Der geplante Check von Partydrogen in Berlin ist laut dem Alternativen Drogen- und Suchtbericht ein Vorbild für ganz Deutschland. "Wir hätten uns eine Initiative des Bundes dazu gewünscht und nicht, dass Berlin diesen Weg Schritt für Schritt allein gehen muss", sagte Bernd Werse, Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für Drogenforschung.
Beim Drug-Checking können PartygängerInnen Drogen vor dem Konsum anonym und straffrei auf Reinheit und Dosierung testen lassen. Das geplante Angebot soll dabei helfen, Drogentote zu verhindern.
Der Bericht kritisiert eine "zwiegespaltene" Drogenpolitik in Deutschland. Alkohol und Tabak würden relativ lasch behandelt, während bereits der geringe Konsum illegaler Substanzen wie Cannabis einer Strafverfolgung unterlägen, sagte Heino Stöver, geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung in Frankfurt/Main. Flächendeckend fehlten in Deutschland Drogenkonsumräume. Es gebe sie bisher nur in sieben Bundesländern, und sie seien kaum vernetzt. So werde ein Datenaustausch über Substanzen, Konsumformen und Alter der KonsumentInnen und damit Prävention erschwert.
Am Konsum illegaler Stoffe starben nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung im vergangenen Jahr 1.276 Menschen - vier mehr als 2017. Hauptursache waren weiterhin Vergiftungen durch Opioide wie Heroin.
Ziel des alternativen Berichts, der zum sechsten Mal erschien, sei es, das emotional aufgeladene Thema Drogenpolitik zu versachlichen, sagte Stöver. Er forderte auf Bundesebene eine parteienunabhängige Kommission.
Für das geplante Drug-Checking gebe es Luft nach oben. So sei es zum Beispiel in Österreich möglich, Drogen direkt auf Partys analysieren zu lassen - und das Verfahren anonym mit Beratung zu verbinden. In Berlin ist für PartygängerInnen ein längerer Vorlauf geplant. Ein Gutachten kam zuletzt zu dem Schluss, dass dieses Konzept legal ist. Einen Starttermin gibt es noch nicht.