Die meisten Patienten mit Takotsubo-Syndrom erholen sich ohne Folgen von der Erkrankung. Zehn Prozent entwickeln jedoch eine gefährliche Komplikation. Eine Studie hat nun ermittelt, welche Patienten kurz- oder langfristig ein erhöhtes Risiko dafür tragen.
Das Takotsubo-Syndrom ist auch als "Broken-Heart-Syndrom" bekannt geworden und wurde 1990 als Krankheitsbild beschrieben. Noch immer sind die Ursachen der Erkrankung nicht eindeutig geklärt und die Behandlung muss sich deshalb an den Symptomen orientieren. In den meisten Fällen geht eine emotional belastende Situation wie der Verlust eines geliebten Menschen oder Mobbing am Arbeitsplatz voraus. Aber auch außerordentliche physische Belastungssituationen wie eine Operation, ein Sturz oder ein Schlaganfall können das Broken-Heart-Syndrom triggern. In den letzten Jahren konnte zudem gezeigt werden, dass extrem positive Ereignisse wie eine Hochzeit oder ein Lottogewinn das Takotsubo-Syndrom auslösen. In der Mehrzahl erkranken Frauen.
Die Erkrankung zeigt sich als plötzlich einsetzende, oft schwerwiegende Störung der Pumpfunktion des Herzens. Deshalb wird bei der Erkrankung häufig zuerst ein Herzinfarkt vermutet. Nach der akuten Phase erholen sich die meisten Patienten innert Wochen oder Monaten. Etwa 10 Prozent der Patienten erleiden im Zusammenhang mit der Erkrankung jedoch in der Akutphase einen kardiogenen Schock, eine lebensgefährliche Komplikation, bei der das Herz plötzlich viel zu wenig Blut durch den Körper pumpt. Bis zu fünf Prozent der Patienten mit kardiogenem Schock sterben daran.
Welche Takotsubo-Patientinnen und Patienten ein erhöhtes Risiko haben, einen kardiogenen Schock zu erleiden und ob sich für die Betroffenen langfristige Folgen daraus ergeben, haben Forscherinnen und Forscher des UniversitätsSpitals Zürich herausgefunden.
Für ihre Studie konnten die Forschenden auf die im InterTAK Register gesammelten Daten zurückgreifen. Dieses erste, weltweite Takotsubo-Register wurde 2011 am Universitären Herzzentrum des UniversitätsSpitals Zürich eingerichtet, um die Forschung über das Takotsubo-Syndrom voranzutreiben. Mehr als 40 kardiovaskuläre Zentren aus 20 Ländern sind inzwischen an dem Register beteiligt - geleitet von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Christian Templin, interventioneller Kardiologe und Leiter der akuten Kardiologie am USZ.
"Dank der Studie wissen wir nun, welche Takotsubo-Patienten in der akuten Phase der Erkrankung einen kardiogenen Schock entwickeln und deshalb intensiv überwacht werden sollten. Diese Patienten zeigen auch langfristig ein erhöhtes Risiko und sollten deshalb auch dauerhaft verlaufskontrolliert werden", fasst Templin die Ergebnisse zusammen. Bisher war über diese Risikofaktoren nur wenig bekannt und Patienten ohne Auffälligkeiten wurden nach einer Takotsubo-Erkrankung nicht weiter beobachtet. "Die Diagnose, Behandlung und die Prognose der Patientinnen und Patienten ist mit dieser Studie wieder einen bedeutenden Schritt weitergekommen."
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