Allabendlich auf deutschen Fernsehschirmen: Hund und Katze sind geschockt, denn Herrchen oder Frauchen sind auf einmal schmerzfrei und wieder so agil wie in jungen Jahren. Grund dafür: Diverse Schmerzcremes. Oder doch nicht? Wohl nicht, denn Schmerzcremes wirken nicht besser als Placebo, so eine Studie!
Trotz dessen, dass geeignete Studien zur Wirksamkeit von topischen Schmerzcremes fehlen, hat der Umsatz mit solchen Mitteln allein in den vergangenen Jahren exponeziell zugenommen. Insbesondere bei chronischen Schmerzpatienten finden die topischen Analgetika reißenden Absatz und sind aufgrund der direkten Wirkung am Schmerzort und der einfachen Anwendung sehr beliebt.
Eine aktuelle Studie nahm sich nun einmal der Frage an, ob die Präparate wirklich halten, was sie versprechen. Die ForscherInnen untersuchten dazu 133 Menschen mit neuropathischen Schmerzen, 133 weitere mit nociceptiver Schmerzursache sowie 133 PatientInnen mit gemischten Schmerzursachen.
Die PatientInnen mit neuropathischem Schmerz erhielten Schmerzcremes auf Basis von Ketamin, Clonidin und Lidocain. Nociceptive SchmerzpatientInnen bekamen hingegen beispielsweise Cyclobenazprin und Lidocain. Die dritte (gemischte) Gruppe wandte z. B. Ketamin, Diclofenac, Cyclobenzaprin oder Lidocain an. Verglichen wurden die Ergebnisse mit einer Placebobehandlung.
Als primärer Studienendpunkt galt die Änderung des durchschnittlichen Schmerz-Scores nach einer einmonatigen Behandlung mit dem jeweiligen topischen Analgetikum. Die Ergebnisse waren zugleich überraschend und auch eindeutig.
In allen Behandlungsgruppen sank der Schmerz-Score um lediglich -0,1 bis -0,3 Punkte. Nach einem Monat Therapie berichteten insgesamt 72 PatientInnen (= 36%) aus den Behandlungsgruppen über eine gefühlte Verbesserung der Schmerzsymptomatik. Im gleichen Zeitraum sagten dies aber ebenso 54 PatientInnen (= 28%) aus der Placebokontrolle. Die Analgetika wirkten demnach nicht besser als ein Placebo.
Zum einen ist zu bedenken, dass die Aussagekraft des Studienergebnisses aufgrund der heterogenen Behandlungsregime mit einer Vielzahl an Wirkstoffen, aber ebenfalls aufgrund der kurzen Beobachtungsdauer von nur einem Monat, limitiert ist. Zum anderen jedoch zeigt auch diese Studie einmal mehr, dass topische Schmerzmedikamente besonders bei chronischen Schmerzpatienten sehr wahrschenlich unwirksam sind.
Auf dieser Basis ist die Anwendung topischer Analgetika für chronische Schmerzpatienten zumindest kritisch zu hinterfragen. Die teils hohen Kosten für die Langzeittherapie erscheinen vor dem Hintergrund eines fehlenden, über den Placeboeffekt hinausgehenden Wirknachweises ungerechtfertigt.
Quelle: Brutcher RE et al., Ann Intern Med. 2019; DOI: 10.7326/M18-2736