Weniger Arbeit - mehr Geld: Das fordert die Ärztegewerkschaft für Zehntausende Ärztinnen und Ärzte an Krankenhäusern. Eine weitere Gewerkschaft hat für eine spezielle Gruppe an den Kliniken bereits etwas erreicht.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund will in anstehenden Tarifverhandlungen eine deutliche Arbeitsentlastung für rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern erreichen. Zudem fordert der Marburger Bund eine lineare Erhöhung der Ärztegehälter um fünf Prozent, wie der Verband am Dienstag in Berlin mitteilte.
Die Arbeitszeit müsse objektiv und automatisiert erfasst werden. Schluss sein müsse es mit der Praxis, dass das Überschreiten von Höchstgrenzen zur Normalität gehöre. Die Ärztinnen und Ärzte sollten künftig zudem zwei Wochenenden im Monat jeweils von freitags 18 Uhr bis montags 7 Uhr von Arbeit, Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienst komplett befreit sein, forderte der Marburger Bund.
Die Dienstplanung müsse sechs Wochen vor Beginn des jeweiligen Planungszeitraumes bekannt gegeben werden. Im Anschluss an Nachtdienste dürfe es zudem keine regelmäßige Arbeitszeit mehr geben - schon allein, um Patienten vor Fehlern zu schützen.
Die Verhandlungen des Marburger Bunds mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) beginnen am 21. Januar in Berlin.
Die Ärztegewerkschaft begründete ihre Forderungen damit, dass hoher Druck, zu wenig Freizeit und zu wenig Schlaf für die meisten Ärztinnen und Ärzte in deutschen Krankenhäusern zum Alltag gehörten. "Wir treten an für einen neuen Umgang der Krankenhäuser mit der Arbeitszeit ihrer Ärztinnen und Ärzte", sagte der Vorsitzende Rudolf Henke. "Heute verstoßen etliche Krankenhäuser landauf landab gegen die Regeln der Arbeitskunde und sorgen in einem gewaltigen Umfang für mehr Fluktuation in den ärztlichen Belegschaften, als der dort verlangten Teamleistung guttut." Häufige Nachtarbeit könne die Schlafqualität verschlechtern und langfristig Burnout und Depressionen begünstigen, mahnte Henke.
Überhaupt erstmals eine Vergütung erhalten vom 1. Januar an tausende Auszubildende an Deutschlands Krankenhäusern. Für sie hatte die Gewerkschaft Verdi mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und der VKA verhandelt, wie Verdi mitteilte. Betroffen sind der Gewerkschaft zufolge rund 1.800 Azubis an Universitätskliniken und 1.700 an den kommunalen Krankenhäusern.
"Betroffene jobbten bisher abends oder am Wochenende, um etwas dazu zu verdienen, oder verschuldeten sich, um die Ausbildung machen zu können", sagte Verdi-Chef Frank Bsirske der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Jetzt haben die Auszubildenden einen Sprung gemacht von Null auf 965 Euro im ersten Ausbildungsjahr, 1.025 im zweiten Jahr und 1.122 im dritten Jahr", teilte Bsirske weiter mit.
Bei den Betroffenen handelt es sich um angehende Diätassistentinnen und -assistenten, Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Logopädinnen und Logopäden, medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten sowie Orthoptisten, die sich um Patienten mit bestimmten Augenerkrankungen kümmern. Diese Auszubildenden seien weit überwiegend Frauen.
Der Verdi-Chef berichtete, die Tarifeinigung rühre von einer Initiative von Auszubildenden mehrerer Unikliniken selbst her. "Mehrere hundert Azubis, Teenager zumeist, sind in Verdi eingetreten, haben eine Tarifkommission gegründet und mit uns Verhandlungen mit den Ländern und Kommunen begonnen."