Schilddrüse und Schwangerschaft: Sind Sie fit?

Praxisbeispiel: Eine frühschwangere Patientin hat einen normalen TSH-Wert von 1,71 mIU/l, das mitbestimmte fT4 ist mit 0,88 ng/dl geringfügig erniedrigt. Was ist zu tun?

Physiologische Veränderungen von Funktionsparametern der Schilddrüse (SD) in der Schwangerschaft erschweren die Abgrenzung einer behandlungsbedürftigen Störung. Manch wichtige Fragen zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen werden immer noch kontrovers diskutiert.

Nachholbedarf in Mutterschaftsrichtlinien und Leitlinien

In jedem Fall kommt der SD-Diagnostik in der Schwangerenbetreuung – und möglichst schon davor – eine besondere Bedeutung zu. Sie ist allerdings bisher nicht in den Mutterschaftsrichtlinien enthalten, obwohl dies „angesichts der erheblichen Risiken der Schilddrüsenfunktionsstörungen für die Gesundheit von Mutter und Kind (…) dringend geboten“ erscheint1. Auch im Hinblick auf Leitlinienempfehlungen gibt es, zumal auf nationaler Ebene, bisher große Lücken.

Bei ihrer jüngsten Leitlinien-Aktualisierung hat die American Thyroid Association (ATA) auf die Komplexität der physiologischen und pathologischen Zusammenhänge zwischen Schilddrüse und Schwangerschaft einschließlich Postpartum-Periode hingewiesen. Die richtigen Diagnostik- und Therapieentscheidungen zu treffen, bleibt eine Herausforderung – auch angesichts des Mangels an hochwertigen Interventionsstudien. Nur ein Viertel der 97 ATA-Empfehlungen fußt auf einem Evidenzniveau, dem eine hohe Qualität (gemäß dem Bewertungssystem des American College of Physicians) beigemessen wird.2

Der folgende „Schnell-Check“ umfasst eine Auswahl an relevanten Fragestellungen, die sich in der Schwangerenbetreuung im Hinblick auf die Schilddrüse ergeben.

Referenzen:

  1. Altenkirch HU et al. Schilddrüsendysfunktion in der Schwangerschaft. Frauenarzt 2017;58(7):565-74
  2. Lahner H, Führer D. Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft. Frauenarzt 2016;57(6):558-60
  3. Alexander EK et al. 2017 Guidelines of the American Thyroid Association for the Diagnosis and Management of Thyroid Disease During Pregnancy and the Postpartum. Thyroid 2017;27(3):315-89
  4. Lazarus J et al. 2014 European Thyroid Association. Guidelines for the Management of Subclinical Hypothyroidism in Pregnancy and in Children. Eur Thyroid J 2014;3:76-94
  5. Yu X et al. Iron deficiency, an independent risk factor for isolated hypothyroxinemia in pregnant and nonpregnant women of childbearing age in China. J Clin Endocrinol Metab 2015;100(4):1594-601
  6. Hypothyreosetherapie während und nach der Schwangerschaft. Ars Medici 2016;7:321-22. rosenfluh.ch/media/arsmedici/2016/07/Hypothyreosetherapie-waehrend-und-nach-der-Schwangerschaft.pdf
  7. Zimmermann A, Weber MM. Schilddrüsenerkrankungen in der Schwangerschaft. J Gynäkol Endokrinol 2012;22(1):6-12
  8. Manaka S et al. Subclinical hypothyroidism in pregnancy: a systematic review and meta-anakysis. Thyroid 2016;26:580-90
  9. Zhang Y et al. Patients with subclinical hypothyroidism before 20 weeks of pregnancy have a higher risk of miscarriage: a systematic review and meta-analysis. PlosONE 2017;12(4):e0175708