Weil mit den derzeit verfügbaren Impfdosen nicht sofort alle Risikogruppen zweimal geimpft werden könnten, regt die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) an, die zweite Dosis später zu verabreichen. Die erste Impfung gegen SARS-CoV-2 könne bereits ab dem 14. Tag einen beträchtlichen Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei einer Covid-19-Infektion bieten.
Obwohl auf eine zweite Impfung nicht verzichtet werden dürfe, könne sie auch später als an Tag 21 beim BioNTech-Impfstoff und Tag 28 beim Moderna-Impfstoff erfolgen. Wichtiger sei es jetzt, mit den vorhandenen Impfdosen möglichst viele Menschen die Grundimmunisierung zu ermöglichen. Die zweite Impfung sollte aber zwingend innerhalb von 60 Tagen nachgeholt werden. Bei anderen Impfstoffen habe sich dieses Vorgehen sogar als wirkungsvoller herausgestellt. Allerdings lägen für mRNA-Impfstoffe noch keine Studiendaten zu einem längeren Zeitfenster vor.
Die Zulassung des Protokolls für die Anwendung des mRNA-basierten COVID-19-Impfstoffs BNT162b2 ("Comirnaty" von BioNTech/ Pfizer) mit zwei Impfungen im Abstand von 21 Tagen bzw. 28 Tagen bei mRNA-1273 (Moderna) basiere auf klinischen Studien, in denen keine anderen Intervalle getestet wurden1,2. Der Impfschutz beginne demnach frühestens 14 Tage nach der ersten Impfung und die hohe Effizienz von 94% bzw. 95% wurde erst ab Tag 7 bzw. 14 nach der zweiten Impfung dokumentiert. Das Intervall orientiere sich an Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen und an dem Ziel, möglichst schnell einen maximalen Schutz für die Geimpften zu erreichen. Für eine maximale und nachhaltige Antikörperantwort sei eine zweite Impfung notwendig3,4. Antikörper und T-Zell-Antworten, die nach der zweiten Impfung gebildet werden, schützen generell besser und halten länger (immunologisches Gedächtnis). Unklar sei aber, inwieweit die Geimpften nach der zweiten Impfung im Falle einer Infektion selbst noch infektiöse Viren produzieren und übertragen können.
Der Abstand von 21 Tagen zwischen erster und zweiter Impfung habe sich bei anderen Impfstudien als frühester Zeitpunkt für die zweite Impfung herausgestellt, weil sonst die erste Immunreaktion die zweite Immunreaktion blockiere. Erfolge die zweite Impfung später als 21 Tage nach der ersten, könne die zweite Immunreaktion bei anderen Impfstoffen sogar fulminanter sein5-8. Ob das bei den mRNA-basierten Impfstoffen auch so sei, könnte nur durch zusätzliche Studien gezeigt werden. Bisherige Ergebnisse zeige jedoch, dass es ohne eine zweite Impfung keinen lang anhaltenden Schutz gegen den Erreger gebe3. Aus immunologischer Sicht könne das Zeitintervall für die zweite Impfung länger sein als 21 Tage. Entscheidend sei, dass die zweite Impfung innerhalb von 60 Tagen erfolge.
Die DGfI empfiehlt, schnellstmöglich begleitende wissenschaftliche Studien zur Auswirkung der Verlängerung der Impfintervalle auf bis zu 60 Tage durchzuführen, und dabei die Menge an gebildeten neutralisierenden Antikörpern, insbesondere neutralisierendes sekretorisches IgA, als relevantes Vergleichsmaß zu nehmen. Probanden könnten Freiwillige aus medizinischem und Pflegepersonal sein, die selbst nicht zu gefährdeten Risikogruppen gehören.
Bis diese Ergebnisse vorliegen, wäre angesichts der besonderen Pandemielage eine Flexibilität der zweiten Impfung für den Zeitraum von bis zu 60 Tagen nach der ersten Impfung vertretbar. Das bedeutet, dass jetzt verfügbare Impfdosen nicht für eine zweite Impfung zurückgehalten, sondern für eine Erstimmunisierung von möglichst vielen Menschen der Risikogruppen verwendet werden sollten.
Weiterführende Literatur:
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Diese Studie zeigt für die BNT162b2 Impfung, dass ein Schutz vor Erkrankung frühestens 12 Tage nach der ersten BNT162b2 Impfung wirksam ist und die Effizienz von 94% Schutz erst ab Tag 7 nach der zweiten Impfung berechnet wurde.
2. Baden LR, El Sahly HM, Essink B, Kotloff K, Frey S, Novak R, Diemert D, Spector SA, Rouphael N, Creech CB, McGettigan J, Kehtan S, Segall N, Solis J, Brosz A, Fierro C, Schwartz H, Neuzil K, Corey L, Gilbert P, Janes H, Follmann D, Marovich M, Mascola J, Polakowski L, Ledgerwood J, Graham BS, Bennett H, Pajon R, Knightly C, Leav B, Deng W, Zhou H, Han S, Ivarsson M, Miller J, Zaks T; COVE Study Group. Efficacy and Safety of the mRNA-1273 SARS-CoV-2 Vaccine. N Engl J Med. 2020 Dec 30. doi: 10.1056/NEJMoa2035389.
Diese Studie zeigt für mRNA-1273 Impfung, dass ein Schutz vor Erkrankung frühestens 14 Tage nach der ersten mRNA-1273 Impfung wirksam ist und die Effizienz von 95% Schutz erst ab Tag 14 nach der zweiten Impfung berechnet wurde.
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Diskutiert werden Entstehung und Aufbau des Immunologischen Gedächtnisses und der Immunität mit Blick auf COVID-19 Erkrankung und Impfungen dagegen.
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Zeigt, dass eine virus-spezifische T-Zell-Antwort erst nach einer 2. Impfung mit BNT162b1 nachgewiesen werden konnte.
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Die Arbeit zeigt bei einem dem Astra-Zeneca verwandten Hepatitis (HCV) Impfstoff, dass die zweite Impfung nach 1 Jahr besser ist als nach 8 Wochen, für die T Zellantwort.
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Vergleich des Zeitpunktes der Zweitimmunisierung bei Primaten von 2 Wochen gegen 2 Monate: 2 Monate deutlich besser.
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Zeigt effiziente zweite Immunreaktionen gegen Influenzaimpfstoffe 3, 5 und 10 Monate nach der Erstimmunisierung.
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Das Zeitintervall zwischen Erst-und Zweitimpfung von 28 Tagen ist effektiv bei MVA-MERS-S Vakzine. Kein anderes Intervall wurde getestet.