Nach der Verhaftung eines Chef-Chirurgen an der Uniklinik Essen hatte der zuständige Minister den Bestand des Transplantationszentrums in Frage gestellt. Jetzt gab es Entwarnung.
Das Transplantationszentrum der Essener Uniklinik darf trotz mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten bei Lebertransplantationen seine Arbeit fortsetzen. Es habe nach wie vor einen wichtigen Versorgungsauftrag, sagte Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einem Interview der Rheinischen Post (Montag).
Laumann hatte nach der Verhaftung des Direktors der Transplantationschirurgie vor zwei Wochen eine Überprüfung des Zentrums angekündigt. Es müsse geklärt werden, ob das Zentrum noch in der Lage sei, seinen Versorgungsauftrag wahrzunehmen oder aus dem Krankenhausplan des Landes herausgenommen werden muss, hatte der Minister erklärt.
In dem Interview sagte Laumann nun, das Ministerium habe das Zentrum geprüft. "Die Vorwürfe betreffen den Leiter, der ja von der Arbeit freigestellt wurde. Dort arbeiten aber natürlich noch andere Ärzte", so der Minister. Er betonte, dass das Zentrum in den vergangenen zwei Jahren rund 100 Lebertransplantationen abgewickelt habe. "Das kann Leben retten. Stand heute brauchen wir das Essener Zentrum."
Der 61 Jahre alte Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie soll dafür verantwortlich sein, dass an sechs Patienten medizinisch nicht notwendige Lebertransplantationen vorgenommen wurden. Eine dieser Transplantationen soll zum Tode des Patienten geführt haben. Der Mediziner war am 4. September verhaftet worden. Die Ermittler werfen ihm Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor. Der Haftbefehl war vergangene Woche unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Laut früheren Angaben der Staatsanwaltschaft wird auch ermittelt, ob sich noch weitere Transplantationsmediziner aus derselben Klinik strafbar gemacht
haben könnten.
Laumann hatte vor zwei Wochen auch eine Prüfung angekündigt, ob dem Mediziner die Approbation entzogen oder ruhend gestellt werden könne. Diese Prüfung dauere an, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag auf dpa-Anfrage.