Übersetzt aus dem Französischen
Dr. Solène Vo Quang Costantini ist neben ihrer Rolle als Stomachirurgin und Forscherin in der Innovationspädagogik auch Gründerin und Geschäftsführerin von Hack Your Care. Zuvor war sie Vorsitzende des nationalen Verbands der Assistenzärzte für Oralchirurgie und anschließend Oberärztin am AP-HP (Assistance Publique – Hôpitaux de Paris, Frankreich).
Es handelt sich um eine Plattform zur Vernetzung zweier Welten, die sonst nur wenig miteinander zu tun haben: die Pflege auf der einen und Innovationen im Gesundheitswesen auf der anderen Seite. Dieser Bereich boomt auf allen Ebenen, von der Biotechnologie bis zur Krankenpflege. Die Ideen sprudeln nur so hervor, aber zu ihrer Verwirklichung benötigen die entsprechenden Innovationstreiber das Fachwissen angehender Nutzer.
Dafür bringt Hack Your Care Pflegekräfte mit Akteuren im Bereich Gesundheitsinnovation zusammen, beispielsweise mit Unternehmen. Von uns wird geprüft, ob ihre Profile und Verfügbarkeiten mit dem Bedarf zusammenpassen. Dabei geht unser Ansatz noch einen Schritt weiter, indem wir die Pflegekräfte unter anderem in Rechts- und Gehaltsfragen beraten. Die am häufigsten gesuchten Profile sind Krankenhausärzte. Sie verfügen über wenig Verständnis für Unternehmenskultur und haben keine Vorstellung davon, was ein Berater kostet oder welchen Status er haben sollte.
Die Bandbreite ist groß. Auf Seiten des Gesundheitspersonals suchen wir nach verschiedenen Berufsgruppen: Ärzt:innen, Zahnärzt:innen, Krankenpflegepersonal, Physiotherapeut:innen, Hebammen, Apotheker:innen, Röntgenassistent:innen, Rettungssanitäter:innen, Pflegehelfer:innen und andere. Wir verfügen bereits über einen großen Pool an Allgemeinmedizinern und Fachärzten, aber auch an Zahnärzten oder Krankenschwestern. Wenn ein Medizinstudent eine Diplomarbeit oder Dissertation über KI in seinem Fachgebiet schreiben möchte, kann er sich ebenfalls an uns wenden.
Die Unternehmen reichen von Start-ups bis zu Großkonzernen, von Unternehmen, die medizinische Geräte entwickeln, bis zu Unternehmen, die in der Datenverarbeitung aktiv sind oder Beta-Tester zur Bewertung einer Softwareanwendung suchen. Uns liegen auch Anfragen von Versicherungsgesellschaften, Universitäten und Ingenieurschulen vor.
Vor kurzem haben wir einer jungen Allgemeinärztin ihren ersten Einsatz als Assistentin des medizinischen Leiters in einem Start-up ermöglicht. Sie wollte zusätzlich zu ihrer Arbeit als Vertretungsärztin auch aus der Ferne arbeiten.
Ein anderes Beispiel: Der Geschäftsführer eines Start-ups suchte nach der Fachrichtung, die sich am besten für die Entwicklung seiner Rezepthilfe eignen würde. Wir sollten Brainstorming-Sitzungen mit zehn Ärzten verschiedener Fachrichtungen organisieren, die dem Profil künftiger Anwender ähneln: also wenig technikaffin, aber dennoch nicht ablehnend gegenüber der Digitalisierung. Die Ärzte erhielten zunächst eine kurze Schulung zu künstlicher Intelligenz.
Auf Anfrage von Hochschullaboren helfe ich auch Masterstudenten im zweiten Studienjahr, Praktika in Start-ups zu finden. Das ermutigt sie zu weiterführender Forschung, was für eine Laufbahn in einem Universitätskrankenhaus natürlich unerlässlich ist.
Sowohl durch meine Beobachtungen als auch durch meine persönlichen Erfahrungen. Mir ist aufgefallen, dass das Gesundheitswesen und der Unternehmenssektor zwei völlig konträre Welten sind. Die Vorstellung vom "Medizin-Unternehmer" ist immer noch ein Tabu, als ob das wider der Natur wäre.
Andererseits sind Gesundheitsfachleute begierig auf Innovationen. Wer hat nicht schon einmal gedacht: "Für diesen oder jenen Zweck könnten wir eine Anwendung entwickeln". Uns begegnen immer häufiger Multitalente, wie beispielsweise Ärzte als Programmierer. Diese Fähigkeit zur Innovation entwickelt sich zu einer neuen Art medizinischem Fachgebiet.
Einige Pflegekräfte wollen sich schlichtweg neue Möglichkeiten erschließen, sei es nun aus Überdruss an schlechten Arbeitsbedingungen oder um Arbeit und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Sie möchten gerne Erfahrungen in einem Unternehmen sammeln, wissen aber nicht, wie sie dies erreichen können. Es geht nicht darum, die Pflege und die Patienten aufzugeben, sondern darum, sich beispielsweise für die Dauer eines bestimmten Projekts eine Auszeit zu nehmen.
Während meiner Doktorarbeit in Medizin gründete ich ein Start-up mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz und Therapieüberwachung. Während meiner klinischen Ausbildung fragten mich dann die Assistenzärzte, wie ich das geschafft habe. Sie meinten, ich brächte sie zum Träumen. Obwohl sie jung und innovationsfreudig waren, konnten sie sich diesen Schritt einfach nicht so recht vorstellen. Mit Hack Your Care schenken wir ihnen keine Träume, sondern öffnen ihnen die Türen zu einer Welt voller Innovationen.