Im deutsch-polnischen Grenzgebiet arbeiten Behörden beider Länder zusammen, Polizisten gehen gemeinsam auf Streife. Im Rettungswesen aber hakt es noch gewaltig. 2019 soll es Verbesserungen geben.
Dass eine Staatsgrenze in Zeiten der EU noch ein echtes Hindernis sein kann, hat Ben Mangelsdorf immer wieder erlebt. Nimmt der Rettungsassistent in Südbrandenburg einen polnischen Patienten auf und fährt Richtung Polen, ist an der Grenze Schluss. Ein polnischer Rettungswagen muss bestellt werden und der Patient umsteigen, wie Mangelsdorf berichtet. Bei der deutsch-polnischen Zusammenarbeit im Rettungswesen ist noch vieles unausgegoren. 2019 soll es zumindest etwas besser werden.
An der Neiße-Grenzbrücke, die die Kleinstadt Guben mit dem polnischen Gubin verbindet, habe er schon häufig auf die polnischen Kollegen gewartet, sagt Mangelsdorf, Zentraler Wachbereichsleiter der Falck Notfallrettung und Krankentransport GmbH Spree-Neiße. "Manchmal 20 Minuten, manchmal eine Stunde." In der Nachbarstadt gebe es keinen Rettungswagen, der Anfahrtsweg sei deshalb lang. Patienten mit Brüchen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden mussten warten. Lebensgefährliche Notfälle seien nicht dabei gewesen.
Die rechtliche Basis für die grenzüberschreitende Notfallrettung soll nun verbessert werden. Mehrere brandenburgischen Landkreise wollen 2019 eine Kooperationsvereinbarung zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst mit der Wojewodschaft Lebuser Land abschließen, wie das Innenministerium in Potsdam mitteilt. Bei Uckermark und Märkisch-Oderland sei eine Kooperation mit der Wojewodschaft Westpommern geplant. Auch in Sachsen ist nach Angaben des dortigen Innenministeriums eine Vereinbarung im Abstimmungsprozess.
Aus Sicht polnischer Experten gibt es noch viel zu tun. "Die Frage ist, auf welchem Gebiet es da keine Probleme gibt", sagt Andrzej Szmit, Leiter der regionalen Rettungsdienststelle in Gorzow Wielkopolski. Zu den vielen offenen Fragen gehöre die Versicherung polnischer Kollegen für die Arbeit jenseits der Grenze. Auch Regelungen zur Medikamentenvergabe seien unklar. Rettungsassistenten in Polen hätten weitreichendere Berechtigungen als ihre deutschen Kollegen. Im konkreten Fall wüssten sie oft nicht, ob sie einem Patienten in Deutschland das Medikament geben dürfen, das sie einem in Polen verabreichen würden.
Auch Sprachbarrieren gelten als Problem - nicht zuletzt wegen erhöhter Migration. Im Januar begönnen Sprachschulungen für deutsche und polnische Rettungsdienstmitarbeiter mit einem E-Learning-Programm, kündigt Konrad Meissner von der Universitätsmedizin Greifswald an. Im März solle es zudem eine Konferenz zum Thema Luftrettung in Stettin geben, sagt der Leiter des EU-Projekts Integrierter grenzüberschreitender Rettungsdienst Pomerania/Brandenburg. "Die Luftrettung ist zwischen Polen und Deutschland bisher vertraglich noch überhaupt nicht geregelt."