Es ist eine Win-Win-Situation: Betriebliche Gesundheitsförderung dient sowohl Mitarbeitern als auch Unternehmen. Doch welche Arten von Maßnahmen sind besonders wirksam? Die Motivation von Mitarbeitern durch sogenannte Verhaltensförderung ist nachweislich nützlich. Wirksamer ist es jedoch, wenn unternehmensweite Maßnahmen und Änderungen der Arbeitsumgebung umgesetzt werden.
Das Präventionsgesetz, das seit dem Jahr 2016 gilt, erlaubt es Krankenkassen, die Gesundheit von Mitarbeitern in Betrieben zu unterstützen. Diese Maßnahmen betreffen nur die individuelle Förderung von Mitarbeitern. Bei unternehmensweiten Maßnahmen sind die Betriebe selbst in der Pflicht. Offen war bisher jedoch, wie wirksam diese verschiedenen Maßnahmen in Bezug auf Arbeitsfähigkeit und Verhaltensänderung tatsächlich sind, wenn systematisch Einzelergebnisse aus Interventionsstudien zusammengefasst werden.
In einer aktuellen Studie wurden daher insgesamt über 4.000 Studienteilnehmer mittleren Alters untersucht, die vorwiegend sitzend arbeiteten. Die Probanden stammten aus Australien, Belgien, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden, Norwegen, Portugal, Spanien, Schweden und den Vereinigten Staaten. Die Ergebnisse waren eindeutig: Verhältnisförderung ist am effektivsten und Verhaltensförderung ist weniger effektiv, aber trotzdem sinnvoll. Werden Maßnahmen angeboten, die beide Ansätze kombinieren, dann liegt die Wirksamkeit in der Mitte.
Die Gestaltung der Arbeitstätigkeit und der Arbeitsbedingungen sowie betriebliche Rahmenbedingungen ist also zentral bei der Gesundheitsförderung. So kann etwa mangelnde Bewegung bei klassischen Büro-Jobs durch die ergonomische Gestaltung der Arbeitsumgebung und des Arbeitsplatzes reduziert werden. Verspannungen und damit Schmerzen lassen sich vermeiden durch ergonomische Bürostühle und variable Steh-Sitz-Besprechungstische. Was bleibt ist die Frage, ob die Mitarbeiter dieses Mobiliar und die Angebote auch regelmäßig nutzen. Entsprechend ist die individuelle Motivierung gefragt. Zu denken ist beispielsweise an die Absicht, nach einer Stunde sitzend am Schreibtisch aufzustehen und Lockerungsübungen zu machen. Im Arbeitsalltag kann der Vorsatz an situativen Schwierigkeiten scheitern, wie hohem Zeitdruck und dem Eindruck, dass eine Pause nicht in den Arbeitsablauf passt oder von Kollegen und Vorgesetzten nicht akzeptiert wird. Der Mitarbeiter fühlt sich unter Druck, die Arbeit ohne Pause zu beenden. Würde der Mitarbeiter einen variablen Schreibtisch haben, an dem im Stehen weitergearbeitet werden kann, dann könnte er seine Arbeitshaltung ändern und seine Muskulatur lockern und kräftigen, auch ohne eine Pause einzulegen. Workshops zu Zeit- und Selbstmanagement, professionell angeleiteter Pausensport und in den Workflow eingebaute Bewegungseinheiten können die Motivation der Mitarbeiter fördern.
Auf jeden Fall ist die Gesundheitsförderung nicht alleinige Verantwortung der Mitarbeiter. Denn wenn Mitarbeiter zufriedener, motivierter und gesünder sind, dann ist das auch ein wesentlicher Bestandteil für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.