Jeder vierte Erwachsene über 40 und jedes dritte übergewichtige Kind in Deutschland haben eine Fettleber. In den meisten Fällen handelt es sich um die nichtalkoholische Fettlebererkrankung, die hauptsächlich durch Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel verursacht wird und unbehandelt zu Leberentzündungen, Leberzirrhose oder Krebs führen kann. Durch einen Ultraschall lässt sich eine Fettleber deutlich vor Symptombeginn erkennen, betont die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM). Auch das Ausmaß der Leberschädigung kann mit einer speziellen Ultraschalltechnik, der Elastografie, bestimmt werden. Durch die kontrastverstärkte Sonografie (CEUS) ist zudem eine zuverlässige Leberkrebsdiagnose möglich. Der Ultraschall hat somit einen hohen Stellenwert in der Befundung und Überwachung von Leberkrankheiten.
Oft bemerken die Betroffenen jahrelang nichts von den Fetteinlagerungen. "Ein Symptom wie Müdigkeit wird selten mit der Leber in Verbindung gebracht", erklärt DEGUM-Experte PD Dr. med. Thomas Karlas, Leiter der interdisziplinären zentralen Ultraschalleinheit am Universitätsklinikum Leipzig. Umso wichtiger sei es deshalb, potenzielle Risikogruppen frühzeitig zu identifizieren.
Die Fettleber kann unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören zum Beispiel Leberentzündungen durch Hepatitisviren oder übermäßiger Alkoholkonsum. Können diese Gründe ausgeschlossen werden, handelt es sich oft um eine "nichtalkoholische Fettlebererkrankung" (non-alcoholic fatty liver disease, NAFLD). "Sie entsteht in den meisten Fällen als Folge jahrelanger ungesunder Ernährung und mangelnder Bewegung", erklärt Karlas. Vor allem Übergewicht - insbesondere Bauchfett -, ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, erhöhte Blutfettwerte und Bluthochdruck sind die Risikofaktoren. Neben fettreicher Nahrung begünstigen zuckerreiche Lebensmittel und Getränke eine nicht-alkoholische Fettleber. "Da schätzungsweise weltweit jeder vierte Erwachsene mit einer verfetteten Leber lebt, sollte bei Vorliegen der erwähnten Risikofaktoren eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden", rät der Experte. Auch bei übergewichtigen Kindern muss an eine mögliche Leberverfettung gedacht werden.
Unbehandelt kann die Fettleber zur Leberentzündung führen. "Durch eine chronische Entzündung vernarbt das Lebergewebe zunehmend, in fortgeschrittenen Stadien nimmt die Leberfunktion ab", sagt Karlas. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der NAFLD-Patient:innen trete im Krankheitsverlauf eine fortgeschrittene Vernarbung des Lebergewebes, eine sogenannte Fibrose auf, die bis zur Leberzirrhose fortschreiten kann. "Aktuell stehen noch keine spezifischen medikamentösen Therapieoptionen für die NAFLD zur Verfügung. Die Diagnostik und Verlaufsbeurteilung zielen daher insbesondere auf das rechtzeitige Erkennen von Komplikationen ab", erläutert der DEGUM-Experte.
Ultraschall eignet sich auch dafür, das Ausmaß der Leberschädigung aufzuzeigen. "Die sogenannte Elastografie ist eine Ultraschallmethode, mit der die Steifigkeit der Leber bestimmt wird", erläutert Karlas. Denn je stärker die Leber vernarbt, desto steifer sei sie und dementsprechend fortgeschrittener die Erkrankung. "Liegt bereits eine fortgeschrittene Fibrose vor, sollten aufgrund einer hohen Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Leberkrebs regelmäßige Ultraschalluntersuchungen erfolgen", rät der Experte. Wird dabei ein verdächtiger Knoten detektiert, sei eine kontrastverstärkte Ultraschalluntersuchung geeignet, eine Leberkrebserkrankung in bis zu 90 Prozent der Fälle korrekt zu identifizieren.
"Für die Diagnose, Beurteilung und Verlaufskontrolle der Fettleber-Erkrankung hat der Ultraschall einen sehr hohen Stellenwert, auch weil deshalb vielfach auf eine Gewebeentnahme verzichtet werden kann", so das Fazit von Dr. Karlas. Es sei dringend notwendig, Ärztinnen und Ärzte im Umgang mit modernen Ultraschallverfahren gut auszubilden. Die DEGUM bietet hierfür zahlreiche Fortbildungen an. Denn wenn die Fettleber frühzeitig erkannt wird, kann sich das Organ mit Hilfe von Ernährungs- und Lebensumstellung oft wieder vollständig erholen.