In dem Tarifkonflikt erhöht die Gewerkschaft den Druck auf die Klinikträger. Wie viele Mitarbeiter:innen die Arbeit niederlegen, ist noch unklar. Einzelne Stationen dürften aber geschlossen werden.
Im Tarifstreit um bessere Arbeitsbedingungen in Landeskrankenhäusern hat die Gewerkschaft Verdi für den 23.08. bis zum 25.08. einen Streik in den Kliniken von Vivantes und Charité angekündigt. Ab 24.08. könnten ganze Stationen geschlossen bleiben.
"Die Arbeitgeberseite ist weiterhin nicht bereit, sich ernsthaft mit den Forderungen der Beschäftigten auseinanderzusetzen", sagte Meike Jäger, Landesfachbereichsleiterin bei Verdi Berlin-Brandenburg und Verhandlungsführerin. Der Fachkräftemangel in verschiedenen Bereichen sei sehr groß: "Der Druck ist da, nicht erst seit Corona."
Ab 24.08. sollen komplette Stationen geschlossen werden, sagte Tim Graumann, Verhandlungsführer für Notdienstvereinbarungen. Bei Vivantes haben demnach zwölf Teams und bei der Charité sieben Teams angekündigt, ab dem Frühdienst nicht mehr auf der Station zu erscheinen. Betroffen seien Normalstationen aus der Gastroenterologie, der Geriatrie und dem chirurgischen Bereich. Ganze Teams können demnach streiken, wenn dies medizinisch möglich ist und rechtzeitig angekündigt wird.
Vivantes und Charité sind landeseigene Unternehmen. In den Kliniken gibt es insgesamt rund 8.300 Betten. Verdi geht es um einen Tarifvertrag, der eine Mindestpersonalausstattung für Stationen und Bereiche festlegt. Er soll zudem Regelungen zum Belastungsausgleich enthalten für den Fall, dass diese tarifvertraglichen Vorgaben nicht eingehalten werden.
Wie viele Mitarbeiter:innen sich an dem Arbeitskampf beteiligen wollen, ist laut Verdi noch unklar. "Wir gehen von mehreren Hundert Kollegen aus, die in den Streik gehen", sagte Graumann. "Grundsätzlich werden wir natürlich immer einen Notdienst sicherstellen", betonte der Gewerkschaftssekretär. Es dürften keine Patient:innen gefährdet werden. Eine gemeinsame Vereinbarung zu den Notdiensten sei mit Vivantes aber noch nicht zustande gekommen, kritisierte Graumann.
"Verdi hat unseren Vorschlag leider bislang abgelehnt und fordert stattdessen unter anderem, Stationen streikbedingt zu schließen", hielt Dorothea Schmidt, Vivantes Geschäftsführerin Personalmanagement, dagegen. Dies sei inakzeptabel. Vivantes habe eine Stationsbesetzung während des Streiks wie an Wochenenden angeboten, was Verdi aber ablehne.
Die Charité ihrerseits betonte, Einschränkungen für Patient:innen vermeiden zu wollen. Betroffene Patient:innen würden so frühzeitig wie möglich informiert. "Die Notfallversorgung wird sichergestellt", sagte ein Sprecher.
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) forderte eine Notdienstvereinbarung: "Dass die Krankenhausbeschäftigten mehr Geld für ihre Arbeit fordern und ihre Forderungen mit den Mitteln des Arbeitskampfes verstärken, ist legitim", sagte die Senatorin. Das Streikrecht sei ein Grundrecht. Daher müsse eine Vereinbarung gefunden werden, die es den Mitarbeitern ermögliche, ihr Streikrecht wahrzunehmen.
Intensiv-Pflegerin Anja Voigt aus dem Neuköllner Vivantes-Klinikum betonte: "Uns geht es nicht um mehr Geld, sondern um bessere Arbeitsbedingungen". Ihre Station sei permanent unterbesetzt. Anderen Mitarbeiter:innen, vor allem aus Tochtergesellschaften, geht es auch um mehr Geld. Sie fühle sich wie ein Mensch zweiter Klasse, sagte etwa Krankenhaus-Bistro-Mitarbeiterin Jenny Lange.