Ein Narkosearzt infiziert bei Operationen reihenweise Patienten. Vor einer Woche wurden die ersten Hepatitis-C-Fälle in Donauwörth bekannt. Nun gibt es schon zwölf Fälle. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Die Zahl der Hepatitis-C-Infektionen im Donauwörther Krankenhaus steigt weiter an. Wie Gesundheitsamtsleiter Rainer Mainka am Montag berichtete, sind inzwischen zwölf erkrankte Patienten bekannt. "Wir rechnen mit weiteren Fällen", sagte er. Ein Narkosearzt der Donau-Ries Klinik, der selbst an Hepatitis C litt, soll Patienten bei Operationen mit der Leberentzündung angesteckt haben. Der Mediziner arbeitet seit einigen Monaten nicht mehr in Donauwörth und ist nach Angaben der Behörden inzwischen auch nicht mehr infektiös. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Nach Angaben des Landratsamtes Donau-Ries war der Anästhesist medikamentenabhängig. Da normalerweise nur über Blutkontakt Hepatitis C übertragen werden kann, ist bislang völlig rätselhaft, wie der Narkosearzt seine Patienten infiziert haben könnte. Es wird darüber spekuliert, dass er Spritzen, mit denen er sich selbst Arzneien injiziert hat, dann bei den OPs für die Kranken verwendet haben könnte.
Zuletzt war der Narkosearzt im Oktober etwa zwei Wochen lang in Baden-Württemberg im Ostalb-Klinikum beschäftigt. "Wir haben uns von dem Arzt getrennt", sagte die Sprecherin des Landratsamtes in Aalen, Susanne Dietterle, am Montag. Zunächst hatten mehrere Medien über die Kündigung des Mediziners in der Probezeit berichtet. Laut Dietterle war das nicht mehr vorhandene Vertrauensverhältnis ausschlaggebend für die Trennung. Eine Gefahr für die Patienten in Aalen habe es nicht gegeben.
Die Hepatitis-Fälle in Donauwörth waren vor knapp einer Woche bekanntgeworden. In einem ersten Schritt wurden fast 700 Patienten des kommunalen Klinikums angeschrieben, bei deren Operationen im Zeitraum von November 2016 bis April 2018 der Anästhesist regulär eingesetzt war. Sie alle sollen sich bei ihren Hausärzten auf eine Infektion testen lassen.
Zudem werden Tausende zusätzliche Operationsprotokolle ausgewertet, um herauszufinden, wann der beschuldigte Arzt kurzfristig für einen Kollegen eingesprungen ist. In mindestens einem solchen Fall soll der Mediziner ebenfalls die Krankheit übertragen haben.
Mainka hofft, dass es bis zum Ende dieser Woche Klarheit über die Zahl der Betroffenen bei den knapp 700 Patienten gibt. Die Auflistung der weiteren Patienten werde voraussichtlich noch länger dauern.
Hepatitis C-Infektionen sind oft langwierig und können zu schweren Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Laut Mainka gibt es inzwischen gute Therapiemöglichkeiten gegen Hepatitis C. In manchen Fällen heilt die Krankheit auch unerkannt von selbst wieder aus.