Begrifflichkeiten wie "Big Boss" oder "dick im Geschäft zu sein" werden gemeinhin mit Erfolg und einer leitenden Chefposition im Berufsalltag assoziiert. Tatsächlich scheint die Leibesfülle auch ein Maß für die Überzeugungskraft zu sein, so zumindest das spannende Ergebnis einer aktuellen Übersichtsarbeit aus den USA.
Die Körpergröße steht in vielen Gesellschaften mit der erwarteteten Leistungsfähigkeit von Männern in einem sehr engen (Miss-)Verhältnis. So wird großen Männern in der Regel oft mehr zugetraut, insbesondere in leitender Funktion oder gar in der Politik.
Auf der anderen Seite ist Übergewicht für die meisten eher negativ behaftet. So steht eine große Körperfülle mit Fehlernährung und Behäbigkeit in Verbindung. Doch weit gefehlt, wie eine aktuelle US-amerikanische Übersichtsarbeit nun enthüllte.
Demnach ist ein moderates Übergewicht gerade für Männer in Chefpositionen eher ein positives Persönlichkeitsmerkmal. Sie gelten offensichtlich in der Gunst ihrer MitarbeiterInnen als überzeugender in der Rolle als Chefs.
Zumindest für das männliche Geschlecht scheint somit zu gelten, dass "das eigene Gewicht den Status verkörpert". Frauen hingegen profitieren nicht von einem höheren Körpergewicht. Bei ihnen gilt Übergewicht, ob moderat oder stark ausgeprägt weiterhin mehr als ein stigmatisierendes Moment.
Wer nun allerdings "zu klein geraten zu sein" glaubt, und daher alles auf eine Karte setzen möchte, sollte nicht versuchen, seine Überzeugungkraft durch eine Gewichtszunahme steigern zu wollen. Dazu führten die AutorInnen der Übersichtsarbeit aus, dass sich aus den Ergebnissen im Umkehrschluss nicht ableite, dass eine gezielte Gewichtszunahme per se zu mehr Chancen auf eine leitende Position führen würde.
Nichtsdestrotrotz beleuchtet diese Arbeit einen sehr wichtigen gesellschaftlichen Aspekt: Unsere Vorstellungen zu Einfluss, Macht und Überzeugungskraft im Kontext von Körpergröße und/oder Gewicht sind evolutionär gewachsen und beeinflussen uns auch heute noch in der modernen Welt. Redewendungen, wie beispielsweise "sein ganzes Gewicht in die Waagschale werfen" oder "ein politisches Schwergewicht sein", zeigen dies sehr eindrücklich.
Wer weiß, vielleicht hilft es am Ende ja sogar, Übergewicht nicht immer gleich als selbstverschuldet zu stigmatisieren, sondern auch einmal dessen positiven Aspekten für das soziale Miteinander "etwas mehr Gewicht" im Alltag zu geben.
Originalstudie:
Kniffin KM et al., “Big men” in the office: The gender-specific influence of weight upon persuasiveness. PLOS ONE 2019; https://doi.org/10.1371/journal.pone.0222761