In den USA steigt die Zahl der Toten und Erkrankten in Zusammenhang mit E-Zigaretten weiter und weiter. ExpertInnen sprechen trotzdem noch von der "Spitze des Eisbergs".
Ein 17-Jähriger aus der New Yorker Bronx, eine um die 60 Jahre alte Frau aus dem Bundesstaat Massachusetts, ein um die 40 Jahre alter Mann aus Missouri: Nur wenige spärliche Informationen gibt die US-Gesundheitsbehörde CDC über die Toten heraus, aber die Gesamtzahl muss sie fast jede Woche nach oben korrigieren. 37 Menschen sind laut der bislang letzten Mitteilung der CDC in den USA schon in Zusammenhang mit E-Zigaretten gestorben, 1.888 weitere Menschen sind erkrankt. Und das, so sagte CDC-Direktor Robert Redfield jüngst, sei wohl immer noch erst die "Spitze des Eisbergs". Die Zahlen seien "zutiefst besorgniserregend".
Im Frühsommer waren in den USA, und bislang nur dort, erste Berichte über Tote und Erkrankte in Zusammenhang mit elektronischen Zigaretten aufgetaucht, seitdem steigen die Zahlen immer weiter an und mit ihnen Sorge und Ratlosigkeit der Forscher, denn eine genaue Ursache konnte bislang nicht ermittelt werden.
Die CDC arbeitet mit Hochdruck daran, Fakten über die Betroffenen zu sammeln und der Ursache auf den Grund zu kommen, aber die Arbeit ist nicht einfach: Auf dem offiziellen US-amerikanischen Markt und dem Schwarzmarkt gibt es massenhaft Geräte und verdampfbare Produkte. Offizielle Studien zur gesundheitlichen Auswirkung des Gebrauchs von E-Zigaretten gibt es bislang nur sehr wenige. Und die Frage bleibt: Warum treten diese Fälle erst jetzt auf, wo E-Zigaretten doch schon seit Jahren auf dem US-Markt sind? Gab es vorher schon Fälle und sie wurden nur nicht bekannt, oder nur nicht den E-Zigaretten zugeordnet? Oder gibt es eine neue Chemikalie in den Produkten, die für die Erkrankungen und Todesfälle verantwortlich ist? Wenn ja, welche?
Erkrankte erleben meist Husten, Atemnot und Schmerzen im Brustkorb, oft auch Magen-Darm-Probleme, Müdigkeit, Schwindel und Fieber, manchmal auch entzündete Lungen. Bei einigen Betroffenen führte Lungenversagen zum Tod. Aus den bisherigen Daten geht außerdem hervor: Ein großer Teil der Toten, rund zwei Drittel, sind weiße, junge Männer. Zudem verdichten sich die Hinweise, dass THC-Produkte eine Rolle spielen könnten. Neueste Erkenntnisse legen laut CDC nahe, dass vor allem THC-haltige Produkte, die von der Straße oder teils über illegale Händler bezogen worden seien, mit den meisten Fällen in Verbindung stünden.
VertreterInnen zahlreicher Bundesstaaten und Städte in den USA denken nun über ein Verbot von E-Zigaretten nach, oder haben derartiges sogar schon umgesetzt. Auch die Regierung von US-Präsident Donald Trump befasst sich damit. Vaping sei ein "großes Problem", sagte Trump.
Der umstrittene US-Anbieter Juul Labs kam den Aufsichtsbehörden zuvor und stoppte den Verkauf aromatisierter E-Zigaretten mit Fruchtgeschmack in den USA. Juul war vor allem wegen der offensiven Social-Media-Vermarktung seiner Produkte an jüngere Zielgruppen in die Kritik geraten. Vaping, welches eigentlich als Ausstiegshilfe für RaucherInnen gedacht war, entwickelte sich in den USA besonders bei Jugendlichen zum Trend, auch bei denen, die vorher gar nicht geraucht hatten. Andere NutzerInnen sind oft Menschen, die zum Abgewöhnen von Tabak-Zigaretten umsteigen.
In Deutschland und auch europaweit ist bislang kein ähnlicher Anstieg von Lungenschädigungen bekannt. Trotzdem gerät auch dort die Branche unter Druck, Händler melden erhebliche Umsatzeinbußen. Für die Inhaltsstoffe von Dampfprodukten gelten in der EU deutlich strengere Regeln als in den USA. Gesundheitliche Probleme von einzelnen Jugendlichen in Bremerhaven nach dem Nutzen selbstgemixter Flüssigkeiten mit gefährlichen Stoffen in E-Zigaretten standen nach Behördenangaben nicht mit den Fällen in den USA im Zusammenhang.
Wegen der nach wie vor unklaren Ursache der Todesfälle und Erkrankungen in den USA rät die US-Gesundheitsbehörde CDC derzeit komplett vom Vaping ab. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo drückte es jüngst noch deutlich drastischer aus: "Wenn man mit diesem Zeug spielt, spielt man mit seinem Leben."