Förderakademie 2018/2019: Führung lernen

Führungspersonen im deutschen Krankenhauswesen zeichnen sich ganz überwiegend durch eine hervorragende Fachkarriere aus. Sie haben gelernt, einen Herzkatheter punktgenau zu platzieren und einen Ballon zu öffnen. Sie können herausragend Endoskope in allen Körperöffnungen schwingen.

Sie können Bäuche aufschneiden und Gelenke implantieren oder Organe verpflanzen. Sie haben in hochrangigen Fachzeitschriften wissenschaftliche Expertisen publiziert und führen akademische Titel. Persönlichkeiten mit diesen weitreichend erworbenen Kenntnissen und Fertigkeiten sind als Führungskräfte im Krankenhaus gefragt. Die hohe fachliche Qualifikation als Mediziner ist nicht zwangsweise die alleinige Voraussetzung, ein ebenso erfolgreicher Klinikchef zu sein. Einem Mitarbeiter sollte deshalb gar nicht erst die Frage in den Sinn kommen: „Wie konnte der denn Chef werden?“. Eine potentielle Führungskraft sollte sich gleichzeitig für Verwaltungsstrukturen und -prozesse interessieren, um im Spannungsfeld der vielfältig im Krankenhaus agierenden Berufsgruppen sowohl im medizinischen wie im verwaltungstechnischen Bereich erfolgreich agieren zu können. Der Umgang mit Personal und Ressourcen will ebenfalls erlernt sein und sollte einer Strategie folgen und nicht der Stimmung oder dem Zufall überlassen bleiben. Unter dem Titel „Persönlichkeitsentwicklung, Führungsverantwortung und Aufbruch zu wissenschaftlichem Erfolg“ veranstaltete die DGIM zum wiederholten Mal in bisher zwei Modulen über je zwei Tage ein Führungskräfteseminar. Die Veranstaltung fand in der Berliner Dependance der DGIM im Herzen Berlins, in der Oranienburger Straße, in unmittelbarer Nähe zur Museumsinsel statt.


14 junge Internisten haben an der Förderakademie der DGIM 2018/1029 teilgenommen. Von links nach rechts: Miriam Songa Stegemann, Michael Kowar, Thomas Gamstätter, Jochen Dutzmann, Markus Peuckert, Martin Heni, Maximilian König, Dominik Scharnbeck, Ann-Kathrin Rahm, Imke Wieters, Melina Heinemann, Christoph Kuppe, Janina Trauth, Alessa Beckers

Mit Prof. Rüdiger Schäfer, Führungskräftetrainer und Leiter des Steinbeis-Transferzentrums „Prozessorientierte Organisationsentwicklung“ in Karlsruhe, konnte die DGIM einen hochkarätigen Referenten gewinnen, der über zwei Tage die Themen „Führung und Kommunikation“ sowie „Konfliktmanagement“ als erfahrender Trainer im wissenschaftlichen Umfeld mit uns erarbeitete. Thematisiert wurden dabei unter anderem grundlegende Techniken, wie beispielsweise Feedback-Regeln, die Analyse des eigenen Führungsstils oder die Einstufung eines Konflikts. Hierbei kamen auch Rollenspiele zum Einsatz, die dazu beitrugen, Inhalte zu veranschaulichen, so dass die jeweiligen Rollen von den beteiligten Kollegen phantasievoll und ohne methodische Berührungsängste ausgeführt wurden. Im zweiten Modul stand zunächst das Thema „gesunde Selbststeuerung als Führungskraft“ auf der Agenda. Psychologe Bernhard Broekman erläuterte unter anderem die Bedeutung der Begriffe „Work-Life-Balance“, „Resilienz“ und „Burnout-Prophylaxe“ anschaulich und interaktiv. Eindrucksvoll in Erinnerung bleiben in diesem Zusammenhang Sätze wie: „Wenn man weiß für was, erträgt man jedes wie“. Oder: „Wenn man dem Partner nicht mal klar nein sagen kann, kann man auch nicht mehr ja sagen“. Oder: „Pessimisten küsst man nicht“! Der zweite Tag des zweiten Moduls widmete sich ausschließlich der Auswahl von Mitarbeitern und der Qualität von Interviews. Hier fand unter anderem eine Video-Analyse von Rollenspielen in der Form eines Bewerbungsgesprächs statt. Die Referenten Jürgen Böhme und Oliver Brust, beide ausgewiesene Spezialisten im Bereich der Personalrekrutierung, überraschten mit entlarvenden Fragetechniken und konkreten Anleitungen zu strukturierten Interviews, um geeignete Bewerber zielsicher auswählen, beziehungsweise deren Defizite erkennen zu können. Die Förderakademie möchte junge Internisten frühzeitig unterstützen, wenn es darum geht, Führungskompetenzen zu entwickeln. Außerdem bietet die Akademie Unterstützung in der wissenschaftlichen Orientierung sowie der Karriereplanung im Gesundheitswesen an. Für das Seminar hatten sich 14 Kolleginnen und Kollegen qualifiziert. Die Bewerberauswahl erfolgte durch die Kommission für Wissenschaft und Nachwuchsförderung der DGIM. Voraussetzung war neben dem Lebenslauf und einem Motivationsschreiben das Empfehlungsschreiben eines Mentors. Schließlich fanden sich motivierte internistische Oberärzte oder Assistenzärzte in einer internistischen Weiterbildung aus dem gesamten Bundesgebiet in Berlin ein. Die Kosten für die Veranstaltung trug die DGIM. Beteiligt waren Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Hochschule Hannover, der Charité Berlin, der Universitätskliniken Aachen, Bochum, Frankfurt, Gießen/Marburg, Hamburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm sowie ein Kollege aus dem Johanniterkrankenhaus Bonn. Entsprechend vielfältig zeigten sich die vertretenen Fachrichtungen: Gastroenterologie, Infektiologie, Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Geriatrie. Zusammenfassend handelt es sich bei der Idee der „Förderakademie“ um ein hervorragendes Angebot der DGIM, das alltagsrelevante Werkzeuge rund um die Krankenhausstruktur vermittelt und den Teilnehmern ermöglicht, sich frühzeitig mit den Themen Führung, Kommunikation, Konflikt, Persönlichkeitsmanagement und Personalauswahl zu beschäftigen. Damit trägt die DGIM dazu bei, dass künftige Führungskräfte im Krankenhaus neben ihrer Fachkarriere auch über eine Strukturkarriere verfügen können und damit nachhaltig die Führungskultur in den Kliniken positiv beeinflussen. Hervorragende Referenten und der Charme der DGIM Dependance in Berlin-Mitte trugen wesentlich zu einer konzentrierten, kollegialen und sehr angenehmen Atmosphäre bei. Die Einladungen der DGIM zum Abendessen in die beiden Berliner Lokale „acht&dreißig“ und „lavanderiavecchia“ rundeten das erfolg reiche Seminar kulinarisch und gesellschaftlich ab. Dafür herzlichen Dank! Zum Abschluss der diesjährigen Förderakademie ist im Februar noch das dritte Modul zum Thema „Krankenhausbetriebswirtschaft“ in Wiesbaden geplant. Außerdem werden sich die Alumni zum DGIM Kongress 2019 wieder zusammenfinden.

Dr. Dominik Scharnbeck, Oberarzt, Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin II, 89081 Ulm