BRCA-1- und BRCA-2-Trägerinnen, bei denen bisher noch kein Tumor diagnostiziert wurde, müssen sich einer aktuellen Übersichtsarbeit zufolge nicht zwangsläufig einer umgehenden risikoreduzierenden Mastektomie unterziehen. Ruhige Gespräche und eine engmaschige Überwachung helfen, eine dezidierte Entscheidung zu treffen.
Die Diagnose "BRCA-positiv" ist für Frauen oft ein Schock, denn der Zusammenhang zwischen der Gen-Mutation und dem erhöhten Tumorrisiko wurde in zahlreichen Studien hinreichend belegt. So haben BRCA1- oder BRCA2-Trägerinnen in der Regel bis zum 80. Lebensjahr ein ständig um 70% höheres Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Für viele Frauen folgt daher kurz nach Diagnosestellung die Entscheidung für die vorsorgliche Mastektomie. Doch das muss nicht sein, wie eine aktuelle Übersichtsarbeit vorschlägt.
Fest steht, dass die risikoreduzierende Mastektomie tatsächlich die beste und effektivste Maßnahme darstellt, um den Ausbruch eines BRCA-assoziierten Mammakarzinoms zu verhindern. Das Risiko für ein Mammakarzinom wird nach dem Eingriff um bis zu 90% geringer eingeschätzt, jedoch bleibt immer ein Restrisiko von 1%–2% bestehen. Zudem ist die Mastektomie selbst nicht ganz risikofrei.
Zu den typischen Komplikationen der risikoreduzierenden Mastektomie gehören: Blutungen, Infektionsrisiken, chronische Schmerzen und eventuell ästhetische Nachoperationen. Darüber hinaus bieten Implantate und die Rekonstruktion der weiblichen Brust weitere Möglichkeiten für Komplikationen. Zudem bleibt die risikoreduzierende Mastektomie häufig nicht ohne Folgen mit Blick auf das eigene Körperbild der Frauen sowie deren Sexualfunktion und Partnerschaft.
Die Entscheidung für eine risikoreduzierende Mastektomie sollte deshalb immer auch die Ereignisse im Leben der Patientinnen und ebenso die Notwendigkeit einer teilweise längeren postoperativen Rekonvaleszenz berücksichtigen. Dies berührt beispielsweise die Partnersuche, das Stillen, Möglichkeiten für eine berufliche Auszeit oder auch die besondere Unterstützung von Patientinnnen mit Kleinkindern.
Quelle: Domchek SM. JAMA. 2018; doi: 10.1001/jama.2018.18942. PMID: 30521006