger nicht-behandlungsbedürftige Karzinome" nachweisen wird.

Neue Behandlungsempfehlungen und gesundheitspolitische Implikationen

Die wohl weitreichendste Änderung betrifft die Therapie des lokalisierten Prostatakarzinoms mit niedrigem Risiko: Hier wird ausschließlich die aktive Überwachung und keine lokale Therapie mehr empfohlen, was die Übertherapie deutlich reduzieren soll. Die DGU-Führung sieht in der Leitlinien-Aktualisierung zugleich einen "entscheidenden Schritt für die Etablierung eines organisierten risikoadaptierten PSA-basierten Prostatakarzinomfrüherkennungsprogramms" als Kassenleistung, wie es auch die EU empfiehlt. Der Gemeinsame Bundesausschuss kann nun die aktualisierten Empfehlungen in seine Entscheidung zur Anpassung des Früherkennungsangebots einbeziehen.

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